Kontrolle abgeben und sich tragen lassen
30.07.2024 SissachSommerferien-Schwimmkurse im Freibad
Seit neun Jahren bietet Simone Hertenstein auch in den Sommerferien Schwimmkurse für Kinder ab vier Jahren an. Dabei bringt sie ihren Schützlingen spielerisch bei, wie sie auf sich und ihre Fähigkeiten vertrauen dürfen.
...Sommerferien-Schwimmkurse im Freibad
Seit neun Jahren bietet Simone Hertenstein auch in den Sommerferien Schwimmkurse für Kinder ab vier Jahren an. Dabei bringt sie ihren Schützlingen spielerisch bei, wie sie auf sich und ihre Fähigkeiten vertrauen dürfen.
Iris Bösiger
Pünktlich um 9.15 Uhr versammeln sich die ersten kleinen Kursteilnehmer und -teilnehmerinnen am Rand des Kinderbeckens der Badi Sissach und werden von ihren Kursleiterinnen begrüsst. Seit bald zwei Wochen, in acht Lektionen, die je nach Stufe und Gruppengrösse 30 bis 40 Minuten dauern, lernen die Kinder hier das Schwimmen von Grund auf. Heute ist der grosse letzte Tag, an dem die Kinder als Anerkennung für ihre Fortschritte ein blaues «Krebsli»- oder ein grünes «Seepferdli»-Abzeichen mitnehmen dürfen.
Aber auch für die Kinder, die noch nicht so weit sind und vielleicht einen zweiten Anlauf brauchen, haben die Leiterinnen sogenannte Motivationsabzeichen dabei. Niemand geht mit leeren Händen nach Hause. Sieben Abzeichen gibt es insgesamt, die man mit den Schwimmkursen holen kann: jedes in einer anderen Farbe und bestickt mit einem anderen Tier.
Die ersten Übungen
Genau so bunt wie die Abzeichen sind auch «d Nudle» – riesige Schaumstoff-«Spaghetti», die den Kindern im Wasser Auftrieb geben und vielseitig einsetzbar sind. Das allererste, was die Kinder lernen, ist, wie sie im Wasser richtig ausatmen. Wenn man die Luft über den Mund reguliert, besteht keine Gefahr, dass Wasser in die Nase gerät. Dann kann man auch auf das Nase zuhalten verzichten.
Also sollen die Kinder als erstes ins Wasser und in einem Kreis mit leicht geöffnetem Mund ausatmen und «Blööterli» machen. Das hat Spassfaktor und beruhigt als positiver Nebeneffekt auch das Nervensystem. Das Abtauchen ist die Hürde, die es in diesem ersten Kurs zu überwinden gilt. Und damit gewinnt man das Vertrauen, wieder an die Oberfläche zu kommen.
Mit Hilfe der «Nudeln» dürfen sie in einem nächsten Schritt durch das Planschbecken schwadern und kurz abtauchen und «blööterle». Danach setzen sie sich auf den Beckenrand und werden von den Leiterinnen zu einem «Raketenstart» angefeuert. Ziel dabei ist es, das Gleiten und Schweben zu erfahren. Auch das Stehen und Reinspringen mit kurzem Abtauchen gehören dazu.
Das Wichtigste für Hertenstein ist, dass die Kinder Spass haben, ihre Unsicherheiten überwinden und Erfolgserlebnisse geniessen können: «Viele Kinder trauen sich das alles am Anfang nicht zu. Sie haben davor Angst, etwas nicht zu können. Aber da, wo die grösste Angst steckt, ist der grösste Ertrag – und für mich ist es wunderschön mitzuerleben, wie Kinder über sich hinauswachsen.» Deshalb sei es ihr Ziel, ein Lernumfeld zu bieten, in dem sich alle in ihrem Tempo entfalten können und Selbstvertrauen gewinnen. «Denn wir können viel mehr, als wir denken, und dieses Vertrauen schenken wir den Kindern.»
Die Kinder lernen, dass sie in waagerechter Haltung auf der Wasseroberfläche bleiben. Wer senkrecht im Wasser steht, geht schnell unter. Simone Hertenstein geht tiefer in die Materie und erklärt: «Schwimmen ist nicht nur etwas Technisches. Es bedingt, dass man die Kontrolle abgeben kann und sich tragen lässt.»
Kurse für jede Altersgruppe
irb. Die Kurse unter der Leitung von Simone Hertenstein heissen «Swimspirit» und können in den Schwimmbädern in Sissach und Gelterkinden sowie im Bad Ramsach gebucht werden.
Die Bewegungs-Coach, die sich selbst als «passionierte Wasserratte» bezeichnet, ist mit ihrem Element stark verbunden und gibt Kurse für jede Altersgruppe, daneben auch Privatunterricht. Zur Entlastung hat sie zwei weitere Leiterinnen dabei, die den Kindern bei Bedarf unter die Arme greifen. Voraussetzung für die Kurse gibt es lediglich eine: Die Kinder sollten Deutsch oder Hochdeutsch verstehen und sprechen können. «Ansonsten wird die Kommunikation sehr schwierig, und wir möchten den Kindern ja eine sichere Umgebung bieten», begründet Hertenstein die Bedingung.