Rückkehr mit Rakete
08.08.2025 Sport, FussballGelterkinder Club «Galaxy 1998» gibt unter neuem Namen Comeback
13 Jahre nach dem Rückzug des damaligen FC Galaxy läuft der zweite Gelterkinder Fussballclub in der neuen Saison wieder hinter der Mehrzweckhalle auf. Das neue «Galaxy 1998» ist die ehemalige ...
Gelterkinder Club «Galaxy 1998» gibt unter neuem Namen Comeback
13 Jahre nach dem Rückzug des damaligen FC Galaxy läuft der zweite Gelterkinder Fussballclub in der neuen Saison wieder hinter der Mehrzweckhalle auf. Das neue «Galaxy 1998» ist die ehemalige dritte Mannschaft des FC Gelterkinden.
Sebastian Wirz
Der Grill läuft, das Bier ist kaltgestellt, die Preisliste ist laminiert, der QR-Code für die bargeldlose Bezahlung funktioniert, die Eckfahnen sind in den Boden gebohrt und zwei Holzbänklein stehen auf dem Rasen – spätestens seit Dienstag ist der Sportplatz hinter der Gelterkinder Mehrzweckhalle bereit für die Rückkehr in den Regionalfussball. Mit dem Testspiel gegen den FC Liestal ist der letzte Aufgalopp vor dem grossen Comeback dieser Saison Tatsache: Galaxy ist zurück.
Ab 1999 nahm ein zweiter Fussballverein aus Gelterkinden am Meisterschaftsbetrieb teil. Eine Gruppe junger Männer hatte sich zusammengetan und den FC Galaxy gegründet. Das Angebot des FC Gelterkinden, sich als Sektion dem Verein anzuschliessen, schlugen die Junioren aus, wie die «Volksstimme» berichtete. Die 18- und 19-Jährigen wollten «ihre Zukunft selber gestalten».
Die Sachlage präsentiert sich 2025 ähnlich: Eine Gruppe junger Männer will ihr eigenes Ding machen. Auf das Aufnahmeangebot konnte der FC Gelterkinden dieses Mal aber verzichten, denn das neue Galaxy ist eben gerade daraus entstanden, dass die Fussballer nicht in den Vereinsstrukturen des FCG bleiben wollten: Es handelt sich bei ihnen um die ehemalige dritte Mannschaft des «grossen Bruders», die vergangene Saison den Aufstieg in die 3. Liga realisiert hat, aber nun eigene Wege gehen will.
Aufstieg und Abschied
«Die Jungs haben es abgelehnt, dass sie auf verschiedene Teams aufgeteilt werden sollten», sagt Pascal Bürgin. Er ist so etwas wie der geistige Vater des Projekts. «Ich habe die meisten schon als kleine Buben trainiert», sagt der Gelterkinder, der die Junioren auch betreute, als sie als «Youth Team» erstmals für den FCG in der 5. Liga aufliefen. Es habe sich ein sehr starker Zusammenhalt entwickelt, die jungen Männer seien zu einer Familie geworden. Dieser Zusammenhalt prallte mit der Philosophie des Vereins aneinander, für den bei der Zusammenstellung der Kader nicht an erster Stelle steht, wer mit wem zusammenspielen will, sondern, welche Zusammensetzung den grössten sportlichen Erfolg verspricht.
Der Verein antwortete auf die Ankündigung des Austritt seines «Drüü» im April entsprechend auf seiner Website: «Der FCG bedauert diese Entwicklung ausserordentlich, stellt aber gleichzeitig fest, dass in einem grossen Sportverein wie dem FC Gelterkinden die jeweiligen Teams das Leitbild und die Vereinsphilosophie mittragen müssen.» Bürgin, der jahrzehntelang in verschiedenen Funktionen für den FC Gelterkinden im Einsatz gestanden hat und von einem FCG-Herz in seiner Brust spricht, drückt es so aus: «Es ist schön, wenn so eine Familie entsteht – aber es ist halt schlecht für den Verein. Man kann so eine Entwicklung nicht aufhalten.» Umso wichtiger war es für den Galaxy-Spielbetriebs-Chef, dass das Team dem FC Gelterkinden zum Abschied den Aufstieg in die 3. Liga schenken konnte. «Und wildern werden wir beim FCG-Nachwuchs nicht.»
Tradition und Typen
Bei der Suche nach den neuen Wegen stiessen die Verantwortlichen auf den FC Galaxy. Der Verein hatte sich nach 13 Jahren Meisterschaft 2012 aus selbiger zurückgezogen und als Plauschgruppe weiter bestanden. Statuten und einen Präsidenten gab es in Gründungsmitglied Christoph Fries noch, aber von Versammlungen und Vereinsleben konnte nicht geredet werden. In Gesprächen zeigte sich, dass die verbleibenden «Galaktischen» dem neuen Projekt einiges abgewinnen können. Der Weg war geebnet für den Prozess, der an einer Versammlung im vergangenen Frühling schliesslich einen neuen Vorstand, viele neue Mitglieder und ein neues Logo hervorbrachte – und den neuen Namen «Galaxy 1998».
Auf die Tradition des ursprünglichen Clubs sollte einerseits die Jahreszahl hinweisen, andererseits übernahmen die jungen Männer nicht nur die Galaxie im Namen, sondern setzten diese mit einer Rakete im Logo auch visuell um.
Christoph Fries ist als Vizepräsident der Vertreter des alten «Galaxy», zum Präsidenten wurde Serge Halbeisen gewählt. Der Dornacher führt in Gelterkinden ein Unternehmen für Energielösungen, das als Hauptsponsor von «Galaxy 1998» auftritt, ist im Dorf fussballerisch aber ein unbeschriebenes Blatt. Und das ist gerade der springende Punkt: «Ich bin ein unbefangener Präsident, habe keine Geschichte mit dem FC Gelterkinden», sagt Halbeisen. «Positive Vibes! Das spüre ich hier», sagt der Präsident. Er habe sofort gemerkt, dass es sich bei den jungen Männern um eine Familie handle. «Ehrgeizige Typen mit grossem Zusammenhalt – eine coole Sache.»
Ohne Abstieg und Bargeld
Als neu gemeldetes Team tritt «Galaxy 1998» in der 5. Liga an. Da es sich faktisch um das Aufsteiger-Team in die 3. Liga der vergangenen Saison handelt, dürften die Gelterkinder ein starker Vertreter dieser Liga sein. Ein Mittelfeld bestehend aus Gian Ackermann, Mergim Ahmeti und Vahit Ari, wie dies am Dienstag gegen Liestal der Fall war, dürfte zumindest viele Fünftligisten überfordern. Für Bürgin ist klar: «Wir wollen in zwei Jahren wieder am Punkt stehen, an dem wir diesen Frühling waren.» Bedeutet: Im Rennen um den Aufstieg in die 3. Liga.
Damit würden die Gelterkinder die Geschichte des alten «Galaxys» weiterschreiben: Der Verein stieg bis 2007 in die 3. Liga auf. Bis zum Rückzug 2012 wurden die Galaktischen zu den «Unabsteigbaren»: Keinen einzigen Abstieg mussten sie in ihrer Vereinsgeschichte hinnehmen. Ob sie tatsächlich der einzige Verein in der Schweiz waren, dem dies je gelang, wie die Verantwortlichen damals gegenüber der «Volksstimme» sagten, lässt sich kaum überprüfen.
Um mögliche Abstiege geht es aktuell sowieso nicht. Am Sonntag steht mit dem Cupduell gegen den FC Riederwald in Liesberg das erste «Galaxy»-Wettbewerbsspiel seit 13 Jahren an. Eine Woche später ist dann der FC Oberdorf zur Heimpremiere hinter der Gelterkinder Mehrzweckhalle zu Gast.
Die «Galaxy»-Spieler haben seit der Vereinsgründung Hand angelegt: Finanzchef, Sportchef, Planung möglicher Anlässe, Gestaltung und Bestellung der Trikots – all das überliessen die erfahrenen Vorstandsmitglieder den Jungen. «Die Spieler sind stark involviert, sie wollen mitentwickeln», sagt Halbeisen. Die Jugend des Vereins zeigt sich beim Test gegen Liestal etwa daran, dass Wurst und Bier nur bargeldlos bezahlt werden können. Aber die Trikots mit der Rakete auf der Brust sitzen, die Ersatzbank ist trotz Sommerferien übervoll – und Captain Mergim Ahmeti trifft bei der 2:3-Niederlage zur Unterhaltung der rund 50 Zuschauenden frech direkt vom Anstoss ins Tor. Der Platz hinter der Mehrzweckhalle ist bereit. Der Regionalfussball kann mit «Galaxy» mitten ins Dorf zurückkehren.
Samstag, 16. August, 17 Uhr: Galaxy 1998 – FC Oberdorf, Sportplatz Mehrzweckhalle, Gelterkinden. Das Spiel wird von der «Galaxy-Take-Off-Party» umrahmt.