Powerplay, Rock ’n’ Roll und Beethoven
12.11.2024 GelterkindenArno Del Curto, der erfolgreichste und kultigste Eishockeytrainer, zu Gast im «Nachtcafé»
Es sind nicht alleine seine Meistertitel, die er mit dem HC Davos errang: Arno Del Curto ist eine Ausnahmeerscheinung im Schweizer Eishockey. Seine Emotionen und seine oft ...
Arno Del Curto, der erfolgreichste und kultigste Eishockeytrainer, zu Gast im «Nachtcafé»
Es sind nicht alleine seine Meistertitel, die er mit dem HC Davos errang: Arno Del Curto ist eine Ausnahmeerscheinung im Schweizer Eishockey. Seine Emotionen und seine oft überraschenden Antworten trugen nicht minder zu seinem Status bei.
Jürg Gohl
Ein Bruch des Fussgelenks steht am Anfang. Ein Eishockeyspieler namens Arno Del Curto aus St. Moritz, der in der dritthöchsten Spielklasse um den Puck kämpft, verletzt sich schwer und muss im Alter von 21 Jahren seine Aktivkarriere früh beenden. Niemand rechnet damit, dass dieser Sportunfall am Anfang einer Trainerkarriere steht, die, nicht nur im Eishockey und nicht nur hierzulande, ihresgleichen sucht.
47 Jahre später sitzt Arno Del Curto am kommenden Donnerstag im Kino Marabu in Gelterkinden im «Nachtcafé» der «Volksstimme» und blickt auf seine Karriere an der Bande zurück. Erst ist sein Name nur Eishockey-Insidern ein Begriff. Doch als er mit der Schweizer U20-Nationalmannschaft überrascht, gerät sein Name bald auf den Radar grosser Klubs, und er stösst schliesslich 1996 zum HC Davos.
Damit beginnt auch die zweite grosse Ära des populärsten Eishockey-Klubs des Landes. Arno Del Curto trainiert den HCD 22 Jahre lang, gewinnt mit den Bündnern sechs Meistertitel und erreicht drei weitere Male den Playoff-Final. Unter ihm gewinnen die Davoser zudem dreimal als Gastgeber ihren renommierten Spengler Cup.
Diese Bilanz steht in einem engeren Zusammenhang mit seinem kurzen Engagement beim Junioren-Nationalteam, als man dies erwarten würde. Er setzt von Beginn weg auf junge, talentierte Spieler, die er nach Davos lockt. Beispielsweise zieht es Mark Streit aus Bern, Ivo Rüthemann aus der Ostschweiz und Reto von Arx aus Langnau in jungen Jahren in die Bündner Höhenluft, die anderen Teams immer zu schaffen macht.
Mit Emotionen und Köpfchen
Der Einheimische Andres Ambühl, der Schweizer Rekordspieler mit den weltweit meisten WM-Spielen in den Beinen, beginnt seine Laufbahn unter Mentor Del Curto. Der Trainer fordert von seinen Talenten Tempospiel, 60 Minuten im Powerplay-Modus. Damit überfahren die Jungen so manchen arrivierten Gegner, und wer den Aufstieg des Schweizer Nationalteams aus dem Mittelmass von damals indirekt mit Arno Del Curto in Verbindung bringt, dürfte nicht ganz falsch liegen.
2018 beendet er seine Karriere in Davos, doch der Abschied vom Eishockey gelingt ihm nicht ganz. Er lässt sich zu einem kurzen, erfolglosen Comeback bei den ZSC Lions überreden; und im vergangenen Frühling steht er an der WM als Assistent an der Bande der Österreicher und spielt gegen die Schweiz.
An der Bande (und in der Garderobe) zählen auch die Emotionen zu seinen Merkmalen. Da wird geschrien, gestikuliert, diskutiert. Und wenn er plötzlich seine Arme demonstrativ verschränkt, wissen die Spieler, dass es in der Garderobe gleich laut wird. Über diesen schwer zu fassenden Bündner ist vor drei Jahren eine Biografie erschienen, die einen treffenden Titel trägt: «Mit dem Köpfchen durch die Wand».
Weggefährten sagen, dass Del Curto «auch mit inzwischen 68 Jahren der Rock ’n’ Roller» geblieben sei, der er schon immer war. Ein Rock ’n’ Roller, vor dem bisweilen der eigene Hund flüchtet und der seiner Mannschaft auf dem Klavier Beethovens «Mondscheinsonate» vorträgt. Vielleicht verrät er am Donnerstag die Hintergründe dazu.
«Volksstimme»-Nachtcafé mit
Arno del Curto, Donnerstag, 14. November,
20 Uhr, Marabu, Gelterkinden.