Mit Selbstvertrauen zurück in den Beruf
11.12.2025 PrattelnDas Laufbahnzentrum Baselland unterstützt Familienfrauen beim Wiedereinstieg
Nach einer Familienphase in die Arbeitswelt zurückzukehren, ist für viele Frauen herausfordernd. Hindernisse sind Unsicherheit, Lücken im Know-how, aber auch fehlendes Entgegenkommen von ...
Das Laufbahnzentrum Baselland unterstützt Familienfrauen beim Wiedereinstieg
Nach einer Familienphase in die Arbeitswelt zurückzukehren, ist für viele Frauen herausfordernd. Hindernisse sind Unsicherheit, Lücken im Know-how, aber auch fehlendes Entgegenkommen von Betrieben. Ein kantonaler Kurs bietet Hilfestellung.
Marianne Ingold
Daniela Starke hat vier Kinder und unterbrach deshalb vor mehr als zehn Jahren ihre Berufstätigkeit. Schon seit Längerem spielt sie mit dem Gedanken, wieder eine Stelle zu suchen. In einem Flyer stiess sie auf einen Kurs des Laufbahnzentrums Baselland in Pratteln für Wiedereinsteigerinnen und meldete sich für die drei Kursvormittage im November an, weil sie der niederschwellige und kompakte Einstieg in die Thematik ansprach.
Der Kurs «Trau dich! Selbstbewusst zurück ins Berufsleben» richtet sich an Frauen, die nach einer Familienphase wieder ins Erwerbsleben einsteigen möchten. «Das ist genau meine Situation», sagt Daniela Starke, die nach ihrem Wirtschaftsstudium bei Novartis im Bereich Strategie und Marktanalyse gearbeitet hatte. Als ihr Mann beruflich ins Ausland versetzt wurde, führten die beiden zunächst eine Fernbeziehung, bevor sie mit ihm nach Wien und kurz nach der Geburt des ersten Kindes nach Prag zog. An beiden Orten arbeitete sie aus dem Homeoffice weiter, zunächst im Angestelltenverhältnis, danach als Freelancerin.
Bei ihrer zweiten Schwangerschaft kam die grosse Überraschung: Drillinge. «Da verabschiedete ich mich aus dem Berufsleben», erzählt Starke. Später zog die Familie wieder zurück in die Schweiz und Daniela Starke konzentrierte sich auf die Betreuung der vier Kinder. Nun sind diese 14 und 12 Jahre alt und ihre Mutter möchte wieder ins Erwerbsleben zurückkehren. Ihre frühere Tätigkeit in der Marktforschung habe sie mit grosser Leidenschaft ausgeübt: «Das möchte ich wieder machen, aber in Teilzeit.» Von aussen in ein Teilzeitpensum bei einer Firma hineinzukommen, sei jedoch schwierig.
Stärkung in der Gruppe
Eine wichtige Rolle im Kurs des Laufbahnzentrums spielt die Vernetzung von Frauen mit ähnlichen Erfahrungen. Zwar haben die Teilnehmerinnen sehr unterschiedliche Hintergründe vom Lehrabschluss bis zur Promotion, doch sie alle verbinde die Betreuungsarbeit in der Familie, sagt Laufbahnberaterin Maja Briner, die den Kurs zusammen mit einer Kollegin leitet: «Die Stärkung in der Gruppe ist ein grosses Plus, das in einer Einzelberatung nicht möglich ist.» Daniela Starke bestätigt diese Einschätzung: «Es gibt einem Auftrieb, andere in derselben Situation zu finden.»
Angesprochen werden vor allem Frauen, die nach einem Unterbruch der Berufstätigkeit Mut brauchen, an sich und ihren Fähigkeiten zweifeln oder bereits negative Erfahrungen mit dem Wiedereinstiegsversuch gemacht haben. Dazu stellt Kursleiterin Maja Briner fest: «In unserer Wirtschaft gilt ein Unterbruch als Manko.» Betroffene würden oft gar nicht zum Bewerbungsgespräch eingeladen und viele Betriebe wollten auch nur eine Person einstellen, die perfekt auf ein Stellenprofil passe.
Der Wiedereinsteigerinnenkurs findet seit 2023 zweimal pro Jahr statt, das nächste Mal im April 2026. Bedingung für die kostenlose Teilnahme sind eine abgeschlossene Berufsausbildung und Sprachkenntnisse auf Niveau B2. Der Kurs besteht jeweils aus drei Vormittagen à drei Lektionen, zeitlich ausgerichtet auf den Schulbetrieb. Im ersten Kursblock stehen die Standortbestimmung und die Kompetenzen der Teilnehmerinnen im Zentrum. Daniela Starke sagt dazu: «Man gewinnt in der Familienzeit sehr viele Kompetenzen, und es geht darum, das selbstbewusst im Lebenslauf darzulegen.»
Im zweiten Kursteil beschäftigen sich die Teilnehmerinnen mit ihren eigenen Wünschen und Bedürfnissen. Die meisten suchen eine Anstellung, aber auch Selbständigkeit oder Freiwilligenarbeit können ein Thema sein. Einige Mütter brauchen eine Erwerbsarbeit: wegen einer Trennung oder weil ein Einkommen in der Familie nicht mehr reicht. Bei Daniela Starke steht der Wunsch nach einer erfüllenden Berufstätigkeit, die sich mit der Familie vereinbaren lässt, im Vordergrund: «Unsere vier Kinder sind ein grosses Geschenk, über das ich mich sehr gefreut und das ich gerne angenommen habe. Aber es gibt noch ein Leben daneben. Ich möchte da sein für die Kinder, aber nicht nur zu Hause sein.»
Bewerbungsgespräche üben
Am dritten Kurshalbtag geht es um die Umsetzung: Es gibt Anregungen für die Stellensuche, kurze Bewerbungsgespräche werden geübt. Die Kursleiterinnen geben Tipps zum Weiterüben nach dem Kurs und empfehlen den Teilnehmerinnen, sich auch auf Stellen zu bewerben, die nicht genau der Ausbildung oder der gesammelten Berufserfahrung entsprechen. «Nach dem dritten Kursteil gehen die Frauen anders heim, als sie am ersten hereingekommen sind», sagt Kursleiterin Maja Briner. Das wichtigste Element sei das «Empowerment»: «Wir säen Samen.» Manchmal sei der nächste Schritt auch eine Einzelberatung oder eine Weiterbildung: «Irgendeine Veränderung gibt es bei allen.»
Daniela Starke ist sich im Kurs klarer darüber geworden, was für eine Tätigkeit mit welchem Pensum in welcher Branche sie möchte. Nun will sie ihren Lebenslauf aufdatieren, die Suche strukturierter angehen und ihr Netzwerk aktivieren. Sie ist voller Motivation, die passende Stelle zu finden: «Das ist zwar nicht einfach, wenn man wie ich einmal ganz ausgestiegen ist. Doch jetzt habe ich das Gefühl, der Tag wird bald kommen.»

