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08.05.2025 SportMichelle Schaub stellt sich neuer Herausforderung
Michelle Schaub zählt zu den schnellsten Läuferinnen des Landes im Halbmarathon. Nun wagt sich die 25-jährige Bubendörferin an die Königsdisziplin. Nach erfolgreicher Vorbereitung will sie bei ihrem Debüt ...
Michelle Schaub stellt sich neuer Herausforderung
Michelle Schaub zählt zu den schnellsten Läuferinnen des Landes im Halbmarathon. Nun wagt sich die 25-jährige Bubendörferin an die Königsdisziplin. Nach erfolgreicher Vorbereitung will sie bei ihrem Debüt gleich eine starke Zeit laufen.
Timo Wüthrich
Schweizer Meisterin im Halbmarathon 2023 sowie eine Top-Ten-Platzierung an der Universiade im chinesischen Chengdu – das Palmarès von Michelle Schaub kann sich sehen lassen. Nun steht die 25-jährige Langstreckenläuferin vor ihrer nächsten Herausforderung: Das erste Mal will die Bubendörferin einen Marathon bestreiten. Dabei peilt Schaub keine gemütliche Sightseeing-Runde an – sie will gleich unter 2:40 Stunden bleiben.
Wo genau sie ihr Marathon-Debüt geben wird, will sie noch nicht verraten. Sie halte sich in Absprache mit ihrem Trainer noch mehrere Optionen offen, Mitte Mai soll es allerdings so weit sein. Warum aber nun der Sprung auf die 42 Kilometer? «Ich kann es nicht genau erklären, aber der Marathon hat etwas Magisches an sich», sagt Schaub, «es ist die Königsdisziplin des Langstreckenlaufs, in der Sportler zu Legenden wurden und unglaubliche Rekorde aufgestellt haben.»
Später Einstieg
Im Gespräch mit der Oberbaselbieterin entsteht schnell der Eindruck, dass sie keine klassische Athletin ist: Sie schlägt ihren eigenen Weg ein. Zum Beispiel ist es in der Leichtathletik nicht üblich, mit 25 Jahren den ersten Marathon zu laufen – zumindest bis vor wenigen Jahren. Granden wie Eliud Kipchoge oder Kenenisa Bekele dominierten in ihren Zwanzigern die 5000 Meter sowie die doppelte Distanz auf der Bahn, bevor sie in ihren Dreissigern auf längere Distanzen wechselten und dort erfolgreich waren. Darauf angesprochen erwidert sie: «Mein Körper ist schlicht und einfach für lange Strecken gebaut. Ich kann ein bestimmtes Tempo über lange Zeit konstant aufrechterhalten. Kurze, intensive Antritte liegen mir nicht.»
Auch ihr Einstieg in die Leichtathletik verlief alles andere als gewöhnlich. Kurz vor ihrem 18. Geburtstag nahm sie das erste Mal überhaupt an einem Wettkampf teil, dem Basler Stadtlauf. Praktisch ohne Vorbereitung belegte die Bubendörferin dort gleich den 6. Platz in ihrer Alterskategorie – zuvor spielte Schaub Unihockey. Einige Monate später folgte der 2. Rang am Luzerner Stadtlauf, was nicht unbeachtet blieb. Sie wurde angefragt, ob sie nicht am regionalen Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) in Basel trainieren wolle. «Natürlich habe ich zugesagt», erinnert sich Schaub. «Im NLZ habe ich optimale Bedingungen vorgefunden, die es mir ermöglichten, den Schritt in Richtung nationale Spitze zu gehen.»
Ideale Voraussetzungen findet die Oberbaselbieterin nicht nur im Training, sondern auch beruflich vor: Schaub studiert Wirtschaft an der Fernuniversität Schweiz, was sich gut mit ihrem Alltag als Leistungssportlerin vereinbaren lässt. «Praktisch alle Vorlesungen finden online statt», so die 25-Jährige, «das bietet mir einen grossen Spielraum in der Gestaltung meiner Trainings – denn ich muss zugeben, dass ich oft nach Basel fahre, um zu trainieren. Hier in Bubendorf ist es mir als Strassenläuferin fast zu hügelig.»
Durch das digitale Studium blieb ihr auch in den vergangenen Wochen genügend Zeit für den finalen Schliff vor ihrem Marathon-Debüt. Um sich optimal auf die 42 Kilometer vorzubereiten, hat Schaub ihr Trainingspensum gesteigert: In Spitzenzeiten spult sie bis zu 130 Kilometer pro Woche in den Laufschuhen ab – die zusätzlichen Einheiten, die sie auf dem Velo absolviert, sind dabei nicht eingerechnet.
Erfolgreiche Vorbereitung
Diese Steigerung scheint sich auszuzahlen, denn die Ergebnisse in den vergangenen Monaten können sich sehen lassen: Mitte März gewann Schaub in Wien einen Halbmarathon in ihrer zweitschnellsten Zeit über diese Distanz, wenige Wochen später gewann sie die 10 Meilen am Eikener Osterlauf in knapp unter einer Stunde. «Ja, ich merke, dass das Training Früchte trägt. Ich habe viele Fahrtspiele gemacht, in denen zum Beispiel über zwei Minuten die avisierte Marathon-Pace gelaufen wird, danach folgt eine Minute in etwas moderaterem Tempo», erklärt die Bubendörferin.
Trotz der sorgfältigen Vorbereitung bleiben einige Unwägbarkeiten bestehen – beispielsweise die Wettkampfverpflegung. Bisher musste sich Schaub im Wettkampf diesbezüglich keine grossen Sorgen machen, denn bei einer Rennzeit von etwa 75 Minuten kann ohne Verpflegung gelaufen werden. Anders beim Marathon: Um einem Hungerast vorzubeugen, ist es von Vorteil, sich mit Gels oder Getränken zu versorgen. «Die Ernährung teste ich im Training genauso sorgfältig wie das Material», sagt Schaub. «Doch über 42 Kilometer kann selbst bei bester Vorbereitung der Magen plötzlich rebellieren – das ist schon den Besten passiert.»