Noémi Speiser gewürdigt
02.12.2025 ReigoldswilTextilkünstlerin wurde 100 Jahre alt
Am 18. September ist die Reigoldswiler Textilkünstlerin Noémi Speiser 100-jährig verstorben. Am Freitag verlieh die Uni Basel der Oberbaselbieterin am «Dies academicus» nachträglich die Ehrendoktorwürde.
...Textilkünstlerin wurde 100 Jahre alt
Am 18. September ist die Reigoldswiler Textilkünstlerin Noémi Speiser 100-jährig verstorben. Am Freitag verlieh die Uni Basel der Oberbaselbieterin am «Dies academicus» nachträglich die Ehrendoktorwürde.
Jürg Gohl
Wenn sich die Universität Basel jeweils am letzten Freitag im November an ihrem «Dies academicus» in der Basler Martinskirche selber feiert, zählt es zu den Höhepunkten, wenn die Fakultäten verdienstvollen Persönlichkeiten Ehrendoktorwürden verleihen. Zu den sechs Geehrten zählt heuer auch die weltweit renommierte Textilkünstlerin Noémi Speiser, die zuletzt in Arboldswil und Reigoldswil gelebt hat. Sie ist am 18. September mit 100 Jahren verstorben.
Die posthume Anerkennung durch die Philosophisch-Historische Fakultät nahm deshalb ihre Nichte Anne Kasper-Chappuis aus den Händen von Dekan Laurent Goetschel und von Universitätsrektorin Andrea Schenker-Wicki entgegen. Die Geehrte habe «bedeutende wissenschaftliche Beiträge zur Erforschung von Textiltechniken in Europa und Japan geleistet», hiess es in der Laudatio, und sich entscheidend für die Textilsammlungen im Museum der Kulturen Basel eingesetzt. Auch habe sie die Techniken verschiedener Kulturen in die Textilkunst eingebracht und ein Leben lang an einer wissenschaftlich fundierten Terminologie und Klassifikation textiler Verfahren gearbeitet.
Im Jahr 1926 wurde sie in England geboren, wo ihr Vater, Direktor bei BBC sowie ein späterer National- und Ständerat für den Kanton Aargau, damals arbeitete. Sie entstammte einer Basler «Daig»-Familie. Neben dem Arbeiten mit Textilien und dem Erforschen der Techniken auf der ganzen Welt war die Schauspielerei in jungen Jahren ihre zweite grosse Leidenschaft. Besonders mit der japanischen Textilkunst setzte sie sich auseinander und bereiste dieses Land oft.
Diese Liebe kam nicht zuletzt bei der Architektur ihres Hauses in Arboldswil zum Ausdruck, in dem sie bis zu ihrem Wechsel ins Alterszentrum in Reigoldswil wohnte. Sie blieb unverheiratet und bestand zeitlebens darauf, mit «Fräulein» angesprochen zu werden. Diese Anrede, so pflegte sie zu sagen, bringe ihre Unabhängigkeit als Frau zum Ausdruck. Sie wird als fröhlich, aufgeschlossen und energiegeladen beschrieben.
Auf der «Volksstimme»-Titelseite
Auch bei Künstler Samuel Buri, dem einzigen Mann neben den sechs neuen Doktorinnen «Honoris Causa», lässt sich eine Verbindung zum Oberbaselbiet herstellen. Dem 90-jährigen Berner Landschaftsmaler wird der Titel von der Theologischen Fakultät dafür verliehen, dass seine zeitgemässe religiöse Kunst Bibelworte mit bildnerischen Tiefen verbindet. Buri gestaltete 1982 die Titelseite der Jubiläumsausgabe der «Volksstimme» zu ihrem 100. Geburtstag.
Erstmals in ihrer Geschichte vergab die Universität am vergangenen Freitag zusätzlich den Titel eines Ehrenrats. Er wurde Peter Lenz zuteil, dem Gründer der Ehemaligenvereinigung Pro Jure für Juristen sowie ersten Präsidenten der Alumni Basel. In ihrer Rede betonte Andrea Schenker-Wicki, dass «inklusive Institutionen» entscheidend für den Wohlstand einer Region oder eines Landes sind. Diesbezüglich zähle die Schweiz zu den Vorbildern.
