Benjamin Probst erzählte von seiner ungewöhnlichen Reise
Benjamin Probst aus Reigoldswil erzählte von seiner ungewöhnlichen Reise mit dem Liegevelo über Deutschland, Dänemark, Schweden und Finnland an den nördlichsten Punkt Norwegens, der per Strasse ...
Benjamin Probst erzählte von seiner ungewöhnlichen Reise
Benjamin Probst aus Reigoldswil erzählte von seiner ungewöhnlichen Reise mit dem Liegevelo über Deutschland, Dänemark, Schweden und Finnland an den nördlichsten Punkt Norwegens, der per Strasse erreichbar ist.
Yanis Gaignat
In 74 Tagen absolvierte Benjamin Probst etwa 6200 Kilometer mit dem Liegevelo und dem eigenhändig gebauten «Wohnbike». Die Idee dazu hatte der Reigoldswiler im Jahr 2011, als er als Jungschar-Leiter mit den Kindern mehrere solche «Wohnbikes» baute. Sein Traum war es seit jeher, einmal mit diesem Konstrukt ans Nordkap zu reisen. Seine Tochter ermutigte ihn schliesslich, die Reise endlich in Angriff zu nehmen.
Das «Wohnbike» besteht aus einem Anhänger mit zwei Rädern und einer Matratze, der im Stand aufgebaut werden kann. Probst, von Beruf Schreiner, baute es aus XPS-Platten, Epoxidharz und Glasfasern. Er entschied sich für das Liegevelo, da damit die Landschaft besser bestaunt werden kann und der ganze Körper entspannt ist. Nach Testfahrten, unter anderem über den Oberalppass, stand dem grossen Abenteuer ans Nordkap nichts mehr im Weg.
Am 28. April startete seine Reise. Diese führte von Reigoldswil über Basel nach Karlsruhe, wo die erste Reifenpanne passierte. Benjamin Probst beteuerte an seinem Vortrag am vergangenen Freitag in Reigoldswil, dass sein Ziel nur in Etappen erreicht werden könne; die erste war Berlin. Jeweils am Abend lud Probst den Akku des Liegevelos auf, schrieb Tagebuch und schlug sein Lager auf einem Zeltplatz auf.
«Ich bin wohl der Erste …»
Von Berlin aus ging es weiter nach Rostock, wo er nach einer zweiten Reifenpanne auf die Fähre Richtung Dänemark stieg. Je mehr er in den Norden kam, desto mehr machte ihm die winterliche Restkälte zu schaffen. Probst, der inzwischen Schweden erreicht hatte, unterbrach seine Reise für drei Tage in einer Ferienwohnung, da das Unwetter eine Weiterfahrt unmöglich machte. In der Heimat wurde zu dieser Zeit sein Sohn konfirmiert. Probst konnte zwar nicht dabei sein, feierte aber ebenfalls: in einem McDonald’s-Restaurant in der schwedischen Peripherie.
In diesen weiten Landschaften voller Bäume hatte er viele Begegnungen mit Einheimischen in Verpflegungsstätten und mit Rentieren in der Natur. Nach mehr als 40 Tagen überquerte er den Polarkreis. Inzwischen wurde die Landschaft kahler und das Wetter immer eisiger. Nach einem kleineren Streckenteil durch Finnland überquerte er die norwegische Grenze. Kurz vor dem Ziel verliess er das norwegische Festland durch einen unterirdischen Tunnel auf die Insel Magerøya. Am 18. Juni erreichte er das Nordkap.
Bei der Heimreise erlaubte sich Benjamin Probst eine kleine Erholung; er nahm ein Schiff, das ihn bis nach Bergen (Norwegen) brachte und von dort ging es mit der Fähre weiter nach Dänemark. Dann reiste er wieder Richtung Basel, ehe seine Reise nach 74 Tagen in seinem Oberbaselbieter Wohnort endete. «Ich bin wohl der erste Reigoldswiler, der das Nordkap mit dem Liegevelo bezwang …», sagte er am Vortrag.