«Man darf ja auch mit der Zeit gehen»
08.02.2024 TurnenDie vier Thürner Vereine haben einer Fusion zugestimmt
Innerhalb von nur acht Tagen haben in Thürnen der Turnverein, die Männerriege, der Damenturnverein und der Frauenturnverein an ihren Versammlungen einem Fusionsvertrag zugestimmt. Der neue Gesamtverein soll noch dieses ...
Die vier Thürner Vereine haben einer Fusion zugestimmt
Innerhalb von nur acht Tagen haben in Thürnen der Turnverein, die Männerriege, der Damenturnverein und der Frauenturnverein an ihren Versammlungen einem Fusionsvertrag zugestimmt. Der neue Gesamtverein soll noch dieses Jahr entstehen.
Sebastian Wirz
Der 12. Juni 2025 ist die grosse Motivation. Dann wird in Lausanne das Eidgenössische Turnfest eröffnet, der unbestrittene Höhepunkt für die Turnenden, der nur alle sechs Jahre stattfindet. Wegen dieses Termins ging in Thürnen alles etwas schneller als ursprünglich geplant: Erst im April hat eine Interessengemeinschaft begonnen, eine Fusion der vier turnenden Vereine des Dorfs zu planen. An den vergangenen beiden Wochenenden haben Turnverein, Frauenturnverein, Männerriege und Damenturnverein an ihren jeweiligen Versammlungen alle schon Ja gesagt zum Fusionsvertrag. Spätestens per 1. Januar 2025 soll der neue Verein loslegen.
«Wir haben uns gedacht, das ‹Eidgenössische› wäre doch ein toller Start für den neuen Gesamtverein», sagt Kevin Felder auf Anfrage. Widerstand habe es zwar im Vorfeld wie nun vereinzelt auch an den Versammlungen gegeben, doch das Ja sei überall deutlich zustande gekommen. Die nötige Dreiviertelmehrheit sei nie ein Problem gewesen. Die Gründe für die Fusion sind keine Überraschungen, sondern beschäftigen viele Vereine: Die Mitgliederzahlen stagnieren, wenn sie nicht gar sinken. «Spätestens seit Corona» sei dies der Fall, so Felder, der sowohl Präsident des Turnvereins als auch der «Interessengemeinschaft Fusion» ist. Zudem werde es immer schwieriger, Personen für die verschiedenen Vorstandsposten zu finden. «Wir haben viele langjährige Vorstandsmitglieder. Wollen die, die sich nun über Jahre engagiert haben, kürzertreten, haben wir Mühe, die Lücken zu füllen.»
Aus vier Vorständen mach einen
Die Mathematik dahinter ist einfach: Fünf bis sechs Vorstandsmitglieder hat jeder Verein, neu dürften zwei Personen pro zukünftige Riege ausreichen. «Uns ist bewusst, dass eine Fusion nicht ein Allheilmittel ist. Es turnen nicht plötzlich mehr Menschen», sagt Felder, aber mit der personellen Reduktion der Vorstände sowie des Aufwands für nur noch eine Kasse sowie nur noch eine Mitglieder-Administration würden Kapazitäten geschaffen für die Herausforderungen, welche die turnenden Vereine beschäftigen.
«Wir haben viele Abgänge an der Schwelle von der Jugendriege zur Aktivriege sowie zwischen Aktiv- und der Männerriege», sagt Felder. Wolle einer im TV nach 40 kürzertreten und wechsle zu den älteren Turnern, sei der Jüngste dort immer noch 20 Jahre älter als er. «Vielleicht lässt sich ein Gefäss dazwischen etablieren, denn dieser Sprung ist einfach zu gross. Dies wäre zum Beispiel ein Projekt, das eine Gruppe anstossen könnte und das die jetzigen Vorstände nicht neben der bestehenden Arbeit stemmen können.»
Schon vor zehn Jahren sei eine Fusion diskutiert worden – damals war Felder bereits Präsident. Es sei allen vier Vereinen aber noch gut gegangen und daher war ein Zusammenschluss für keinen ein ernsthaftes Thema. Nun habe sich die Situation zugespitzt. Und: «Man darf ja auch mit der Zeit gehen.»
Die IG hat Statuten bereit, nach denen die Riegen immer noch inhaltlich eigenständig wären, die Finanzen sowie die Administration aber zentral über den Gesamtverein abgewickelt würden. Doch Felder und seine Mitstreiterinnen wollen die Mitglieder – vor allem die fusionskritischen – nicht «überfahren»: «Aktuell herrscht die Angst vor, dass die Gründungsversammlung des neuen Vereins zwei Tage dauern könnte», sagt der Präsident und lacht, «wir wollen darum so viel wie möglich im Voraus klären.» Informationsanlässe, Umfragen und Abstimmungen zu so zentralen Dingen wie Vereinsnamen, -farben, -logo oder zur detaillierten finanziellen Ausgestaltung sollen möglichst viele Fragen bereits vor dieser wegweisenden Versammlung beantworten. Sodass noch im aktuellen Jahr alles erledigt und abgesegnet werden kann. Denn ins «eidgenössische Jahr» wollen die Thürner Turnerinnen und Turner gemeinsam gehen.