Landwirte und Naturschützer im Einklang
02.05.2025 ReigoldswilDie «Bergmatte» wird aufgewertet – der Biodiversität zuliebe
Bei der ökologischen Aufwertung des Gebiets Bergmatte bei der Wasserfallen handelt es sich um ein Vorzeigeprojekt, das dank der erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen Landwirten und Naturschutzorganisationen ermöglicht wird. Eine Begehung.
Elmar Gächter
Die «Bergmatte», südlich von Reigoldswil in der Region Wasserfallen gelegen, war am Montagabend Ziel der Exkursion, zu der Pro Natura Baselland im Rahmen seiner Jahresversammlung eingeladen hatte. Landwirte, der Forstbetrieb Frenkentäler, Pro Natura Baselland sowie die Schweizerische Vogelwarte Sempach setzen zusammen bis 2026 zahlreiche biodiversitätsfördernde Massnahmen auf rund 10 Hektaren Kulturland und 1,5 Kilometer Waldrand um. Mit gezielten Aufwertungsmassnahmen soll diese bereits heute wertvolle Landschaft erhalten und das ökologische Potenzial erhöht werden. Es handelt sich um ein Vorzeigeobjekt, auch hinsichtlich einer erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen Landwirten, Naturschutzorganisationen und sonstigen Beteiligten.
Am Ursprung des Projekts stand die Initiative von Lukas Straumann, der in der näheren Umgebung bereits verschiedene ökologische Aufwertungen in die Wege geleitet hat, sowie Landwirt Daniel Steffen, der seine Flächen in der «Bergmatte» für ökologische Aufwertungen zur Verfügung stellt. «Er hat sich ein Leben lang für den Erhalt und die Förderung der Biodiversität auf seinen Betriebsflächen eingesetzt», sagte Priscilla Hirsbrunner vor den rund 30 Anwesenden. Sie ist Agronomin FH und leitet als Teilzeitmitarbeiterin von Pro Natura Baselland das Projekt. Das strukturreiche Gebiet, das extensiv bewirtschaftet wird und mit vielen gut erhaltenen Hochstamm-Obstbäumen bestückt ist, soll nicht nur erhalten, sondern auch aufgewertet werden – dies vor allem mit dem Ziel, seltene und gefährdete Tiere und Pflanzen zu schützen und deren Bestände zu stärken.
Kosten: 500 000 Franken
Seit Projektbeginn 2024 und bis 2026 werden durch Reigoldswiler Landwirte und den Forstbetrieb Frenkentäler zahlreiche Massnahmen umgesetzt, unter anderem rund 50 Hochstamm-Obstbäume, 20 Ast- und Steinhaufen, 6 Weiher und zahlreiche Einzelsträucher. Eine wichtige Funktion nimmt dabei auch der bestehende rund 1 Kilometer lange Drahtzaun mit Holzpfählen ein. «Er ist extrem wertvoll, kann sich doch direkt darunter ein Altgrasstreifen entwickeln, der nicht betrieblich genutzt oder von Rindern betreten wird, und so beispielsweise Ameisen als Lebensgrundlage dient», erklärte die Projektleiterin.
Für das Projekt ist ein Kostendach von rund einer halben Million Franken budgetiert, mitfinanziert von verschiedenen Stiftungen, der Gemeinde und dem Kanton. Etwas mehr als die Hälfte ist für die Erstellung vorgesehen. Mit rund 220 000 Franken wird der Unterhalt und die Pflege des Kulturlands auf 20 Jahre und den Waldrand auf 30 Jahre hinaus sichergestellt. Dieses längerfristige Engagement ist eine der Voraussetzungen, dass sich die Vogelwarte Sempach im Rahmen ihres Programmes «Aufschwung für die Vogelwelt» am Projekt «Bergmatte» finanziell beteiligt und ein Monitoring aufgegleist hat. Für Programmleiterin Petra Horch ist die «Bergmatte» ein Superprojekt, nicht zuletzt, weil der letzte Brutvogelatlas zeige, dass viele Vogelarten Mühe hätten, sich zu behaupten und die vorgesehenen Massnahmen die besten Voraussetzungen als langfristige Heimat für Neuntöter oder Gartenrotschwanz schaffen.
Lob und Kritik
David Schweizer vom «Aemlishof», Yannick Steffen und Timothy Struchen, die in einer Personengemeinschaft die Höfe Seilern und Eichenhof führen, sind die drei beteiligten Landwirte. Sie stellen ihre Wiesen und Weiden für das Projekt zur Verfügung. Zudem legen sie selber Hand an, sei es bei der Erstellung von Weihern sowie Steinund Asthaufen oder beim Unterhalt. «Die Lebensmittelproduktion ist zwar der Kernauftrag von uns Landwirtinnen und Landwirten. Ebenso wichtig ist für uns jedoch die Biodiversität», ist Yannick Steffen überzeugt. Man könne beides sehr gut kombinieren mit Vorteilen für beide Seiten.
Er spart aber auch nicht mit Kritik. Aus seiner Optik fliesst zu viel Geld in die Planung und Organisation, stattdessen sollte mehr in die Pflege und den Unterhalt investiert und versucht werden, möglichst viele Landwirte ganz praktisch in solche Projekte einzubeziehen. «Wenn du einem jungen Landwirt sagst, mach einen Steinhaufen, und ihm jedes Jahr eine Hunderternote für den Unterhalt zahlst, dann hätte man viel mehr Bauern, die mitmachen», ist er überzeugt. Wichtig an solchen Projekten sei, dass alle Beteiligten gut zusammenarbeiten. Dies habe hier hervorragend geklappt. «Wir haben uns sehr abgeholt gefühlt», hielt Yannick Steffen fest.
Am Rand des teilweise steilen Weges liegt einer der insgesamt sechs Weiher, die in einem relativ kleinen Raum unter anderem von den Landwirten angelegt wurden. Ihr Rand ist bestückt mit Wurzelstock sowie Astund Steinhaufen. Priscilla Hirsbrunner freut sich auf die Nachricht, wenn hier und 500 Meter weiter unten im Tal der Glögglifrosch sein flötendes «üh üh üh» in der wunderbaren Landschaft ertönen lässt.