Parkplätze als Knacknuss
17.10.2024 ZeglingenDie Bürgergemeinde Zeglingen hat ihr Projekt für die Nutzung von vier leer stehenden Häusern im Zentrum vorgestellt. Geplant sind 11 Wohnungen für gut 7 Millionen Franken. Heftig diskutiert wurden die 350 Meter entfernten Parkplätze.
Christian ...
Die Bürgergemeinde Zeglingen hat ihr Projekt für die Nutzung von vier leer stehenden Häusern im Zentrum vorgestellt. Geplant sind 11 Wohnungen für gut 7 Millionen Franken. Heftig diskutiert wurden die 350 Meter entfernten Parkplätze.
Christian Horisberger
Auf diese Ecke an zentraler Lage im Dorf sind die Zeglinger gar nicht stolz, manche sprechen sogar von einem Schandfleck: die Häuserzeile an der Hauptstrasse schräg gegenüber der Gemeindeverwaltung. Die in eine steile Böschung gebauten Häuser sind seit zehn oder mehr Jahren unbewohnt und wirken ziemlich heruntergekommen. Die Bürgergemeinde Zeglingen möchte dies nun ändern. Sie hat die Liegenschaften 2014 und 2023 in zwei Tranchen erworben und liess eine Projektstudie für eine Wohnnutzung ausarbeiten. Das Ergebnis der Überlegungen der Planungskommission und des Sissacher Architekturbüros Lehner + Tomaselli AG wurde der Bevölkerung am Montagabend präsentiert und zur Diskussion gestellt.
Die bisherige Planung sieht in den vier aneinander gebauten Häusern beziehungsweise Hausteilen auf zwei Parzellen insgesamt elf Wohnungen vor. Diese sollen in den bestehenden Mauern realisiert werden, sagte Architekt Angelo Tomaselli. Dies einerseits, weil zwei der vier Gebäude, das «Coiffeurhaus» und die frühere Gemeindeverwaltung, als erhaltenswerte Bauten gälten. Andererseits seien die Parzellen übernutzt: Würden die «Landi» und die «Neumühle» abgerissen, dürfte neu weniger gebaut werden, so Tomaselli. Ferner wäre bei einem Abriss und Neubau mit höheren Kosten zu rechnen, da in diesem Fall der steile Hang mit einer teuren Verbauung gesichert werden müsste.
Mit dem Trottinett zum Auto
Durch den Bau in den bestehenden Mauern unterscheiden sich die Wohnungen zum Teil deutlich voneinander. Im kleinen «Coiffeurhaus» etwa ist nur eine Wohnung auf drei Etagen vorgesehen. In der ehemaligen Gemeindeverwaltung sind zwei Wohneinheiten geplant sowie acht weitere – vom 1,5-Zimmer-Studio bis zur sehr grosszügig bemessenen Familienwohnung mit Galerie – in den beiden anderen, aneinander gebauten Häusern. Alle Gebäude sind rückwärtig mit einem Gang «verbunden», die Stockwerke mit einem gemeinsamen Treppenhaus und Lift erschlossen und im Untergeschoss ist sogar noch Platz für ein kleines Gewerbe. Für angenehme Temperaturen sorgt der Wärmeverbund.
Was die beiden Parzellen nicht hergeben, ist ausreichend Fläche für 13 Parkplätze, die der Kanton für die 11 Wohnungen vorschreibt. Lediglich vier Garagen und einen Parkplatz haben die Planer auf dem Grundstück unterbringen können. Mangels Alternativen wurden die Parkplätze beim «Landi-Schopf» geplant, auf einer Parzelle, die ebenfalls der Bürgergemeinde gehört. Der Haken: Das Grundstück befindet sich 350 Meter oder 4 Gehminuten von den Wohnungen entfernt, wie Tomaselli sagte. «Zu Fuss gehen ist gesund», warb er für die Variante und schlug als «kreative Lösung» E-Trottinette für die Hausbewohner vor.
Als Gemeinde- und Bürgerratspräsident Fredi Rickenbacher das Wort für Kommentare und Anregungen freigab, gab es für die Pläne Lob und Tadel. Das Lob galt einem gelungenen Projekt, das den Raum optimal ausnutze, kritisiert wurde vor allem die Parkplatz-Situation. Die Distanz zu den Wohnungen sei zu gross und es sei fraglich, ob sich Interessenten finden liessen. «Das gibt nichts Gescheites», wetterte ein Anwesender. Die meisten Haushalte im Dorf hätten zwei, wenn nicht drei Autos – direkt vor dem Haus. Es sei klüger, man reisse die Gebäude ab und schaffe Freiraum. «Wir haben ringsum Wiesen. Da brauchen wir keinen zusätzlichen Grünraum», konterte ein anderer zur Erheiterung der rund 50 Anwesenden.
Verkaufen und vermieten
Die externen Parkplätze waren nicht für alle ein No-go: In Städten sei dies völlig normal, dort hätten die Mieter oft nicht einmal eigene Parkplätze und müssten im Quartier nach Parklücken suchen. Es wurden auch Lösungsvorschläge gemacht. Etwa der Kauf einer angrenzenden Parzelle für die Parkplätze oder der Abriss eines der Gebäude zugunsten von mehr Parkplätzen direkt bei den Wohnungen. Ersteres habe die Planungskommission geprüft und verwerfen müssen, da ein Nachbar fürs Befahren seiner Privatstrasse keine Einwilligung gebe, erklärte der Präsident. Zum zweiten Vorschlag sagte Architekt Tomaselli: «Dann haben wir einen Parkplatz und fast keine Wohnungen mehr.» Dies, da in den nicht geschützten Gebäuden, die abgerissen werden dürften, acht der elf Wohnungen vorgesehen sind.
Im Zusammenhang mit der Parkplatzfrage deutete Bürgerpräsident Fredi Rickenbacher an, dass vier Wohnungen samt jeweils einem Parkplatz beim Haus verkauft und die weiteren vermietet werden könnten. Damit liesse sich die Investition leichter stemmen. Und die ist erheblich: Angelo Tomaselli bezifferte die voraussichtlichen Umbaukosten auf 7,3 Millionen Franken. Laut der Beurteilung von Ingenieuren ist die Tragstruktur in Holz, Beton und Mauerwerk intakt und kann weiterverwendet werden. Die Dächer hingegen seien sanierungsbedürftig und der gesamte Ausbau sowie die Installationen müssten erneuert werden.
Laut Rickenbacher wird sich die Planungskommission demnächst mit einem Immobilien-Treuhänder treffen, um die Marktchancen und Rentabilität der Wohnungen beurteilen zu lassen. Die Bürgergemeinde wolle mit dem Projekt nicht das grosse Geld verdienen, aber auch nicht draufzahlen müssen, stellte er klar.
Dass eine Bürgergemeinde ein Wohnbauprojekt wie dieses überhaupt ins Auge fassen kann, ist alles andere als selbstverständlich. Die Zeglinger Bürger haben es den Einnahmen der Aushubdeponie Wanne auf Bürgergemeindeboden zu verdanken. Ihr Eigenkapital beläuft sich aktuell auf rund 3,4 Millionen Franken.
Das grosse Interesse und die meisten Wortmeldungen an der Informationsveranstaltung können als Zeichen dafür gedeutet werden, dass sich die Zeglinger wünschen, dass der Schandfleck aus dem Dorf verschwindet. Ein mögliches «Wie» wurde am Montag aufgezeigt, über das «Wie genau» wird noch intensiv diskutiert werden müssen.