Leben ohne Smartphone
05.12.2025 PolitikDaniel Meier, Gemeindepräsident Buckten, parteilos
Wenn ich diese Woche die Zeitungen lese, so fallen mir die vielen Artikel zu Abstimmungen auf. Es gibt zahlreiche Analysen, die sehr interessant sind, doch ich sollte nun selbst einige lesenswerte Zeilen ...
Daniel Meier, Gemeindepräsident Buckten, parteilos
Wenn ich diese Woche die Zeitungen lese, so fallen mir die vielen Artikel zu Abstimmungen auf. Es gibt zahlreiche Analysen, die sehr interessant sind, doch ich sollte nun selbst einige lesenswerte Zeilen produzieren … Für mich ist klar, dass ich nicht auch noch Abstimmungsergebnisse kommentieren werde, da ich am Wochenende eine kurze Auszeit ohne politischen Tiefgang genossen habe und nicht gerüstet bin, gehaltvolle Texte zu den Abstimmungen zu schreiben.
Beim Überfliegen der Zeitungen ist mir aber ein Artikel ins Auge gestochen, den ich gerne als Ausgangspunkt für meine Gedanken nehme. Die Formulierung der Überschrift hat bei mir die gewollte Aufmerksamkeit ausgelöst und hat mir auch als Inspiration für einen hoffentlich ansprechenden Titel dieser Kolumne gedient: «Leben ohne Smartphone: Die Zürcher Stimmbevölkerung sagt mit fast 75 Prozent Nein.»
Eine Volksinitiative der Piratenpartei wollte ein Grundrecht in die Verfassung aufnehmen, das die Menschen vor Überwachung, Datenmissbrauch und auto- matisierten Entscheidungen schützt und ihnen das Recht gibt, staatliche Leistungen auch offline zu beziehen. Der Kontakt zu Behörden, Post oder Banken soll analog, also ohne PC oder Smartphone, möglich sein. Die Mehrheit im Kanton Zürich sieht aber offenbar keine oder kaum Probleme mit der zunehmenden Digitalisierung und erachtet ein «Recht auf ein Offlineleben» (Zitat aus dem erwähnten Bericht) nicht als notwendig.
Dass wir uns an die Onlinewelt gewöhnt haben, wurde mir einmal mehr auf der Heimreise am Wochenende bewusst. Überall, wo Menschen warten müssen oder untätig sitzen, sei es nun am Bahnhof, im Zug oder im Restaurant, wird sofort das Handy gezückt, um sich zu unterhalten respektive um die Zeit zu vertreiben. Auch ich ertappe mich oft dabei, dass ich (zu) viel Zeit beim Scrollen auf meinem Smartphone verbringe. Wann habe ich das letzte Mal ein Buch gelesen oder einfach nur aus dem Zugfenster hinaus die Landschaft bewundert – ohne Musik auf den Ohren? Man liest immer häufiger, dass die übermässige Onlinepräsenz gerade für Kinder nicht unbedingt förderlich ist.
Dennoch bin ich der Meinung, dass uns die digitale Welt mehr Vorteile bringt. Das Organisieren von Reisen, die Informationsbeschaffung und eben auch das Ab- wickeln von Geschäften mit Banken und Behörden ist für mich ohne Smartphone nicht mehr vorstellbar. Mit der Authentifizierung über mein Smartphone kann ich unbefugte Zugriffe auf meine Daten verhindern und Geschäfte sicher abwickeln. Auch aus Sicht der Gemeinde ist es einfacher und effizienter, wenn wir unsere Dienstleistungen online anbieten können.
Wir können, wie auch in anderen Dingen, das Rad der Zeit nicht stoppen oder gar zurückdrehen. Selbst wenn das möglich wäre – wer möchte heute noch wie vor der Industrialisierung täglich 12 Stunden arbeiten und wegen Krankheiten und Hunger frühzeitig sterben? Die neuen Technologien haben uns viel Gutes gebracht. Die Herausforderung besteht darin, die digitalen Kanäle in einem vernünftigen Masse zu gebrauchen und analoge Erlebnisse und persönliche Kontakte nicht zu vernachlässigen.
In der «Carte blanche» äussern sich Oberbaselbieter National- und Landratsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindebehörden zu einem selbst gewählten Thema.

