Linien lenken Landschaft
27.11.2025 Sissach«SamstagsUni» zum Ebenrainpark
bb. Eine Vorlesung im Rahmen der «SamstagsUni» der Volkshochschule beider Basel widmete sich unlängst dem Park des Sissacher Schlosses Ebenrain. Prof. Dr. Axel Christoph Gampp von der Uni Basel ordnete die ...
«SamstagsUni» zum Ebenrainpark
bb. Eine Vorlesung im Rahmen der «SamstagsUni» der Volkshochschule beider Basel widmete sich unlängst dem Park des Sissacher Schlosses Ebenrain. Prof. Dr. Axel Christoph Gampp von der Uni Basel ordnete die Gartenanlage zunächst in die Tradition des französischen Gartens ein, der sich Mitte des 17. Jahrhunderts aus dem italienischen Garten entwickelte und in Versailles unter Ludwig XIV. seine vollendetste Form fand. Eine zentrale Rolle spielten dabei ästhetische Überlegungen, die mit dem damaligen Kenntnisstand der Optik zusammenhingen. Gemeint ist die Aufteilung des Geländes in verschiedene Gartenbereiche. Dazu gehörte etwa das Broderieparterre – symmetrisch angelegte, mit Buchs eingefasste Blumenbeete direkt vor dem Schloss –, das man vom Gebäude aus gut überblicken konnte. Vorbild war «La broderie», die Stickerei.
Ein weiteres Gestaltungselement war das «Boulingrin», eine Rasenfläche in Schlossnähe, auf der man im 18. Jahrhundert das damals Boule spielte. Auch das «Bosquet» – ein kleines Wäldchen zum Lustwandeln – sowie der abseits liegende, streng geometrisch angelegte «Jardin potager» (Gemüsegarten) prägten den Aufbau solcher Anlagen.
Wesentlich für die Wirkung eines französischen Gartens sind auch die Seherfahrungen, die sich erst beim Begehen der Anlage erschliessen. Das hat Ludwig XIV. in seinen Anweisungen für den Park von Versailles festgehalten. Sichtachsen führten auf Statuen, in Form geschnittene Gehölze (Topiary), Grotten, Wasserflächen oder Brunnen mit Fontänen. So liessen sich beim Erkunden der Anlagen überraschende Blickpunkte entdecken – auch rückwärts gewendet.
Überträgt man diese Prinzipien auf den Ebenrain, so stammt insbesondere der lange, lindengesäumte Weg hinter dem Schloss aus jener Epoche. Er bildet eine zentrale Sichtachse: Richtung Süden öffnet sich vom Schloss aus der Blick auf das Tor und die dahinterliegende Landschaft, umgekehrt richtet sich vom Tor aus die Blickachse auf das Schloss mit dem Brunnen im Hof als zusätzlichem Blickfang. Die Idee dabei ist, dass man beim Betreten der Allee förmlich vom «Gwunder gestochen» den Weg entlanggeht.
Aus einer anderen ästhetischen Vorstellung heraus – inspiriert von Gemälden etwa eines Claude Lorrain, der Mitte des 17. Jahrhunderts eine ideale, aus Natur- und Antikelementen kombinierte Landschaft schuf – entstanden später Überlegungen, Gärten weniger streng und freier zu gestalten.
Der wichtigste Theoretiker dieser Bewegung war Christian Cay Lorenz Hirschfeld mit seiner zwischen 1779 und 1790 erschienenen «Theorie der Gartenkunst». Er unterscheidet vier Landschaftscharaktere: angenehm, melancholisch, heiter und feierlich. Im romantischen englischen Landschaftsgarten verbindet sich die vorhandene Landschaft mit der Natur nachempfundenen Elementen. Die Ende des 18. Jahrhunderts angelegte Ermitage in Arlesheim, der grösste englische Garten der Schweiz, zeigt dies mit ihren Teichen, der Grottenanlage und der Aussichtsplattform bis heute.
Am Ebenrain hingegen entstand an der Südseite des Schlosses vor 1805, mit Ausnahme der Lindenallee, und zwischen 1817 und 1821 im nördlichen und östlichen Gartenteil ein englischer Landschaftsgarten der späten Stilphase, in dem künstliche, der Natur nachempfundene Elemente kaum berücksichtigt wurden.

