Kosten einer vernachlässigten Archivierung
19.12.2023 TittertenDas Budget steht wieder im Fokus
Die Gemeinde räumt mit der «abenteuerlichen» Aktenablage auf und versucht, mit einem revidierten Zonenplan den Druck auf eine Rückzonung von Bauland zu mildern.
Elmar Gächter
«Heikle» ...
Das Budget steht wieder im Fokus
Die Gemeinde räumt mit der «abenteuerlichen» Aktenablage auf und versucht, mit einem revidierten Zonenplan den Druck auf eine Rückzonung von Bauland zu mildern.
Elmar Gächter
«Heikle» Traktanden waren am vergangenen Donnerstagabend nicht angesagt, dennoch durfte Gemeindepräsidentin Verena Heid 26 Stimmberechtigte zur letzten Versammlung des Jahres begrüssen. Wie in anderen Gemeinden stand das Budget 2024 im Mittelpunkt des Anlasses. Am wenigsten zu reden gab dabei das zu erwartende Defizit von rund 73 000 Franken bei einem Gesamtaufwand von 2,6 Millionen Franken. Dies bei einer Finanzsituation der Gemeinde, die weiterhin angespannt bleibt, wie Karl Bolli, Präsident der Rechnungs- und Geschäftsprüfungskommission, festhielt.
Eine Besserung in der jährlichen Erfolgsrechnung scheint sich ab 2027 abzuzeichnen, nicht zuletzt auch in der Hoffnung, dass sich die relativ starke Bevölkerungszunahme aufgrund der regen Bautätigkeit in höheren Steuereinnahmen bemerkbar macht. Zu Fragen und Diskussionen gaben einzelne Aufwandpositionen Anlass, die Finanzchef Remo Frey transparent erläuterte:
Für die Digitalisierung und Archivierung von Akten und Protokollen sieht das Budget 55 000 Franken vor und weitere 25 000 für eine neue Software für die Geschäftsverwaltung. «Die Archivierung wurde vernachlässigt und liegt im Argen», so die Gemeindepräsidentin. Diese klare Aussage bezieht sich auf den Zeitraum zwischen 2012 und 2018 und hängt zusammen mit der damaligen Neubesetzung der verantwortlichen Verwaltungsstelle. Sämtliche Protokolle dieser sechs Jahre müssten digitalisiert und besser zugänglich gemacht werden.
Die Akten seien laut Heid zwar weitgehend auch digital vorhanden, doch lassen sie sich nicht in das heutige EDV-System exportieren. «Dieses wurde 2018 aus heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen eingeführt», wie Verena Heid auf Nachfrage mitteilt. Die Archivierungsarbeiten sollen einer privaten Firma übertragen werden und eine neue Software soll auf Anfang 2025 zur Verfügung stehen.
Neuer Zonenplan
Die Gemeinde muss zudem ihren mittlerweile 15 Jahre alten Zonenplan überarbeiten. Dabei steht sie unter kantonalem Druck, liegt die Auslastung ihrer Baulandreserven doch unter 80 Prozent – es droht eine Rückzonung. «Die Gemeinde verfügt über kein eigenes Bauland, das wir auszonen könnten. Und die privaten Eigentümer wären nicht erfreut, wenn ihr Land betroffen wäre», hält die Gemeindepräsidentin fest.
Die Gemeinde habe ihre Aufgaben mit dem verdichteten Bauen, insbesondere im Dorfkern, gemacht und darauf geachtet, dass sorgfältig mit dem Bauland umgegangen werde. Dies hole die Gemeinde nun jedoch ein: Mit dem im Budget 2024 eingestellten Betrag von 80 000 Franken soll der Zonenplan so revidiert werden, dass er möglichst viele Bedürfnisse abdeckt. Dieser muss nach Abschluss der Revision der Gemeindeversammlung zum Beschluss unterbreitet werden.
Mehrkosten von rund 47 000 Fragen ergeben sich 2024 bei der Verbundsfeuerwehr mit Arboldswil, wobei Titterten etwas weniger als die Hälfte des Mehraufwandes trägt. Er ist auf den grossen Mannschaftsbestand sowie die teuerungsbedingte Anpassung des Soldes und der Funktionsvergütungen zurückzuführen. «Es freut mich, dass die Feuerwehr mit ihrem sehr guten Corpsgeist über mehr Angehörige verfügt, als es der Richtwert vorgibt», sagte Heid. Im nächsten Jahr werden fünf Personen, alles junge Frauen, als Rekrutinnen in die Feuerwehr eintreten.
Das Budget 2024 wurde mit nur einer Gegenstimme klar gutgeheissen. Ebenfalls unbestritten waren das neue Kinder- und Jugendzahnpflegereglement, das Reglement über die Feuerungskontrolle sowie die Kapitalumlage von 300 000 Franken von der Spezialfinanzierung der Abwasserbeseitigung in die Spezialfinanzierung der Wasserversorgung.