Logisch
19.06.2025 Polizei, BaselbietKürzlich: Im Süden des Landes sind heftige Regenfälle zu erwarten. Die Medien machen uns besorgt auf Erdrutsche und andere Gefahren aufmerksam. Eine staatstragende Zeitung, die es schafft, uns in 20 Minuten die Welt zu erklären, verkündet, es sei dringend davon abzuraten, «nicht in den Wald zu gehen». Die Zeitung tappt damit ebenso in die Falle der doppelten Verneinung wie die Berichterstatterin der Gemeindeversammlung, die von einem «Verlust von minus 6 Millionen Franken» schreibt. Das Thema entlockt dem Sprachpolizisten ein leichtes Lächeln. In seiner Jugend hat ihn seine Mutter fast täglich getadelt, er helfe zu Hause «nie nüt». Sein Dank hat die Situation damals nicht gerade entspannt. Wobei: In der Mundart ist es legitim, doppelt zu verneinen, wenn der Empfänger die Botschaft richtig versteht.
Mit der Logik und ihrer Seelenverwandten, der Physik, tun wir uns beim Schreiben oft schwer. Um beim Wetter zu bleiben: Wie oft lesen und vor allem hören wir in den Medien von heissen und kalten Temperaturen. Wie bei der Geschwindigkeit gibt es nur hoch oder tief, weil sie eine Skala darstellen. Im Sport kann der Ball nicht mit seinem ganzen Umfang die Linie überqueren, sondern nur mit seinem ganzen Durchmesser.
Streng genommen gibt es aktuelle, aktuellere, aber keine aktuellsten Zahlen, keine «neuen Rekorde» und auch keine «Jungtalente», die kürzlich wieder in die Schlagzeilen in dieser Zeitung gefunden haben. Auch beim «Tabellenleader» wiehert kein Amts-, dafür ein weisser Schimmel. Den Rat, unbedingt mehr Milch zu trinken, gibt uns ein «Fachspezialist» auf der Packung. Und, um auf die schönste Nebensache zurückzukommen, weshalb wird ein Stürmer, der «am Pfosten vorbeizielt», wie vor ein paar Wochen das hochnoble «Hamburger Abendblatt» schrieb, nicht entlassen und sogar vor Gericht gezerrt?
Jürg Gohl