Reformierte Zugpferde ziehen weiter

  19.06.2025 Kirche, Baselbiet

Gestern Abend wurden vier Mitglieder des Kirchenrats der Reformierten Kirche Baselland inklusive Kirchenratspräsident Christoph Herrmann mit einem feierlichen Gottesdienst in der Liestaler Stadtkirche verabschiedet. Drei von ihnen kommen aus dem Oberbaselbiet.

Anna Wegelin

Sie sind Menschen wie du und ich und engagieren sich für eine reformierte Kirche im Baselbiet, die Gutes tut und viel zu wenig darüber redet: Sandra Bätscher aus Tenniken, Cornelia Hof-Sippl aus Seltisberg, Martin Plattner aus Sissach und Christoph Herrmann aus Therwil. Die vier engagieren sich seit Jahren für die reformierte Landeskirche mit Herz, Fleiss, Verstand und Diplomatie. Jetzt beginnt für sie ein neues Kapitel; denn Ende Juni treten sie aus dem Kirchenrat der Reformierten Kirche Baselland zurück.

Die «Mitte»-Politikerin Sandra Bätscher arbeitet hauptberuflich als «Chief Financial Officer» bei einem bekannten Baselbieter Unternehmen für Mineralwasser. Sie weist einen eindrücklichen Weg bei der Reformierten Kirche Baselland auf: Präsidentin des Kirchenvorstands Tenniken-Zunzgen, Mitglied der Stiftung Kirchengut Baselland und Synodale sowie Präsidentin des Kirchenparlaments.

Seit 2017 war Sandra Bätscher als Kirchenrätin zuständig für Finanzen und Wirtschaft. Sie sagt: «Ein Höhepunkt war die neue Kirchenordnung und die neue Finanzordnung. Wir konnten sie so populär machen, dass die Synode ihnen zustimmte.» Das sei alles andere als selbstverständlich und mit viel Arbeit verbunden gewesen, erzählt sie: «Jetzt haben wir eine zukunftsfähige Lösung und das erfüllt mich mit Genugtuung.»

«Für alle Menschen da sein»
Die reformierte Kirche habe eine «wichtige Aufgabe bei der Frage, wie wir mit Menschen und mit der Armut umgehen sollen und auch, wie man gewisse politische Fragen angehen soll, zum Beispiel die Konzernverantwortungsinitiative», sagt Sandra Bätscher. «Eine Kirche der Zukunft ist das soziale Gewissen der Menschen in unserem Kanton.» Cornelia Hof hat einen wirtschaftlichen Hintergrund und arbeitete zuletzt als «Leiterin Human Resources». In ihrer Freizeit macht sie leidenschaftlich Ausdauersport und Fitness, ist gerne in den Bergen und in der Natur. Während zwölf Jahren war sie Kirchenrätin für Diakonie und Spezialseelsorge, also für Soziales und das kirchliche Wirken in der Gesellschaft. «Das sagte mir zu, weil ich mich gerne für Menschen engagiere», sagt sie.

Kirche sei nicht Selbstzweck, betont sie. «Mein Leitmotiv in all den Jahren war: Für die Menschen in unserem Kanton da zu sein – und zwar für alle.» Gefragt nach den Meilensteinen in ihrer Zeit als Kirchenrätin, antwortet sie: die Schaffung der kantonalkirchlichen Fachstelle Diakonie im Mai 2024 und das Projekt Spiritualität und Seelsorge im Alter.

Die Landeskirche müsse präsent bleiben im Baselbiet und die Gesellschaft mitgestalten, so Cornelia Hof: «Denn die gesellschaftlichen sozialen Brennpunkte und die damit verbundenen Fragestellungen werden nicht weniger. Im Gegenteil: Themen wie Armut, Existenz und psychische Probleme verstärken sich.» Auch die Einsamkeit «nimmt extrem zu und zwar auf allen Altersstufen», sagt sie. «Hier sollten wir uns als Kirche vermehrt engagieren.»

«Über Grenzen hinaus denken»
Matthias Plattner ist im oberen Baselbiet kein Unbekannter. Der langjährige Gemeindepfarrer, der weitum vernetzt ist und auch als Kirchenrat nie ein Blatt vor den Mund genommen hat, wirkt seit 32 Jahren hauptberuflich als Pfarrer, seit 28 Jahren im Kanton Baselland, zuerst in Bennwil und seit 2006 in Sissach.

Von 2013 bis 2025 war er im Kirchenrat, die letzten vier Jahre für Gemeindeentwicklung und Erwachsenenbildung. In dieser Zeit beschäftigten ihn das Abschliessen der Umsetzung der Visitation und die Ausbildung zum Laienprediger und zur Laienpredigerin (siehe «Volksstimme» vom 31. Mai, Seite 9 mit Ruth Heller). «Wir hatten viele Jahre dafür gekämpft, dass wir diesen Reformprozess machen durften», sagt er zur Visitation, «ein Riesenprojekt.»

«Über die Grenzen hinaus denken und arbeiten sowie Synergien schaffen – das ist mein Credo», sagt Matthias Plattner. «Ein Höhepunkt für mich war die unglaubliche Vernetzung durch das Kirchenratsmandat: innerhalb der kirchlichen Landschaft, zur katholischen Kirche und zu Nonprofit-Organisationen oder auch die Kontakte ins Feld der Politik. Schöne, überraschende Bekanntschaften mit vielen netten und engagierten Menschen – das ist etwas Unbezahlbares.»


www.refbl.ch/de/kirche/unsere-kirche/kirchenrat


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