Details zum Projekt für Notfall-Strom aus dem Auhafen
tho. An einer öffentlichen Infoveranstaltung in Muttenz erläuterten am Montagabend Vertreter der Baselbieter Bauund Umweltschutzdirektion und des Energieversorgers Axpo die wichtigsten Eckdaten zum ...
Details zum Projekt für Notfall-Strom aus dem Auhafen
tho. An einer öffentlichen Infoveranstaltung in Muttenz erläuterten am Montagabend Vertreter der Baselbieter Bauund Umweltschutzdirektion und des Energieversorgers Axpo die wichtigsten Eckdaten zum projektierten Reservekraftwerk im Auhafen Muttenz. Die Anlage soll im Ernstfall binnen 30 Minuten Strom für bis zu 600 000 Haushalte liefern und damit einen flächendeckenden Blackout abwenden.
Eröffnet wurde die schwach besuchte Veranstaltung von Regierungsrat Isaac Reber. Er erinnerte laut Berichten von «Basler Zeitung» («BaZ») und «Schweiz aktuell» von Fernsehen SRF an die Einschätzung des Bundesamts für Bevölkerungsschutz, das einen langanhaltenden Stromausfall als grösstes Sicherheitsrisiko für die Schweiz bezeichnet. Die Behörden führen das Projekt als Teil eines nationalen Sicherheitskonzepts durch, das fünf Reservekraftwerke vorsieht, wobei dasjenige in Muttenz das leistungsstärkste sein soll.
Axpo-Manager Andy Heiz unterstrich laut den Medienberichten, dass es sich um eine reine Notreserve ohne Marktteilnahme handelt. Der Bund übernimmt die Vorhalte- und Instandhaltungskosten; eine Entschädigungssumme sei noch in Verhandlung. Im Alarmfall hat die Axpo zwei Tage Zeit, um die Anlage einsatzbereit zu machen.
Ein zentrales Thema war die Auswahl der Brennstoffe. In der Anfangsphase setzt die Betreiberin auf HVO-Diesel. Dieses «Hydrotreated Vegetable Oil» ist ein klimaneutraler Biodiesel, der aus Abfall- und Pflanzenölen hergestellt wird und sich nahtlos in traditionelle Diesel-Infrastrukturen einspeisen lässt. Später soll die Turbinensteuerung auf E-Methanol umgestellt werden, sobald eine ausreichende Produktion und Logistik für den synthetischen Brennstoff verfügbar ist. Regierungsrat Reber betonte, dass genau diese Bedingung vom Kanton als Auflage im Bewilligungsverfahren verankert worden sei.
Kein Referendum möglich
In der anschliessenden Publikumsdiskussion kritisierten Teilnehmende laut «BaZ» den hohen finanziellen Aufwand und forderten verstärkte Investitionen in Windund Solarenergie. Simon Jungo, stellvertretender Direktor des Bundesamts für Energie, wies jedoch darauf hin, dass heikle Wetterlagen wie Nebel im Winter oder langanhaltende Flauten die Versorgungssicherheit gefährden können. Deshalb blieben Reservekraftwerke unverzichtbar.
Gegen das Projekt ist kein Referendum möglich; der weitere Verlauf erfolgt über das ordentliche Baugesuchsverfahren. Einspracheberechtigte können bis zum Ende der öffentlichen Auflage Stellung nehmen. Eine im Vorjahr gestartete lokale Petition hat bislang keine grössere Protestwelle ausgelöst.
Die Planer streben die Einreichung des Baugesuchs bis Ende dieses Jahres an. Nach Abschluss des Bewilligungsverfahrens und dem Bau soll die Anlage im Winter 2029/30 ans Netz angeschlossen werden. Dank der Lage am Auhafen profitieren Logistik und Anbindung: Bestehende Tanklager und die Nähe zum Hochspannungsnetz reduzieren die Infrastrukturkosten. In den kommenden Monaten werden weitere Detailpläne ausgearbeitet und die Bevölkerung erneut informiert, bevor das Baubewilligungsverfahren startet. Investiert werden soll ein «mittlerer dreistelliger Millionenbetrag». Die Kosten werden via Strompreis auf die Kunden abgewälzt.