Mobilfunkantenne kommt nicht gut an
16.11.2023 Seltisberg5G-Antenne: Meinung der Bevölkerung ist gespalten
An einer Informationsveranstaltung zum Thema «Swisscom AG – Mobilfunkantenne Galms» zeigten Fachpersonen auf, dass der Neubau einer 5G-Antenne für eine bessere Netzabdeckung in der Gemeinde notwendig sei. Das Gros ...
5G-Antenne: Meinung der Bevölkerung ist gespalten
An einer Informationsveranstaltung zum Thema «Swisscom AG – Mobilfunkantenne Galms» zeigten Fachpersonen auf, dass der Neubau einer 5G-Antenne für eine bessere Netzabdeckung in der Gemeinde notwendig sei. Das Gros der Besucherinnen und Besucher zeigte wenig Freude über das Vorhaben.
Willi Wenger
Der Seltisberger Vizegemeindepräsident Tobias Grieder hat an der Informationsveranstaltung zum Thema «Mobilfunkantenne Galms» am Dienstag klargemacht, dass Mobilfunkabdeckungen generell durch den Bund geregelt sind. Er sagte aber auch, dass die zahlreichen kritischen Voten aus dem Publikum vom Gemeinderat ernst genommen und bei den weiteren Planungen berücksichtigt würden. Zudem bedauerte die Behörde, dass zu dieser Veranstaltung Eingangskontrollen durchgeführt wurden und der Abend durch Security-Personal «gesichert» werden musste. «Wir wollten einen reibungslosen Ablauf sicherstellen», kommentierte Grieder, der festhielt, dass ähnliche Veranstaltungen schon durch «Fremdpersonen» gestört worden seien. Vonseiten der Swisscom AG hat Projektmanager Urs Indermühle mehrmals darauf hingewiesen, dass der Standort Galms für die Swisscom das A und O darstelle. «Nach Prüfung von drei möglichen Standorten ist dieser für uns der klar beste», bekräftigte Indermühle. Er führte aus, dass der Ausbau in Seltisberg bald erfolgen müsse, damit das Netz, das immer funktionieren müsse, auch noch «übermorgen» gut funktionieren könne. Weiter erläuterte er, dass in der Schweiz zurzeit gut 11 Millionen Mobilfunkanschlüsse existieren und in diesem Sinne das Datenvolumen, das sich alle 18 bis 24 Monate verdopple, geradezu explodiere. Interessant zu hören war zudem, dass die Jugend achtmal mehr Daten nutzt als Erwachsene.
Wasser wird nicht vergiftet
Thematisiert wurden an der Podiumsdiskussion erwartungsgemäss auch die Strahlengrenzwerte im Mobilfunk. Diese sind in der Schweiz bei Orten mit empfindlicher Nutzung wie Wohnen, Arbeiten, Kinderspielplätzen oder Altersheimen auf 5 Volt pro Meter fixiert. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt einen Durchschnittswert von 50 Volt pro Meter.
Professor Martin Röösli, Leiter Einheit Umwelt und Gesundheit beim Tropen- und Public-Health-Institut kommentierte in diesem Sinne, dass bislang unterhalb der Grenzwerte keine Gesundheitsauswirkungen konsistent nachgewiesen worden seien. So sei unter anderem eine Mikrowellenstrahlung ins Reservoir Galms absolut nicht möglich. Vergiftetes Wasser sei auszuschliessen, so Röösli.
Es sei auch nicht nachgewiesen, dass es Menschen gibt, die eine Mobilfunkstrahlung unterhalb der Grenzwerte spüren können. Dass die Wissenschaft am Ende des Tages Einzelfälle nie ausschliessen könne, ist auch für Röösli eine Tatsache. Er äusserte sich auch zu weiteren häufigen Vorbehalten. So sei die Aussage, dass die Bevölkerung am meisten von Mobilfunkbasisstationen bestrahlt werde, «meistens falsch», dass die Strahlenbelastung mit 5G zunehme, «wahrscheinlich falsch» und dass Smartphones Hirntumore verursachen als «falsch».
Viele kritische Stimmen
Dass vonseiten des Kantons die Baubewilligung erteilt werden müsse, wenn die notwendigen Bestimmungen der eidgenössischen Verordnung sowie die baurechtlichen Vorgaben erfüllt werden, stellte Axel Hettich vom Lufthygieneamt beider Basel klar. Er wies in diesem Zusammenhang auf das Standortdatenblatt hin, das technische Angaben zur Sendeantenne wie Typ, räumliche Lage oder die maximale massgebende Sendeleistung enthält.
Dennoch: Die Wortmeldungen aus dem Plenum waren enorm. Viele kritische Voten waren von Applaus begleitet. Ein Redner stellte die Frage, ob Seltisberg wirklich den Wohlfühlstandort Galms aufgeben wolle? Eine Rednerin war der Meinung, dass Seltisberg überhaupt keine neue Antenne brauche. Viele Wortmeldungen hielten fest, dass der «Galms» alles andere als ideal sei. Sehr deutlich äusserte ein Anwesender, dass der Standort eine Katastrophe darstelle. Er bat den Gemeinderat, auf das Gesuch der Swisscom nicht einzutreten. «Lieber Gemeinderat, vergesst die Übung», sprach dieser Besucher unter grossem Applaus.
Ob die Antenne letztlich gebaut wird, entscheiden die kantonalen Behörden und der Gemeinderat. Die Antenne würde aus einem circa 25 Meter hohen Mast bestehen, der das Zielgebiet Dorf versorgen würde. Nach heutiger Einschätzung ist der Standort bewilligungsfähig. Nach Erhalt der rechtskräftigen Baubewilligung betrüge die Bauzeit rund ein halbes Jahr.