«Leider wieder höchst aktuell»
31.10.2024 GelterkindenCharles Brauer liest zum Jubiläum der Kirche
Die Kapelle der Evangelischmethodistischen Kirche Gelterkinden feiert in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag. Nach einem Sommerfest wird das Jubiläum am Sonntag zusätzlich mit einer musikalisch begleiteten Lesung von Charles Brauer ...
Charles Brauer liest zum Jubiläum der Kirche
Die Kapelle der Evangelischmethodistischen Kirche Gelterkinden feiert in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag. Nach einem Sommerfest wird das Jubiläum am Sonntag zusätzlich mit einer musikalisch begleiteten Lesung von Charles Brauer begangen.
Jürg Gohl
Charles Brauer hat strenge Tage vor und vor allem hinter sich – mit Blick auf seinen Jahrgang, 1935, sogar sehr strenge. Am 13. September nahm er in Berlin den Preis des Berufsverbands Schauspiel für sein Lebenswerk entgegen. «Weil der Preis von Kolleginnen und Kollegen vergeben wird, freut mich diese Ehrung besonders», sagt er.
Mitte Oktober ist der Schauspieler aus Böckten sodann mit dem in Itingen aufgewachsenen Schauspieler Danny Exnar in Hamburg auf der Bühne des Ernst-Deutsch-Theaters gestanden – dies 70 Jahre nach seinem ersten Auftritt in diesem Haus. Dort führte das Duo nach dem Erfolg vom zurückliegenden Frühjahr (die «Volksstimme» berichtete) ihr Zweipersonenstück «Dienstags bei Morrie» nochmals auf. In einer Probe stellten die beiden Schauspieler fest, dass der Text auch nach einem halben Jahr noch immer sitzt. Damit wartete in Hamburg die grösste Arbeit nicht auf sie, sondern auf Brauers Frau Lilot Hegi. Sie hat das Bühnenbild für «Morrie» geschaffen. Weil das Theater im Sommer eine neue Beleuchtung erhalten hat, musste sie Anpassungen vornehmen.
Aufgrund des erneut grossen Zuspruchs ist sogar bereits eine Wieder-Wiederaufnahme in Deutschlands grösstem Privattheater für kommende Saison vereinbart. «Vorausgesetzt, meine Gesundheit lässt das zu», fügt «Professor Morrie» an.
Kurzes «Heimspiel»
Ende November wird Charles Brauer, bekannt als früherer «Tatort»-Kommissar Peter Brockmöller, mit dem Programm «Tatort»-Weihnachten durch ganz Deutschland reisen und dabei in zehn Städten von Villingen-Schwenningen über Berlin und natürlich Hamburg bis Nordhorn mit Piano-Begleitung kurze Geschichten lesen.
Dazwischen bestreitet er als «Vorleser» am Samstagabend (Beginn um 19.30 Uhr) ein Heimspiel. In Gelterkinden liest er in der 100 Jahre alten Kapelle der Evangelisch-methodistischen Kirche Gelterkinden aus «Empfänger unbekannt» («Address unknown»), einem fiktiven Briefwechsel der amerikanischen Schriftstellerin Kathrine Kressmann Taylor. Musikalisch umrahmt wird die Lesung von Pianist Markus Stolz,
Darin schreiben sich in der Zeit des aufkommenden Nationalsozialismus Max und Martin, zwei enge Vertraute, gegenseitig. Der eine ist ein in die USA emigrierter Jude, der andere sein nach Deutschland zurückgekehrter Freund, der immer stärker mit Hitler sympathisiert: «Leider besitzt dieses Buch heute eine ungeahnte Aktualität», sagt Brauer. Das Stück hatte er einst als Hörbuch eingelesen, das sich gut verkaufen liess. Im Gegensatz zum Hörbuch und zu früheren Auftritten wird er in Gelterkinden beide Stimmen vortragen.
Die Lesung findet in der Kapelle der Evangelisch-methodistischen Kirche an der Turnhallenstrasse in Gelterkinden statt, die vor 100 Jahren eingeweiht wurde. «Die Gemeinde hatte ab dann ihren Ort der Begegnung», schreiben die Methodisten. Die Freikirche ist weltweit anzutreffen. Das Jubiläum wird in diesem Jahr mit verschiedensten Anlässen und Vorträgen begangen.
Lesung «Adressat unbekannt» mit Charles Brauer,
Samstag, 2. November, 19.30 Uhr,
Evangelisch-methodistische Kirche, Gelterkinden.
www.emk-gelterkinden.ch