«Man muss miteinander reden»
27.05.2025 GelterkindenKurt Aeschbacher plauderte mit illustren Gästen
In der ersten Folge einer neuen Talkreihe im Alters- und Pflegeheim «Zum Eibach» unterhielt sich Moderator Kurt Aeschbacher mit vier Gästen über Gott und die Welt. Kunstturn-Olympiasieger Donghua Li verblüffte ...
Kurt Aeschbacher plauderte mit illustren Gästen
In der ersten Folge einer neuen Talkreihe im Alters- und Pflegeheim «Zum Eibach» unterhielt sich Moderator Kurt Aeschbacher mit vier Gästen über Gott und die Welt. Kunstturn-Olympiasieger Donghua Li verblüffte mit einer Überraschungseinlage.
Marianne Ingold
Was haben ein pensionierter Malermeister und ein ehemaliger Olympiasieger gemeinsam? Soll eine Schauspielerin ihr Kind ins Theater mitnehmen? Was macht ein Bischof am Morgen als Erstes? Was hält im Alter länger fit? Und was kann in schwierigen Lebenssituationen helfen? Antworten auf diese Fragen bot das Gespräch «Aeschbacher z’mittsdrin – Lebensgeschichten, die bewegen». Es war das erste in einer neuen Reihe, die von Marcela Hohl, Leiterin Aktivierung im Alters- und Pflegeheim Zum Eibach, konzipiert und organisiert wurde.
Motiviert habe sie der Wunsch, dass die Bewohnerinnen und Bewohner trotz gesundheitlicher Beschwerden etwas erleben könnten, sagte Hohl bei der Begrüssung: Wenn sie selber schon nicht mehr in den Ausgang gehen könnten, komme der Ausgang eben zu ihnen ins Heim. Auch externes Publikum war willkommen, und entsprechend gross war der Andrang.
Als ersten Gesprächsgast begrüsste Moderator Kurt Aeschbacher (77) den 78-jährigen Ernst Flückiger, der in zahlreichen Gelterkinder Vereinen mitgewirkt hat. Ob als Feuerwehrkommandant oder Leiter der Hundesportgruppe: Er habe immer einen aktiven Beitrag leisten wollen, betonte Flückiger, der lange ein eigenes Malergeschäft geführt hatte.
Geselligkeit als Medizin
Als er ins Pensionsalter kam, starb sein Sohn und vorgesehener Nachfolger an Krebs. Ein weiterer Schicksalsschlag war der Freitod des Enkels, der den Tod des Vaters nicht überwinden konnte. Da habe er schon mit «dem da oben» gehadert, sagte Flückiger, und gedacht: «Warum trifft es mich?» Trost gegeben hätten ihm Gespräche: «Man muss miteinander reden, dann geht es einfacher.»
Heute sei er noch im Schützenverein und im Männerchor, sagte Flückiger. Das gemeinsame Singen bereite ihm grosse Freude. Bei der Verhinderung von Alterskrankheiten spiele die Geselligkeit eine zentrale Rolle, erklärte Kurt Aeschbacher: «Menschen, die gesellig sind, leben massiv besser als Einsame, und das Risiko, dass das Hirn im Alter verkalkt, ist deutlich geringer.» Singen sei die beste Methode, um die Synapsen im Hirn zu aktivieren.
Schauspielerin Rachel Braunschweig braucht ihre Synapsen, um Texte zu lernen. Sie spielte schon in zahlreichen Theaterstücken mit, im Schweizer «Tatort», in der Serie «Neumatt» und in verschiedenen Spielfilmen. Für ihre Rollen in «Die göttliche Ordnung» und «Friedas Fall» erhielt sie je einen Schweizer Filmpreis und vergangenen Samstag gewann sie den «Prix Walo».
Sie habe mit Mitte 40 im Filmbusiness als «Spätzünderin» gegolten und ihr Erfolg sei als aussergewöhnlich beurteilt worden, sagte Braunschweig. Immerhin habe man in der Branche inzwischen erkannt, dass auch das Publikum älter werde, und das Angebot an entsprechenden Filmrollen für Frauen wachse langsam, meinte die 57-Jährige.
Beim Film geschehe die Vorbereitung zu Hause, auf dem Set müsse man «abliefern», erklärte Braunschweig. Am Theater sei die Arbeit prozesshafter. Sie freue sich deshalb darauf, bald wieder Teil eines Theaterensembles zu werden. Schauspielernden Eltern würde sie aber nicht empfehlen, ihre kleinen Kinder ins Theater mitzunehmen: Sie habe einmal eine Motte gespielt, die von einem Staubsauger eingesaugt wurde, und ihr Mann den Staubsaugerverkäufer: «Das hat meine Tochter traumatisiert.»
Olympiareife Showeinlage
Mit einer improvisierten Showeinlage demonstrierte Donghua Li, dass er auch mit 58 noch fit wie ein Turnschuh ist. Er trainiere täglich eine bis zwei Stunden und spiele mehrere Stunden Golf, erzählte der Olympiasieger von 1996 am Pauschenpferd. Doch das Wichtigste sei, dass man sich überhaupt bewege, egal in welcher Form.
Mit Ernst Flückiger verbindet Donghua Li der tragische Verlust seines Sohnes, der mit 7 Jahren an Krebs starb. Die Zeit danach sei sehr hart gewesen, sagte Li, doch mittlerweile überwiege die Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit. Aufgeben war für Li nie ein Thema: nicht nach schweren Unfällen, nicht nach dem Ausschluss aus der Chinesischen Nationalmannschaft wegen der Heirat mit einer Schweizerin oder während der fünfjährigen Wartezeit, bis er an Wettkämpfen für die Schweiz antreten durfte. Seine Antreiber sind Durchhaltewille, Disziplin und Träume: früher der Traum vom Weltmeistertitel, heute der von einem Film über seine Lebensgeschichte.
Um Disziplin und Verzicht ging es – neben vielen weiteren Themen – auch im Gespräch mit Bischof Felix Gmür. «Durch Verzicht gewinnt man oft etwas anderes», betonte er. Applaus erhielt er für die Aussage, das Zölibat sei «evangeliumsgemäss, aber nicht nötig». Erklärend fügte er hinzu, der Unterhalt für einen Priester mit Frau und Kindern wäre für die Kirche in den meisten Ländern schlicht zu teuer.
Für ihn sei Gott eine genderneutrale, nahestehende Person, die Trost und Energie spende, sagte Gmür. Seine erste Stunde am Tag widme er dem Gebet und der Bibel. Zuerst käme aber der Gang zur Kaffeemaschine, gestand er zur Erheiterung der Zuhörenden.
Nach der gelungenen Premiere mit vielen Lachern und begeistertem Publikum darf man auf die weiteren Gesprächsrunden gespannt sein.
Nächste Termine:
4. September und 13. November, www.zumeibach.ch