Malerische Momente in der Fotografie
13.06.2024 Basel, LausenSolo-Show für Janik Bürgin an der «photo basel» Vor zwei Jahren berichtete die «Volksstimme» über den Werdegang des jungen Oberbaselbieter Künstlers Janik Bürgin. Wie es danach weitergegangen ist, erzählt uns der 30-Jährige in seinem Atelier. ...
Solo-Show für Janik Bürgin an der «photo basel» Vor zwei Jahren berichtete die «Volksstimme» über den Werdegang des jungen Oberbaselbieter Künstlers Janik Bürgin. Wie es danach weitergegangen ist, erzählt uns der 30-Jährige in seinem Atelier. Vorweg: Diese Woche werden Werke von Bürgin an der Fotokunstmesse in Basel gezeigt.
Brigitte Keller
«Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit.» Von diesem Spruch kann Janik Bürgin (30) ein Liedchen singen. Dabei ist weniger die kreative Arbeit gemeint. Vielmehr sind es die zahlreichen Verpflichtungen und Termine, die es zu absolvieren gilt, wenn man auf dem Kunstmarkt Fuss fassen will.
Die Karriere des Künstlers, der in Lausen aufgewachsen ist und heute in Basel wohnt, legte einen steilen Start hin. 2021 und 2022 zeigte eine renommierte Basler Galerie Werke von ihm an der «Art Basel». Danach ging es Schlag auf Schlag weiter: Bürgin wurde für Ausstellungen unter anderem nach London, Berlin, Paris und Köln eingeladen. Und jede Woche gab es irgendwelche «Openings» und Messen, an denen er sich zeigen und netzwerken konnte.
«Viele Künstlerinnen und Künstler stellen sich vor, dass sie in ihrem Atelier in Ruhe kreativ tätig sein können und sich alles wie von alleine ergibt», sagt Bürgin. Das aber sei eine Illusion.
Unberechenbares Business
Der grosse Einsatz Bürgins hat sich zumindest finanziell ausbezahlt. Institutionen wie die Schweizerische Nationalbank und die Schweizerische Mobiliar Versicherung haben Werke von ihm erworben, der Oberbaselbieter konnte von seiner Kunst leben. Doch der Kunstmarkt bleibe «ein unberechenbares Business mit ganz eigenen Gesetzen», so Bürgin.
Er sagt dies, weil auch er nicht gefeit ist gegen Existenzängste. Aktuell würden vorzugsweise junge Künstlerinnen stark gepusht. Und immer mehr Leute drängten mit «bunten Abstraktionen» auf den Kunstmarkt. Beide Trends setzen Bürgin unter Druck. Um sich diesem etwas weniger auszusetzen, hat er sich entschieden, eine Teilzeitstelle in einem Atelier für Menschen mit Beeinträchtigungen anzunehmen.
Sein Ziel bleibe es aber, ganz von der Kunst leben zu können. Da ist es gut, eine Person vom Fach an der Seite zu haben, die einen unterstützt. Janik Bürgin setzt neu auf einen Kunsthändler mit Schwerpunkt «Fotografie». «Als Fotograf ergibt es Sinn, mich auf diesen Bereich des Kunstmarkts zu fokussieren. Gabriel S. R. Müller von ‹Kunstbroker› verfügt über ein grosses Netzwerk und ich bin dankbar für seine Unterstützung», sagt Bürgin. An der «photo basel», die noch bis Sonntag im Volkshaus über die Bühne geht, werden bisher unveröffentlichte Bilder aus seiner Serie «Kunst-Stoff» gezeigt. Jedes Werk ist ein Unikat. «Ich bin gespannt, wer alles vorbeikommen wird», sagt Bürgin. Er hofft, dass viele Türen aufgehen und neue Kontakte entstehen. Bei seinen bisherigen Ausstellungen, wie zuletzt in London, habe er einige Kontakte ins Ausland knüpfen können – dort sieht er noch Potenzial für sich.
Fotografie und Malerei
Zu seiner Vorgehensweise sagt er Folgendes: «In meiner Arbeit wird die Kamera zu einem Werkzeug der malerischen Erkundung. Mit einem feinen Gespür für Farben und Stimmungen suche ich gezielt nach dem malerischen Moment – jenem Augenblick, in dem Licht, Farbe und Komposition harmonisch verschmelzen und die fotografische Aufnahme eine malerische Qualität annimmt.»
Um diesen Effekt zu erzielen, setzt er bewusst Farbfilter ein, die als eine Art Pinsel fungieren, der die Realität nach seinen Vorstellungen formt und moduliert. Seine Arbeiten sollen den Betrachter einladen, in eine Welt einzutauchen, in der Fotografie und Malerei miteinander verschmelzen. Jedes Bild erzähle dabei eine Geschichte, die über das Sichtbare hinausgehe, so Bürgin.
Diesen Sommer wird der junge Künstler als Workshopleiter im «Atelier du Futur» mitwirken. Das ist ein einwöchiges Sommercamp im Wallis, an dem rund 350 Jugendliche aus der ganzen Schweiz kostenlos teilnehmen können. «Die Jugendlichen erleben dabei auf kreative Weise, wie vielfältig die Möglichkeiten sind, sich einem Thema zu nähern», erläutert Bürgin.
Er freut sich über die Einladung und darauf, mit den jungen Leuten kreativ tätig zu sein und sich dabei gegenseitig zu inspirieren. Die Zusammenarbeit mit der «Mobiliar», die für den Anlass verantwortlich zeichnet, kam vor zwei Jahren zustande. Damals wurden sie auf die Arbeiten von Bürgin aufmerksam und boten ihm die Möglichkeit, seine Werke an einer Einzelausstellung in ihren Räumlichkeiten in Nyon zu präsentieren.
150 Kunstschaffende stellen an «photo basel» aus
bke. Die «photo basel» hat vorgestern begonnen und dauert noch bis Sonntag. Sie findet parallel zur «Art Basel» im Volkshaus statt. Sie ist die einzige internationale Fotokunstmesse der Schweiz und widmet sich ausschliesslich der fotografiebasierten Kunst. In diesem Jahr stellen 41 Galerien aus 15 Ländern Kunstwerke von mehr als 150 Künstlerinnen und Künstlern aus.
Bisher unveröffentlichte Werke des Oberbaselbieters Janik Bürgin werden am Stand des Kunsthändlers «Kunstbroker» (Stand Nummer 17) gezeigt. Weitere Bilder von ihm hängen in der Praxis WST an der Missionsstrasse 24 in Basel (Besuche nach Vereinbarung). Morgen Freitag findet dort ab 19 Uhr eine «Open-Viewing-Party» statt, zu der alle willkommen sind.
Mehr Infos unter: www.janikbuergin.com oder www.kunstbroker.ch