Mein Verständnis von Regierungsarbeit
03.10.2025 PolitikSabine Bucher, Landrätin GLP, Sissach
Während im Landrat politische Positionen vertreten werden, geht es im Regierungsrat darum, Beschlüsse mit Verantwortung und Augenmass umzusetzen. Regierungsarbeit heisst, für den ganzen Kanton zu handeln, ...
Sabine Bucher, Landrätin GLP, Sissach
Während im Landrat politische Positionen vertreten werden, geht es im Regierungsrat darum, Beschlüsse mit Verantwortung und Augenmass umzusetzen. Regierungsarbeit heisst, für den ganzen Kanton zu handeln, sachlich und pragmatisch zu entscheiden und die tägliche Arbeit verlässlich auszuführen. Eine Regierungsratswahl ist daher in erster Linie eine Personenwahl, keine Parteiwahl. Gefragt sind Menschen, die führen und gestalten können.
Dazu braucht es die Fähigkeit zuzuhören, die richtigen Fragen zu stellen und so gegenseitiges Verständnis zu schaffen. Unterschiedliche Perspektiven sind keine Schwäche, sondern eine Chance. Wer hinhört und nachfragt, kann die Anliegen aller Beteiligten verstehen und Brücken bauen, zum Beispiel zwischen Unter- und Oberbaselbiet, politischen Lagern und Generationen. Diese Brücken ermöglichen es, breit abgestützte Lösungen zu entwickeln.
Gute Regierungsarbeit verlangt Weitsicht und den Blick fürs Ganze. Politische Entscheidungen dürfen nicht isoliert be- trachtet werden, denn sie wirken immer in einem grösseren Zusammenhang. Alle Konsequenzen sind sorgfältig abzuwägen: finanziell, gesellschaftlich und ökologisch. Nur so entstehen Lösungen, die nachhaltig sind. Und Nachhaltigkeit heisst dabei nicht nur, Ressourcen zu schonen, sondern auch klug zu investieren, um künftigen Generationen hohe Kosten zu ersparen.
Gute Regierungsarbeit bedeutet ausserdem Verantwortung und Kollegialität. Verlässlichkeit in der Ausarbeitung der Geschäfte in der eigenen Direktion und Verantwortung für die Entscheide im Gesamtregierungsrat. Es gilt, über den eigenen Zuständigkeitsbereich hinaus- und im Team mitzudenken, einander kritisch zu hinterfragen und sich so gegenseitig abzusichern. So können gemeinsam tragfähige Entscheide getroffen und glaubwürdig nach aussen vertreten werden.
Für mich essenziell ist auch der Fokus auf Stärken. Wer führen will, muss das Potenzial anderer erkennen und fördern. Das gilt in der Verwaltung genauso wie in der Bildung. In unserer Zeit des digitalen und technologischen Wandels ist es zentral, dass Kinder und Jugendliche ihre individuellen Talente und Persönlichkeiten entfalten können. Auch Schulen und Gemeinden sollen die Freiheit haben, gewisse eigene Wege zu gehen, denn Vielfalt stärkt unsere Gesellschaft als Ganzes. Eine Regierungsrätin, die auf Stärken setzt, schafft Mehrwert, Motivation und Entwicklungsmöglichkeiten.
Und schliesslich geht es immer auch um den rücksichtsvollen Umgang miteinander und mit unserer Umwelt. Politik soll kein Wettbewerb der Lautesten sein, sondern Begegnung auf Augenhöhe und eine gemeinsame Aufgabe, die Offenheit, Respekt und Empathie verlangt.
Gute Regierungsarbeit verbindet all diese Elemente: zuhören, Brücken bauen, weitsichtig handeln, Verantwortung übernehmen, Stärken fördern und rücksichtsvoll sein. Wer sich an diesen Werten orientiert, schafft die Grundlage für tragfähige und nachhaltige Lösungen und kann unseren Kanton verantwortungsvoll und verlässlich in die Zukunft führen.
In der «Carte blanche» äussern sich Oberbaselbieter National- und Landratsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindebehörden zu einem selbst gewählten Thema.