Umzugsplan von spannendem Start-up auf ehemaliges RCC-Areal hat sich zerschlagen
Das junge Basler Unternehmen «mycrobez» will Plastik durch organisches Pilzmaterial ersetzen. Geplant waren eine Forschungsund Produktionsanlage im Industriegebiet von Itingen. Doch dazu ist es ...
Umzugsplan von spannendem Start-up auf ehemaliges RCC-Areal hat sich zerschlagen
Das junge Basler Unternehmen «mycrobez» will Plastik durch organisches Pilzmaterial ersetzen. Geplant waren eine Forschungsund Produktionsanlage im Industriegebiet von Itingen. Doch dazu ist es nicht gekommen.
David Thommen
Drei junge Basler hatten 2019 in ihrem Maturjahr die Idee für «mycrobez»: Sie entdeckten, dass sich aus dem Myzel – den fadenförmigen Zellstrukturen – eines einheimischen Baumpilzes ein nachhaltiger Schaumstoff herstellen lässt, der herkömmlichen Produkten auf Erdölbasis in nichts nachstehen soll. Wie sich zeigte, ist das Material für die Herstellung von Verpackungen, Dämmplatten oder sogar von Möbeln geeignet. Das Besondere: Die Herstellung verursacht nur wenig CO2 und der Energieverbrauch ist vergleichsweise tief. Ausserdem ist die Entsorgung denkbar einfach: Das Material lässt sich zu Dünger verarbeiten – oder ganz einfach kompostieren.
Die Jungunternehmer starteten im Keller des Elternhauses eines der drei Gründer, doch bald wurde es dort zu eng. Das von den Medien stark beachtete Start-up hatte vor einem Jahr ein Dutzend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und plante die weitere Expansion.
«Der nächste Schritt ist der Ausbau unseres Teams und der Bezug unserer Forschungsanlage in Itingen», erklärte Mitgründer und «mycrobez»- Sprecher Moritz Schiller vor ziemlich genau einem Jahr in einem «Volksstimme»-Artikel. «mycrobez» werde der erste Hersteller sein, der wiederverwertbares Pilzmaterial maschinell und im grossen Stil produzieren könne. Geplant war, die Produktionsanlage in Itingen auf dem Areal des ehemaligen Tierversuchsunternehmens RCC (später Harlan) im Frühherbst 2023 zu eröffnen.
Es kam anders
Dieser Plan hat sich allerdings zerschlagen. Statt ins Oberbaselbiet ist «mycrobez» mittlerweile auf das ehemalige Ciba-Areal im Basler Klybeck-Quartier umgezogen. Was ist passiert?
«Es gab Unstimmigkeiten in der Planung mit dem Architekten, der im Auftrag der Besitzer das ehemalige RCC-Areal entwickelt», sagt Moritz Schiller auf Anfrage. Geplant war eine massgeschneiderte Containerlösung auf drei Stockwerken; «mycrobez» wollte sich dort einmieten.
Unmittelbar vor dem Baustart wurde das lang geplante Bauvorhaben vonseiten Arealentwickler aber abgesagt – aufgrund von Planungsunstimmigkeiten, wie es beidseitig heisst. Um das Projekt zu retten, hätte das Jungunternehmen kurzfristig eine beträchtliche Summe investieren müssen, so Schiller. Die gesetzte Frist sei jedoch zu kurz bemessen gewesen, um noch reagieren zu können.
Schiller: «Wir haben uns sofort umgeschaut und im Klybeck eine Lösung gefunden, die sich als günstiger und flexibler erwiesen hat.» Derzeit seien 17 Personen für das Unternehmen tätig – und die Expansion schreite weiter voran. Unter anderem unterstützt von der Innovationsagentur des Bundes bereitet das Jungunternehmen seinen Markteintritt vor, der bald erfolgen solle.
Die beiden Parteien seien jedoch im Guten auseinander, heisst es beim zuständigen Basler Arealentwickler Protic Architekten AG. Man sei sich nicht einig geworden über die veränderte Situation und habe so einvernehmlich einen Schlussstrich gezogen. Bleibt bei «mycrobez» Ärger zurück? «Wir pflegen nach wie vor ein gutes Verhältnis zum Architekten, auch wenn die Zusammenarbeit bei diesem Projekt nicht funktioniert hat.» Für beide Seiten sei es eine einzigartige Situation gewesen, «von der wir viel lernen durften», so Schiller. Dies gehöre zum Reifeprozess einer jungen Firma wohl einfach dazu. Ähnliche Fehler würden dem Start-up künftig hoffentlich nicht mehr unterlaufen.