Ein Kahlschlag im Wald sorgte für Unruhe im Dorf
An einer Waldbegehung liessen sich rund 40 Interessierte über die Gründe des grossflächigen Waldeingriffs am Farnsberg informieren. Revierförster Andreas Koch erklärte, dass Sicherheitsgründe der ...
Ein Kahlschlag im Wald sorgte für Unruhe im Dorf
An einer Waldbegehung liessen sich rund 40 Interessierte über die Gründe des grossflächigen Waldeingriffs am Farnsberg informieren. Revierförster Andreas Koch erklärte, dass Sicherheitsgründe der Auslöser gewesen seien.
Elmar Gächter
Freude löste er nicht aus, der Kahlschlag am westlichen Farnsberg. Tag für Tag richtet sich der Blick vieler Rickenbacherinnen und Rickenbacher auf jene Fläche, die bis vor einigen Monaten dicht bestockter Wald war und sich seit vergangenem Winter als karger Hang präsentiert. «Dies hat zu zahlreichen Reaktionen im Dorf geführt und hohe Wellen geschlagen», sagte Mathias Oberer, Präsident des Vereins «Natur in Rickenbach», an diesem sonnigen Augustabend auf der Buuseregg.
Dort hatten sich am Montag rund 40 Interessierte – nicht nur aus Rickenbach – eingefunden, um von Revierförster Andreas Koch mehr über die Gründe und Ziele des Eingriffs zu erfahren. Der Anlass öffnete einen Blick in die Arbeit der Forstfachleute, die sich zunehmend klimabedingten Herausforderungen stellen müssen.
2,4 Hektaren Wald oder mehr als 1100 Kubikmeter Holzmasse mussten auf diesem steilen Hang im Buusner Gemeindegebiet gefällt werden. Der gesamte Buchenbestand fiel dem Holzschlag zum Opfer, nur noch einzelne Solitäre wie Föhren oder Eichen ragen aus dem weitgehend unbedeckten Boden empor. «Die meisten Buchen waren dürr oder am Absterben und stellten ein grosses Sicherheitsrisiko dar. Das ist im ganzen Forstrevier eine Folge des Klimawandels mit vermehrten Trockenperioden», erklärte Andreas Koch, der das Forstrevier Farnsberg seit rund drei Jahren leitet.
Entlang des Hangfusses und oberhalb der Hangkante führen Wege, deren Eigentümer Verantwortung tragen und die nach Möglichkeit vor Risiken geschützt werden sollen. Das Revier prüft viermal jährlich jeden Weg, jede Feuerstelle und jedes «Bänkli» auf Gefahrenstellen. Auf eine Frage einer Teilnehmerin, ob man sich auf jedem Weg sicher fühlen könne, antwortet der Förster eindeutig: «Der Wald ist nie sicher – und er wird es auch nie sein.»
Für Betriebsleiter Koch geht es bei einem derart unumgänglichen Eingriff auch um die finanzielle Seite: Mindestens darf die Rechnung nicht defizitär sein. Rund ein Viertel des Schlages konnte als Stammholz verkauft werden, der Rest wird zu Brenn- oder Hackholz verarbeitet. «Wir haben einen grösseren Liefervertrag mit der Feldschlösschen-Brauerei, und deshalb geht ein Teil des Holzes in die neue Anlage in Rheinfelden, wo es zur Dampferzeugung und damit zum Brauen des Biers verwendet wird.»
Weitere Rodungen stehen an
Um den Waldrand aufzuwerten, hat das Forstrevier entlang des Waldweges einen 15 Meter breiten Gürtel mit Sträuchern wie Pfaffenhütchen, Weissdorn oder Wolligem Schneeball angelegt. Das Setzen von Jungbäumen erfolgt im nächsten Frühling oder Herbst, wenn die meisten Niederschläge erwartet werden. Unterdessen will man das natürliche Aufkommen von Jungwuchs abwarten, um dann gezielt mit widerstandsfähigen Baumarten zu erweitern.
Andreas Koch nennt Winter- und Sommerlinden, Eichen, Schneeballblättrigen Ahorn, Föhren und auch Nussbäume. Mit diesen überwiegend trockenresistenten Arten soll eine Monokultur vermieden und Schädlingen eine möglichst geringe Angriffsfläche geboten werden. «Auf Buchen werden wir künftig nicht mehr setzen. Zudem wollen wir die Umtriebszeit verkürzen, damit sich die Genetik der Bäume schneller an neue Bedingungen anpassen kann», so Koch. Der Förster liess zudem durchblicken, dass in den kommenden Jahren weitere rund 11 Hektaren Wald rund um den Farnsberg gerodet werden müssen, ebenfalls als Folge des Klimawandels.
Der Anlass erwies sich als gute Gelegenheit, die Teilnehmenden über Hintergründe der Waldbewirtschaftung und Waldpflege zu informieren. «Hätte eine solch informative Begehung vor dem Kahlschlag stattgefunden, wäre der Schock in Teilen der Bevölkerung von Rickenbach über den Eingriff deutlich kleiner gewesen», meinte Teilnehmer Matthias Huber.