Mehr als Pizza und Pasta
18.12.2025 GelterkindenFamilie Di Silvestro hat das «Kreuz» zu neuem Leben erweckt
Was als Wagnis ohne gastronomische Erfahrung begann, ist heute ein erfolgreiches italienisches Restaurant mit Stammgästen aus der ganzen Region. Im «Vari Sapori» in Gelterkinden verbinden sich gutes ...
Familie Di Silvestro hat das «Kreuz» zu neuem Leben erweckt
Was als Wagnis ohne gastronomische Erfahrung begann, ist heute ein erfolgreiches italienisches Restaurant mit Stammgästen aus der ganzen Region. Im «Vari Sapori» in Gelterkinden verbinden sich gutes Essen, Nähe zum Dorf und Lebensfreude.
Janis Erne
Paccheri all’Amatriciana, Pizza Crudo, Polenta Boscaiola oder Tiramisu – wer im Oberbaselbiet richtig gut italienisch essen will, ist an der Rössligasse in Gelterkinden an der richtigen Adresse. Dort befindet sich nicht nur das mehrfach ausgezeichnete «al Cavallino» von Angelo Di Venere, sondern auch das Restaurant Kreuz. Seit zweieinhalb Jahren wird es unter dem Namen «Vari Sapori» («Verschiedene Geschmacksrichtungen») von der Familie Di Silvestro geführt.
Zum Team gehören Antonino, der das Lokal als 23-Jähriger eröffnet hat, sein jüngerer Bruder Matthias, die «Mamma» und «Sergio», ein enger Freund der Familie. Bemerkenswert: Keiner von ihnen stammt aus der Gastronomie. Matthias ist gelernter Detailhandelskaufmann, Antonino Logistiker, «Sergio» begann eine Sanitärlehre, und die «Mamma» arbeitete zuvor als Produktionsplanerin in einer Pharmafirma.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten, auch wegen unglücklicher Personalentscheide, ist aus dem Restaurant inzwischen eine Erfolgsgeschichte geworden. Die rund 25 Plätze sind mittags wie abends fast täglich besetzt; wer sicher gehen will, reserviert im Voraus. Auch das Pizza-Take-Away und die Anlässe ausserhalb der regulären Öffnungszeiten wie Geburtstage oder Konfirmationsfeiern laufen gut. Zudem bewirtet das «Vari Sapori» den lokalen Tennisclub.
Was macht den Erfolg aus?
Die Beantwortung dieser Frage beginnt in der Küche des Restaurants, das an eine Trattoria erinnert. Das Angebot reicht von sizilianischen Klassikern bis zu authentisch italienischen Gerichten. Die Zutaten sind allesamt frisch, stammen teils direkt aus Italien, teils aus dem Dorf. Fleisch wird bei der Metzgerei Zimmermann eingekauft, Käse im benachbarten «Regio»-Laden und Wein bei der Vinothek Raffaella. Brot, Salsiccia und selbst die Bouillon stellt das «Vari Sapori» täglich selbst her; dabei werden auch Reste vom Vortag verwertet.
«Qualität und Nachhaltigkeit sind uns wichtiger als Quantität», sagt Antonino, der die Pizzen bäckt, während Matthias den Service führt, die «Mamma» die warme Küche betreut und «Sergio» für die kalte Küche und die Desserts verantwortlich ist. Besonders beliebt sind die saisonalen Gerichte wie Kürbisrisotto, die luftigen Pizzen und die Spaghetti alle vongole am Donnerstag, wenn jeweils frische Muscheln eintreffen.
Zum Erfolg trägt jedoch nicht nur das Essen bei, sondern ebenso das italienische Flair, das spürbare «Dolce Vita». Es kommt regelmässig vor, dass sich Gäste über die Tische hinweg austauschen, und am Stammtisch wird am Abend manchmal gesungen oder getanzt. Die Leidenschaft für die italienische Lebensart springt vom Team auf die Gäste über. «Für uns ist das Wirten kein Beruf, sondern Berufung», sagt Matthias Di Silvestro, dessen Familie Wurzeln in Sizilien hat, lange in Pratteln lebte und seit sechs Jahren in Gelterkinden zu Hause ist.
Hinter dem «Vari Sapori» stehen drei junge Menschen, die zusammen mit der «Mamma» etwas aufgebaut haben – und damit zeigen, dass auch ihre Generation bereit ist, anzupacken. Dass der Anfang alles andere als einfach war, geht dabei fast vergessen.
Das «Kreuz» galt lange Zeit nicht als Beiz, die man von innen gesehen haben musste. Das Angebot des Vorgängers war wenig überzeugend. «Wir mussten uns zuerst einen guten Ruf erarbeiten», erzählt Antonino Di Silvestro. Unterstützung erhielten sie dabei aus dem Dorf: zum Beispiel vom Männerchor. Er war der erste Verein, der das Restaurant regelmässig besuchte; mittlerweile wird das «Vari Sapori» ab 22 Uhr zu einer echten Vereinsbeiz. «Wir sind den Menschen hier sehr dankbar, dass sie uns so gut aufgenommen haben», sagt Matthias Di Silvestro.
Und auch Gelterkinden profitiert: Mit dem «Vari Sapori» hat das 6500-Einwohner-Dorf ein zweites Restaurant, das hochwertige italienische Küche anbietet. Von Konkurrenz mit dem etwas gehobeneren «al Cavallino» will das Team jedoch nichts wissen. «Wir haben unterschiedliche Philosophien und ergänzen uns somit. Gelterkinden ist gross genug für zwei italienische Restaurants – und es kam schon vor, dass wir Gäste zu Angelo Di Venere geschickt haben, weil wir ausgebucht waren», sagt Antonino Di Silvestro. Na, dann: Buon appetito!


