Neues Abenteuer in neuem Land
28.08.2025 Sport, EishockeyDie ZS-Ausländerinnen heissen Bailey Kehl und Maria Heinonen
SWHLB-Meister Zunzgen-Sissach geht mit zwei neuen Importspielerinnen in die Saison 2025/26. Sie kommen aus den USA und aus Finnland – und haben eine Menge Erfahrung im Gepäck. Beide sind echte ...
Die ZS-Ausländerinnen heissen Bailey Kehl und Maria Heinonen
SWHLB-Meister Zunzgen-Sissach geht mit zwei neuen Importspielerinnen in die Saison 2025/26. Sie kommen aus den USA und aus Finnland – und haben eine Menge Erfahrung im Gepäck. Beide sind echte Verstärkungsspielerinnen.
Daniel Monnin
Die beiden neuen ZS-Ausländerinnen könnten unterschiedlicher nicht sein: Hier die 23-jährige Amerikanerin Bailey Kehl, frisch aus vier Jahren in der höchsten nordamerikanischen Universitätsliga NCAA «entlassen» und erstmals in Europa; da die 10 Jahre ältere Finnin Maria Heinonen, die in ihrer mehr als 15-jährigen Karriere erstmals ihr Heimatland verlässt und das «Abenteuer Ausland geniessen will».
Beide verstehen sich als Leaderfiguren. Kehl sagt, sie sei eine Spielerin, die als Vorbild vorangehe und damit auf und neben dem Eis versuche, ihren Teamkolleginnen zu helfen. Sie spreche viel, auch in der Garderobe. Ähnliches erzählt Maria Heinonen über sich: «Ich bin in der Tat eine laute Person – überall, in der Garderobe, auf dem Eis, überall. Mit meiner Erfahrung kann ich mithelfen, beispielsweise in einer Drittelspause bestimmte Dinge anzusprechen und Eindrücke mit meinen Teamkolleginnen zu teilen.»
Vier Jahre höchstes Niveau
Kehl, Amerikanerin mit deutschen Verwandten, zu denen sie allerdings keinen Kontakt habe, weiss genau, was sie will: «Ich habe die ZS-Ladies ausgesucht, weil ich weiterhin jeden Tag etwas dazulernen will. Ich weiss, dass die Schweizer Women’s League zu den besten in Europa gehört, und es ist mein Ziel, einmal in der höchsten Liga zu spielen.» Sie freue sich auf ihr neues Team, sagte sie noch vor ihrem Flug über den Teich. Vor einem Wechsel nach Europa respektive in die Schweiz «habe ich mit einigen ehemaligen Teamkolleginnen und Spielerinnen, mit denen ich das Sommertraining absolviere, über ihre Erfahrungen in Europa gesprochen». Das habe ihr geholfen, einen raschen Entscheid zu fällen.
«Ich bin eine ‹easygoing› Person, deshalb wird es mir nicht schwerfallen, mich in ein neues Team einzugliedern.» Trotz ihrer erst 23 Jahre schaut sie auf eine lange Eishockey-Zeit zurück. Bereits mit 3 Jahren stand sie erstmals auf dem Eis und spielte bis zu ihrem 15. Lebensjahr mit Knaben. Darauf folgten vier Jahre in der kanadischen Okanagan Academy, die auch Ableger in Europa hat. «Die letzten beiden Jahre war ich Teamcaptain und wurde im letzten Academy-Jahr vom Rochester Institute of Technology rekrutiert.» Die vier Jahre in der College-Liga NCAA hätten sie geprägt, vor allem auch, «weil es seit Beginn meiner Karriere als kleines Mädchen ein Ziel war, einmal in der NCAA zu spielen».
Kehl sieht sich als «schnelle und aggressive Verteidigerin», die einen Blick für das freie Eis hat. Besonders stolz ist sie auf ihre Rolle als «Powerplay-Schaltstation» und meint, sie suche auch die Offensive, wenn es die Situation erlaube. Neben dem Eishockey wird sie in Deutschland arbeiten. «Ich werde dort leben und habe einen Job, der meinem Uni-Abschluss in ‹International Business› entspricht.»
Heinonen: Erstmals im Ausland
Ihre ganze Karriere verbrachte die 33-jährige Maria Heinonen in ihrem Heimatland Finnland an zwei Orten: zuerst in Oulu beim Klub Kärpät, dann die vergangenen fünf Jahre in Rovaniemi, der Hauptstadt Lapplands, bei «RoKi». An die 300 Ligaspiele kamen in den Jahren zusammen, etwa die Hälfte davon in der zweiten Liga. Auch Heinonen ist erstmals im Ausland: «Ich bin mir bewusst, dass meine Karriere früher oder später zu Ende gehen wird, deshalb suchte ich eine neue Herausforderung und neue Erfahrungen. Ich wollte in einer Liga in einem typischen Hockeyland, wie es die Schweiz ist, spielen. Die ZS-Ladies suchten eine Spielerin mit meiner Erfahrung, da musste ich nicht lange überlegen», sagt die sowohl als Verteidigerin als auch Stürmerin einsetzbare Finnin. «Wenn ich wählen dürfte, würde ich wie im ersten Trainingsspiel die Verteidiger-Position bevorzugen. Ich kann aber auch Flügel oder Center spielen, kein Problem.»
Sie habe seit ihrem 15. Lebensjahr neben dem Hockey immer gearbeitet, «in meiner Jugend meistens in Restaurants, wenn wir gerade Schulferien hatten». Später schloss sie ihr Studium als Lehrerin für Mathematik, Physik und Chemie an der Universität Oulu ab und zog als Sekundarlehrerin nach Rovaniemi. Sie habe nach ihrem Uni-Abschluss nach Möglichkeiten gesucht, Eishockey in der höchsten Liga und Job zu verbinden: «Rovaniemi war die ideale Wahl.»
Bei der Frage nach ihren grössten Erfolgen bleibt sie bescheiden: «Ich denke, es ist die Liebe zum Hockey, eine lange und stabile Karriere und die Bereitschaft, die Freude am Spiel an Junge und Kids weiterzugeben.» Ähnlich bescheiden beschreibt sie ihren Spielstil: «Ich mache keine Kunststücke, spiele einfach und geradlinig und lese das Spiel gut.» Aber sie könne auch einmal den Schiedsrichtern sagen, was sie verpasst haben, lächelt sie.
Eines ist sicher: Kehl und Heinonen werden bei den ZS-Ladies die Schweizer Schlüsselspielerinnen ergänzen und dem Team mit den vielen jungen Spielerinnen helfen.