Neue Strategie für die Erkundung
15.05.2025 ReigoldswilKleine Bohrlöcher statt teure Grossbohrung bei Wasserfallentunnel
Projektleiter Elias Vogt setzt beim Wasserfallentunnel zwischen Reigoldswil und Mümliswil neu auf Freiwilligenarbeit und eine kostengünstigere Bohrmethode. Ab September soll ein Team die Arbeiten aufnehmen ...
Kleine Bohrlöcher statt teure Grossbohrung bei Wasserfallentunnel
Projektleiter Elias Vogt setzt beim Wasserfallentunnel zwischen Reigoldswil und Mümliswil neu auf Freiwilligenarbeit und eine kostengünstigere Bohrmethode. Ab September soll ein Team die Arbeiten aufnehmen – vorausgesetzt, ausreichend Helfer werden gefunden.
Peter Sennhauser
Die ursprüngliche Planung zur Erkundung des 150 Jahre alten Tunnelbauwerks im Wasserfallen-Gebiet sah eine aufwendige, 30 Zentimeter durchmessende Bohrung vor. Diese hätte professionelles Gerät und entsprechende finanzielle Mittel erfordert. Nun verfolgt Projektleiter und Hobbyarchäologe Elias Vogt einen alternativen Ansatz: «Der Höhlenklub Basel hat mir empfohlen, drei kleine, jeweils etwa 5 Zentimeter grosse Löcher zu bohren», erklärt er. Das untere Loch soll der Entwässerung dienen, während die oberen für das Einführen einer Kamera vorgesehen sind.
Diese Methode bietet entscheidende Vorteile. Sie kommt mit einfacheren Mitteln aus und lässt sich durch sachverständige Freiwillige realisieren. «Die kleinen Bohrlöcher kann man viel günstiger umsetzen, denn dazu braucht es keine professionelle Tunnel-Bohrlafette», führt Vogt aus. Auch der Durchbruch von 7 Metern zum Stollen im Berg könne mit Unterstützung von ehrenamtlich Mitarbeitenden erfolgen.
Der Höhlenklub Basel bringe wertvolle Expertise mit. Laut Vogt haben dessen Mitglieder Erfahrung mit ähnlichen Projekten: «Diese Leute haben solche Bohrungen bereits gemacht; die wissen, wie es geht.» In einem alten Bergwerk im Fricktal seien mehrere Hundert Meter Stollen mit freiwilligen Helfern erschlossen worden – ein Modell, das auch für den Wasserfallentunnel funktionieren könnte.
Freiwillige gesucht
Das grösste Hindernis für das Projekt ist nicht mehr primär die Finanzierung, sondern die fehlende Manpower. «Wir brauchen 20 Personen als Pool, die helfen, die Arbeit durchzuführen», sagt Vogt. Obwohl ein Crowdfunding nicht die erhofften 35 000 Franken einbrachte, stehen dem Projekt nach seinen Angaben immer noch zwischen 25 000 und 30 000 Franken zur Verfügung – die Beiträge stammen hauptsächlich von Gemeinden, Stiftungen und Einzelspendern aus dem Baselbiet. Nachdem das Crowdfunding nicht den erhofften Zuspruch gefunden hatte, habe er Adressen möglicher Spender erhalten, sagt Vogt. Dabei handle es sich fast durchwegs um Enthusiasten aus dem unteren Baselbiet. Vogt hofft, im direkten Kontakt mit ihnen die Finanzierung zu erhalten.
Er erläutert, dass die bisherigen Helfer aus verschiedenen Gründen ausgefallen sind: «Sowohl in Mümliswil als auch in Reigoldswil ist mein Projektteam eingeschlafen.» Viele der Unterstützer befänden sich im fortgeschrittenen Alter und hätten nicht mehr die Energie, das aufregende Projekt durchzuziehen, geschweige denn vor Ort mitzuarbeiten. Das gelte auch für den Höhlenklub Basel; dieser sei überaltert und die jüngeren Mitglieder seien beruflich zu sehr eingespannt.
Herausforderndes Terrain
Der ideale Helfer für das Tunnel-Projekt hat ein bestimmtes Profil. Vogt: «Am besten wären Leute mit Ingenieurs- oder Bauerfahrung, die gerade frisch pensioniert sind, so 65-jährig. Personen, die noch Kraft und Zeit haben.» Und sie müssten bereit sein, körperlich anspruchsvolle Arbeiten im Tunnel zu leisten und handwerkliches Geschick mitbringen. Ab September will Vogt aktiv auf die Suche nach Unterstützern gehen. «Als Projektleiter ideal wäre ein frisch pensionierter Geologe oder jemand mit ähnlicher Erfahrung, der Zeit, die Fähigkeit und das Interesse hat, das Projekt anzugehen.» Die Arbeiten im Tunnel stellen besondere Anforderungen. Ein See am Eingang des Stollens muss überquert werden, da er nicht abgelassen werden kann. «Die Entwässerung liegt leider zu hoch, die kann man nicht aktivieren. Also müssen wir das ganze Material für die Bohrung über den See transportieren», erläutert Vogt. Durch das stellenweise hüfttiefe Wasser hindurch zu gehen, sei zu gefährlich, weil der Boden verschlickt sei. Elias Vogt plant, ein Floss zu installieren, das an Seilen hin- und hergezogen werden kann.
Hinter dem See wartet bereits die nächste Herausforderung: «Dort hat es wasserführende Quellen, der Boden ist ebenfalls sehr nass. An dieser Stelle müssen wir Holzbohlen auslegen», beschreibt Vogt die Situation. Zudem müsse ein grosser Stein, der den Weg versperrt, gespalten und abtransportiert werden. All diese Arbeiten erfordern körperliche Kraft und ein gewisses Mass bergmännisches Können. Aber der Hobbyarchäologe ist guter Dinge.
Wenn er seine derzeitige Aufgabe als Kampagnenchef von zwei nationalen Volksinitiativen im Sammelstadium abgeschlossen hat, will er sich im Spätsommer mit ganzer Kraft dem Wasserfallentunnel widmen: «Technisch ist alles erkannt. Es ist ein Plan, mit dem wir uns sicher fühlen, den wir allen präsentieren können. Jetzt fehlen nur noch die Leute.»
Hoffnung auf eine «Zeitkapsel»
sep. Der Wasserfallentunnel hat eine die Vermutung, dass die SCB das Probewegte Geschichte. Vor 150 Jahren jekt absichtlich scheitern liess, um ihren begann die Schweizerische Central-Bahnknotenpunkt Olten nicht zu gebahn (SCB) mit dem Bau eines 4,2 Kilofährden. Falls die Erkundung des Tunmeter langen Tunnels, der Basel und nels gelingt, könnte hinter der Felswand Bern auf direktem Weg verbinden eine Art Zeitkapsel aus dem 19. Jahrsollte. Nach nur einem Jahr ging die behundert warten – mit originalen Holzauftragte Berliner Baufirma in Konkurs. stützen, Gleisen, Tunnelwagen und Zurück blieben etwa 1000 Meter un-Werkzeugen. Ein solcher Fund wäre vollendeter Stollen und Schächte – und von nationaler Bedeutung.