Pümpins Kriegsbilder gegenwärtiger denn je
19.06.2025 Kultur, Bezirk LiestalVernissage des Buchs «Kunst im Schatten des Krieges» von Frédéric Stalder
In seinem Werk «Kunst im Schatten des Krieges» zeigt Autor Frédéric Stalder zahlreiche Bilder, die der Gelterkinder Maler Fritz Pümpin während seiner Aktivdienstzeit geschaffen hat, und bettet sie in den biografischen und den militärischen Rahmen ein.
Jürg Gohl
Das alte Zeughaus in Liestal war – zur Überraschung von Autor Frédéric Stalder – bis auf den letzten Platz gefüllt, als er vorgestern sein Buch «Kunst im Schatten des Krieges» vorstellte. Unter den Gästen waren auch Volkmar und Cuno Pümpin, die beiden Söhne des Künstlers. Auf gut 120 Seiten widmet sich Stalder dem populären Oberbaselbieter Maler Fritz Pümpin, der während seines Aktivdienstes als engagierter Militärmaler tätig war und zahlreiche Bilder und Skizzen anfertigte.
Stalder, der sich bislang eher für Militärgeschichte als für Malerei interessierte, stiess zufällig auf eines dieser Werke – der Auslöser für eine erste von vielen Recherchen. Ihre Ergebnisse hielt er fest, ergänzt durch Bilder, Dokumente und kleine Fundstücke aus einer düsteren Zeit, die vor 80 Jahren endete.
Auf diesen historischen Bogen und den Bezug zur heutigen, kriegsgeprägten Gegenwart gingen auch sämtliche Rednerinnen und Redner der Vernissage ein. Die Baselbieter Regierungsrätin Kathrin Schweizer, die das Vorwort zum Buch verfasst hat, sagte in ihrer Begrüssung, Pümpin sei «gegenwärtiger denn je». Brigadier Oliver Müller, Kommandant der Territorialdivision 2, betonte, der Krieg berühre nicht nur Pümpin, sondern alle Kunstschaffenden tief – und würdigte «die Resilienz, die Widerstandskraft der damaligen Bevölkerung». Pümpins Kunst, so seine Forderung, müsse zum Nachdenken anregen.
Stalder, ehemaliger Kommandant des Infanteriebataillons 2/52, stellte im Anschluss das Buch als Ganzes sowie einzelne Aspekte daraus vor: etwa den 14-jährigen Fritz Pümpin, der auf einem Kartondeckel das historische Kaisermanöver nachzeichnete, oder den Familienvater Pümpin, der am 4. März 1945 seine verängstigte Familie verlassen muss, um die Bombennacht über Basel zu dokumentieren.
Erkenntnisse zur Verteidigung
Der Autor, der mit diesem Werk erstmals ein Buch vorlegte, bringt nicht nur den Künstler näher, sondern auch die Zeit der Grenzbesetzung zwischen dem Kriegsausbruch am 1. September 1939 und dem Frieden vom 8. Mai 1945. Dabei fördert er auch neue Erkenntnisse zur Verteidigungsstrategie in der Nordwestschweiz zutage.
Frédéric Stalder, mittlerweile wohl bester Kenner des Kriegsmalers Fritz Pümpin, macht auch einen markanten Bruch in dessen Werk aus: Die frühen Bilder seien «friedlich, ja fast idyllisch» und liessen bereits den späteren Landschaftsmaler erkennen. Doch ab 1940 schlägt die Stimmung um. Es dominieren Schrecken und Dunkelheit – die jassenden Soldaten weichen grabenden. Besonders bewegend ist das Bild der fliehenden Kinder aus dem Elsass nach Basel – ein Werk, das die Pümpin-Stiftung bis heute vergeblich sucht.
Der Autor dieses Beitrags war an der Entstehung des Buchs beteiligt.
Das Kunstbuch «Kunst im Schatten des Krieges, Fritz Pümpin, Chronist und Militärmaler» kann bei Schaub Medien AG, in Sissach (Verlag misbuech.ch) oder im Museum Baselland in Liestal bezogen werden. Siehe Inserat Seite 8.