Bym Wyy säit der Optimischt: «My Glas isch no halb voll.» Der Pessimischt hingege: «My Glas isch scho halb leer.»

E soziologischi Forschigsstudie het uusegfunde, ass der Mensch systematisch z positiv und z optimistisch dänkt und derby ständig underschetzt, wievill Züggs zrings um ihn umme dernäbe goot. Au wenn är s besser wüsst, neigt är nämmlig derzue, syni Missgschick z bagatellisieren und z beschöönige. Derby weers logischer, är würd mee schwarz gsee bi allem Päch und Unglück uf dere Wält, wo tagtäglig mee der Bach ab goot. Aber genau das cha der Mensch in sym völlig irrationale Hang zum Optimismus eifach usbländen und überspiile.

Sii häi sogar feschtgstellt, ass au usgmachti Pessimischte vill lieber vo ihre Glücksmomänt verzellen as vo ihren Unglück. D Forscher hätte nit erwartet, ass Pessimischte sich genau glych verhalte wie Optimischte. Der Underschiid isch numme, dass der Pessimischt immer grad meint, e Glücksmomänt syg nur e zuefelligi Usnahm vo der Regle und schnäll wiider verby. Während der Optimischt felsefescht dra glaubt, ass s Glück ihn immer und überall wiider findet. Wie die glychi Mängi im Glas beurteilt wird, isch aso nummen e Sach vo der Perspektive.

«Optimismus ist eine irrationale menschliche Neigung ohne guten Grund, die macht, dass wir trotz schlechter Aussichten doch immer weiter träumen», säit der Künschtler Theo Jansen.

Dä Reflex han I grad letscht Wuche bi mir sälber beobachtet. Do git my Computer der Geischt uf und isch komplett tot. My ganzen Emailverlauf samt allnen Adrässe goot derby verlore, und das versout mer grad der schön Morge. Aber scho am Noomittag ghör I my säge: «Jä nu, dasch jetz halt wien en Entschlackigskur und het au öbbis Guets. S isch sowieso z vill gspeicheret gsy won I nümm bruucht ha, jetz hets derfür Platz für Neus.» Im Hang zum Optimismus red I mer aso scho nummen e paar Stund spööter my Unglück schön. Und fühl my derby au grad wiider vill wööler.

Am glyche Tag bym Coiffeur verzellt mer die dryzähjeerigi Hatisha us Afghanistan d Gschicht vo der Flucht zämme mit ihren Eltere. Z Fuess dur Pakistan und dur en Iran, drei Joor lang ooni Schuel im ne türkischen Uffanglager interniert, denn im ne kaputte Schlepperschiff fünf Tag lang vor Griecheland im Meer tryybe, ändlig vo der Marine grettet und spööter z Fuess dur Kroatie bis uf Italie gloffe, immer znacht us Angscht vor Verhaftig und Abschiebig. Und vo dört mit em letschte Gäld ändlig wyter bis in d Schwyz. Do aacho, heeb sii zerscht monatelang kei einzigs Wort mee uusebrocht, verzellt mer d Hatisha in fliessendem Hochdütsch. Aber das syg jetz verby und vergässe, wil hüt geeb s nüt Schöners für sii, as jede Tag dörfen in d Schuel.

Dä strahlend, unverwüeschtlig Optimismus in den Auge vo däm Mäitli, wo sys halbe junge Läbe lang uf der Flucht gsy isch, het mer fascht s Härz abdruckt. In däm Sinn und Geischt wünsch I Ihnen allnen e schöni Wiehnecht.

Florian Schneider wurde 1959 geboren und stammt aus Reigoldswil. Er ist Sänger, Schauspieler und Liederschreiber und lebt mit Tochter Mina in Eptingen.