Landwirte auf Studienreise im Ausland
21.12.2023 SissachLernende am «Ebenrain» und «Wallierhof» erweitern ihr Wissen
Auf unserer Studienreise im 3. Lehrjahr, während der Ausbildung zum Landwirt EFZ am «Ebenrain» und am «Wallierhof», durften wir viel Interessantes sehen. Von Sissach aus besuchten wir ...
Lernende am «Ebenrain» und «Wallierhof» erweitern ihr Wissen
Auf unserer Studienreise im 3. Lehrjahr, während der Ausbildung zum Landwirt EFZ am «Ebenrain» und am «Wallierhof», durften wir viel Interessantes sehen. Von Sissach aus besuchten wir während einer Woche verschiedene Betriebe in Deutschland, Holland, Belgien, Luxemburg und Frankreich.
Besonders interessant waren die unterschiedlichen Bewirtschaftungsphilosophien in den einzelnen Ländern. Vieles wird in den nördlichen Ländern grösser und intensiver produziert. Ähnlich wie in der Schweiz hat der politische Druck auf die Landwirtschaft in den vergangenen Jahren zugenommen. Emissionen sollen reduziert, mehr betriebseigene Ressourcen eingesetzt und trotzdem der Hunger in der Welt gestillt werden. Dies führt sowohl bei den Landwirten als auch bei den Landtechnikfirmen zu Innovationen.
Weltmesse Agritechnica
Am Montag, 13. November, besuchten wir die Agritechnica in Hannover, die weltweit führende Messe für Landtechnik. Auf einer Fläche von 40 Hektaren präsentierten über 2810 Aussteller aus rund 50 Ländern ihre Neuheiten. Die Messe dauerte eine Woche und zählte mehr als 470 000 Besucherinnen und Besucher aus rund 150 Ländern.
Während unseres Besuchs war es fast unmöglich, alle Vertretungen, Maschinen und Neuheiten zu sehen. Trotzdem war es ein interessanter Tag mit vielen Eindrücken.
«Freilebensstall» Niederlande
In den Niederlanden ist der Rindviehbestand im Verhältnis zur landwirtschaftlichen Nutzfläche doppelt so hoch wie in der Schweiz. Bis 2030 müssen die niederländischen Landwirte ihre Emissionen halbieren. Einerseits durch die Reduktion der Tierbestände, andererseits durch die Minimierung der Treibhausgase.
Ammoniakgase entweichen in die Atmosphäre, wenn die Ausscheidungen von Rindern mit der Luft in Kontakt kommen. Insbesondere die Vermischung von Urin und Kot und der Einfluss von Wärme verstärken diesen Effekt. Eine niederländische Firma hat ein System entwickelt, bei dem die Liegefläche mit Sand eingestreut wird. Der Sand wirkt antibakteriell und bildet keinen Nährboden für Keime. In diesem Stallsystem sickert der Urin der Kühe durch die Liegefläche und gelangt über Drainageleitungen in die Güllegrube. Der Kot bleibt auf dem Sand liegen und wird mit einer speziellen Maschine entfernt. Die Ammoniakemissionen können deutlich reduziert werden.
Besamungsstation in Belgien
In Belgien haben wir die Besamungsstation der Mastrinderrasse «Bleu Blanc Belge» (BBB) besucht. Die «Blauweissen Belgier» sind eine Rasse, bei denen ein Erbfehler weitergezüchtet wurde. Dieser Erbfehler wird Doppellender (MH = Myostatin Gen) genannt und führt dazu, dass die Rinder ab der Lende jegliche Muskeln doppelt besitzen. Dies bringt einen 20 Prozent höheren Muskelanteil und damit auch ein höheres Schlachtgewicht.
Der Vorteil wird darin gesehen, dass die Mast dadurch effizienter wird. Pro geschlachtetem Tier kann mehr Fleisch gewonnen werden. Dies hat zur Folge, dass die Kälber nicht auf natürliche Weise geboren werden können und per Kaiserschnitt zur Welt gebracht werden müssen. In der Schweiz ist die Züchtung von reinrassigen «Blauen Belgiern» deshalb verboten.
Fazit der Reisen
Wir haben festgestellt, dass der Effizienzdruck auf die Betriebe im Ausland aufgrund der tieferen Marktpreise grösser ist als bei uns in der Schweiz. Die Bewirtschaftung der Ackerflächen ist intensiver und weniger nachhaltig als bei uns. Die Fruchtfolge ist weniger vorgeschrieben. Die Klimaveränderungen führen dazu, dass auch in einem nassen Herbst wie in diesem Jahr die Felder jederzeit und mit viel grösseren und schwereren Maschinen als in der Schweiz befahren werden. Das hat zur Folge, dass der Boden verdichtet und die Fruchtbarkeit für die nächsten Jahre gestört wird.
Auch in der Tierhaltung gibt es enorme Unterschiede und wir sind froh, dass wir hier in der Schweiz eine entsprechende Gesetzgebung haben und jeder Landwirt und jede Landwirtin mit Respekt und Vernunft handelt.
Charlotte Werthemann, Pascal Leu und David Gass, 3. Lehrjahr Landwirt/-in EFZ