Ort der Stille wird lebendig
06.11.2025 RümlingenZweckverband fördert die Biodiversität auf dem Friedhofsgelände
Mit der Einsaat von einheimischen Blumen auf dem Friedhofsgelände in Rümlingen zeigten sich bald erste Erfolge. Nun strebt die Gemeinde noch mehr Biodiversität zwischen den Grabfeldern an.
Brigitt Buser
Als die Rümlinger Gemeinderätin Corinne Cartier, unter anderem zuständig für den Friedhof und das Bestattungswesen, von der «Volksstimme» angefragt wurde, ob sie zu den im vergangenen Frühjahr naturnah gestalteten Grünflächen Auskunft geben wolle, reagierte sie bescheiden: Es handle sich um einen kleinen Eingriff, der kaum erwähnenswert sei – man wolle zunächst abwarten, wie sich das Projekt entwickle.
Die Idee, mehr Biodiversität auf das Areal des Friedhofs Rümlingen zu bringen, entstand im Austausch zwischen dem erfahrenen Werkhofmitarbeiter der Gemeinde und der engagierten Friedhofsgärtnerin. Beide legen grossen Wert auf ökologische Pflege und fanden es schade, dass die freien Flächen zwischen den Grabfeldern – und davon gibt es einige – während der Vegetationszeit wöchentlich gemäht wurden. Ihr Vorschlag: Das Gras seltener schneiden, damit es vermehrt blüht und Tiere summen und brummen.
Daraufhin beschlossen der Zweckverband Friedhof Rümlingen und Umgebung sowie die Friedhofskommission, die Grünflächen naturnah zu gestalten. So entstehen wertvolle Lebensräume für zahlreiche Tierarten – ein Beitrag zur Förderung der Artenvielfalt.
Natürlich stösst ein solcher Wandel nicht überall auf Begeisterung. Auf einem bislang wohlgeordneten Friedhofsgelände – noch dazu an so prominenter Lage vor dem Viadukt – mögen Holzhaufen und Wildstauden zwischen den Wegen zunächst ungewohnt wirken. Auch der Anblick eines Löwenzahns oder etwas Vogelmiere am Wegrand gefällt nicht allen. Um Missverständnissen vorzubeugen, informierte der Zweckverband die Bevölkerung mit einem Hinweis in den Gemeindeblättern und am Friedhofseingang. Darin wird erklärt, dass künftig mit häufigeren Begegnungen von Bienen, Vögeln oder Igeln zu rechnen sei.
Vorerst keine Magerwiese
Im vergangenen Frühling wurden ein neu freigewordenes Grabfeld sowie ruhende Felder mit einer Blumensamenmischung eingesät. «Natürlich sah man im ersten Jahr noch nicht viel, da es sich um mehrjährige Pflanzen handelt», sagt Cartier, «aber im nächsten Frühling dürfen wir mehr Blütenvielfalt erwarten.» Falls nötig, werde nachgesät.
Parallel zur Einsaat entstand am Naturschutztag gemeinsam mit Kindern und Eltern ein Asthaufen als Unterschlupf für Igel, Insekten und Reptilien. Schon im Sommer zeigten sich erste Erfolge: Abends wurden die ersten Igel gesichtet, die dank der Friedhofsmauer und des Eimattbaches an der Südseite gut geschützt sind.
Die mittlerweile grösstenteils aufgegangene Saat liess man zunächst wachsen. Beim späteren Mähen wurden blühende Pflanzen stellenweise stehen gelassen, damit sie aussamen können. «Eine blühende Magerwiese wird es vorerst nicht geben», erklärt Cartier, «dafür müsste der Boden zuvor abgemagert werden.» Ziel sei es vielmehr, mit geringem Aufwand die Insektenvielfalt zu erhöhen – was bereits gelungen sei.
Abgeschlossen ist das Projekt jedoch noch nicht. Als nächster Schritt ist die Entfernung einer Kirschlorbeerhecke geplant, die bisher ein Grabfeld begrenzte. An ihrer Stelle sollen künftig einheimische Sträucher wachsen – als weiterer Beitrag zu einem lebendigen, naturnahen Friedhof.

