Kritik am Rufbus vor erster Fahrt
25.02.2025 RamlinsburgNoch bevor der Rufbus-Versuch auf den BLT-Linien 92 und 93 gestartet ist, verlangen Einwohner von Ramlinsburg, ihn einzustellen. Die Wartezeiten seien zu lang, für die App müssten sensible Daten hinterlegt werden und an Wochentagen sei das Angebot sowieso ungeeignet.
...Noch bevor der Rufbus-Versuch auf den BLT-Linien 92 und 93 gestartet ist, verlangen Einwohner von Ramlinsburg, ihn einzustellen. Die Wartezeiten seien zu lang, für die App müssten sensible Daten hinterlegt werden und an Wochentagen sei das Angebot sowieso ungeeignet.
Christian Horisberger
Ab dem 1. März werden an den Wochenenden auf den Linien 92 und 93 keine Linienbusse mehr verkehren. Wer von Ramlinsburg, Lampenberg, Liedertswil oder Bennwil mit dem öV einen grösseren Umsteigeort erreichen will, muss per App oder Anruf einen Bus bestellen. Der «On Demand»-Testbetrieb dauert gut neun Monate. Zum Fahrplanwechsel am 14. Dezember wird das Angebot dann auf alle Wochentage erweitert.
Noch ehe der Versuchsbetrieb begonnen hat, verlangen fünf Einwohnerinnen und Einwohner von Ramlinsburg dessen Einstellung. Das haben sie der Betreiberin, der Baselland Transport AG (BLT), in einem Schreiben mitgeteilt. Stattdessen sei der Linienbetrieb aufrechtzuerhalten bis eine Lösung vorliege, die dem bisherigen Angebot entspreche und den öffentlichen Verkehr stärke.
Insbesondere bemängeln die Absender des Briefs den zu erwartenden Qualitätsverlust. Durch das Abhol-Zeitfenster von 20 Minuten würden sich die Wartezeiten für die Reisenden verlängern, und ob die Anschlüsse erreicht werden können, sei ungewiss. «Heute haben wir zwar Löcher im Fahrplan, aber man kann sich darauf einstellen und weiss, dass der Bus kommt», sagt Mitunterzeichner Daniel Pfister (68), der fast täglich mit dem öV unterwegs ist.
Kreditkartendaten für die App
Auch die App, über die der Bus gerufen werden kann, bekommt bei Pfister und seinen Mitunterzeichnern ihr Fett weg. Um sie zu aktivieren, müssten persönliche Daten und Kreditkarteninformationen eingegeben und das Foto eines Ausweises hochgeladen werden. Dies, weil die Funktion zum Rufen des Busses («Pick-e-Ride») in die umfangreiche «Pick-e-Bike»-App der BLT zur Miete von E-Bikes eingebettet ist – allerdings ohne eigenen Menupunkt, irgendeine Anleitung oder Benutzerführung. Und wer den Bus nicht über die App ruft, sondern per Telefon, könne nicht wissen, ob der Anruf kostenpflichtig ist.
«Der Anruf ist gratis», versichert BLT-Sprecher Timon Tschudi auf Anfrage. Ein Vorteil der App – «bei deren Nutzung der Datenschutz gesichert ist» – sei, dass die Fahrgäste damit jederzeit nachvollziehen könnten, wann innerhalb des Zeitfensters das Fahrzeug vor Ort sein wird. Im Weiteren betont der BLT-Sprecher, dass die Anschlüsse gewährleistet werden könnten. Gegenüber dem Zwei-Stunden-Takt am Wochenende wie bisher könnten den Fahrgästen ab dem 1. März mehr Fahrten und kürzere Wartezeiten angeboten werden. Deshalb gehe die BLT davon aus, dass Menschen vom Individual- auf den öffentlichen Verkehr umsteigen werden.
Daran glaubt Pfister nicht: Komme «on Demand» auch unter der Woche, führte das zu einem Desaster: Er könne sich nicht vorstellen, wie Schüler und Pendler mit einem achtplätzigen Rufbus während der Stosszeiten rechtzeitig ans Ziel kommen sollen. Um dafür eine Lösung zu finden, helfe kein Wochenend-Versuch mit ganz anderen Bedingungen. «Da wäre es ehrlicher, den Busbetrieb ganz einzustellen.» Daher hätten er und die Mitunterzeichner mit ihrer Kritik auch nicht bis zum Test zugewartet, so Pfister: «Wir wollten möglichst früh die Diskussion lancieren, damit ‹on Demand› unter der Woche nicht kommt.»
Die BLT wird den «On Demand»- Versuch am 1. März mit einem Bus starten und die Anzahl bei Bedarf anpassen. Das Schreiben aus Ramlinsburg werde selbstverständlich beantwortet, so Sprecher Tschudi. «Wichtig scheint uns aber, dass man dem Angebot eine faire Chance gibt.»