Kleider machen Leute – Leute machen Kleider
03.05.2024 Läufelfingen, Läufelfingen, KulturTheatervorbereitungen im Steinbruch laufen auf Hochtouren
Im Juni stehen 36 Darstellerinnen und Darsteller für das Stück «Lysistrata 24» auf der Freilichtbühne oberhalb von Läufelfingen im Einsatz. Für die passenden Kostüme sorgen aktuell elf ...
Theatervorbereitungen im Steinbruch laufen auf Hochtouren
Im Juni stehen 36 Darstellerinnen und Darsteller für das Stück «Lysistrata 24» auf der Freilichtbühne oberhalb von Läufelfingen im Einsatz. Für die passenden Kostüme sorgen aktuell elf freiwillige Näherinnen. Die Fäden in der Hand hat Christina Ebneter aus Thürnen.
Brigitte Keller
Christina Ebneter ist ehemalige Lehrerin und damit «halt auch Allrounderin», wie sie selbst sagt. Dies kommt ihr sehr zugute als Näherin und Hauptverantwortliche für die Kostüme beim Freilichttheater «Lysistrata 24». Zuerst hatte sie «dankend abgelehnt» mit dem Argument, dass sie keine gelernte Schneiderin sei. Doch Danny Wehrmüller, der künstlerische Leiter und Regisseur des Stücks, liess nicht locker. Sie müsste mehrheitlich «nur» organisieren.
«Okay, organisieren, das kann ich», dachte sich Ebneter und sagte zu. Kaum hatte sie dies getan, fing sie an, im Internet zum Thema «griechische Kostüme» zu recherchieren und in Büchern nachzuschlagen. «Es bekam eine Dynamik und das Ganze begann mich zu faszinieren.» Der viele Stoff, den all die Kostüme – es sind deren 36 – benötigen würden, flösste ihr aber grossen Respekt ein.
Finden statt suchen
«Nach etwas Bestimmten zu suchen, kann schwierig und aufwendig sein», war sich Ebneter bewusst. «Am besten kann ich etwas erschaffen, wenn ich aus einem Fundus schöpfen kann. Lasst uns Stoffe sammeln.» Die entsprechenden Aufrufe in verschiedenen Gemeindeblättern und über die Sozialen Medien hatten ein grosses Echo zur Folge. Sack- und kistenweise wurden Stoffe, darunter Vorhänge und Tischdecken gespendet.
Als nächsten Schritt sortierte Ebneter die Stoffe nach Farben und erstellte erste Farbmuster und Zusammenstellungen passend zu den Rollen. «Um das weitere Vorgehen zu besprechen, luden wir Danny Wehrmüller im vergangenen Herbst zu einem Nachtessen zu uns nach Hause ein.» Vor dem Nachtisch wurden die Kostüme besprochen.
Seither haben sie und zehn weitere Frauen an den Kostümen gearbeitet, darunter auch drei versierte Schneiderinnen. «Sie haben alle kniffligen Teile übernommen, wie beispielsweise schwierige Falten oder Schulterpolster, darüber bin ich wirklich sehr froh», meint Ebneter.
Eine der Näherinnen ist Claudia Gerber. Sie war bereits beim Stück «Hauenstein» Teil des Ensembles und gehört wiederum zu den Darstellerinnen. «Wir alle machen dieses Mal noch mehr selber. Da ich gerne mit den Händen arbeite und nähe, habe ich mich dafür gemeldet.» Sie hat insgesamt sechs Kostüme genäht, drei für Frauen und drei für Männer. «Es war so spannend zu sehen, was aus den vielen und teilweise auch sehr bunten Stoffen entstanden ist. Und bei den Anproben sind noch weitere Ideen hinzugekommen», so die Näherin.
Gerber bezeichnet sich als pingelige Person, die einmal etwas wieder auftrennt und nochmals neu macht. Eine ungewohnte Situation war für sie, dass die Kreationen nicht nur ihren eigenen Ansprüchen genügen sollten, sondern insbesondere auch den Trägerinnen und Trägern, Christina Ebneter und nicht zuletzt auch Danny Wehrmüller. Das eigene Kostüm hat sie sich von jemand anderem schneidern lassen. Sie wollte ganz in die Rolle der Darstellerin schlüpfen und wie alle anderen zur Anprobe gehen. Über das Resultat freue sie sich sehr, «genau meine Farben».
(Nicht) geizen mit den Reizen
Alle Kostüme sind laut Christina Ebneter mehrheitlich fertiggestellt. Nun braucht es noch die eine oder andere Anpassung, wie beispielsweise die Vergrösserung eines Ausschnitts. Was unter «offenherzig» zu verstehen ist, unterschied sich anfangs recht deutlich und erforderte noch den Einsatz der Schere, bis der Regisseur zufrieden war. Auch bei der Länge der Röcke – oder besser gesagt der Kürze – gab es nachzubessern. Die Reize der Athenerinnen und Spartanerinnen und damit dem Einfluss auf ihre kriegslustigen Männer spielt eine wichtige Rolle im Stück und ist deshalb unabdingbarer Teil.
Und welches Schuhwerk trugen die Frauen und Männer im alten Athen? Wohl Sandalen. Diese besorgen sich die Darstellerinnen und Darsteller selbst und viele nutzten den letztjährigen Ausverkauf, sich mit etwas Passendem einzudecken. Nun bedarf es nur noch «griechischer» Sommertemperaturen für den kommenden Juni auf der «Akropolis» hoch oben über Läufelfingen.
In die Antike mit «Lysistrata 24»
bek. «Das Stück ist ein komödiantisches Gedankenspiel, eine Utopie. Darin verbünden sich die Frauen Athens und Spartas, um den Frieden zwischen den beiden Mächten zu erzwingen.» Autor und Regisseur Danny Wehrmüller hat den Stoff in eine zeitgenössische Fassung umgeschrieben. «Die Bearbeitung ist ‹heutig›, die Musik ist ‹heutig›, die Kostüme aber sind historisierend», sagt er.
Informationen und Tickets sind über die Webseite www.lysistrata24.ch erhältlich.
DANNY WEHRMÜLLER, KÜNSTLERISCHER LEITER UND REGISSEUR
«Ein Mix aus gesprochenen Texten und Liedern»
Herr Wehrmüller, was war oder ist besonders herausfordernd beim Stück «Lysistrata 24»?
Danny Wehrmüller: Eine grosse Herausforderung bei Stücken mit so vielen Darstellenden ist, dass die Präsenz derjenigen, die in einer Szene quasi nur als Statisten auf der Bühne stehen, genauso stark ist wie die der Hauptfiguren – damit das Bild, egal, wo der Zuschauende gerade hinschaut, überall die gleiche Kraft entfacht.
Wie lernt man das?
Teilweise mit Improvisationen. Die Figuren müssen am eigenen Leib spüren, wie bei Situationen im echten Leben, was hier auf der Bühne gerade abgeht. Sie müssen also zu allem, was hier passiert, eine Haltung entwickeln und verankern. Das braucht etwas Zeit: loszulassen und Gefühle zu zeigen sind wir uns im Gegensatz zu den Südländern nicht so gewohnt. Eine weitere Herausforderung sind die 12 Lieder und der viele Text bei einigen davon. Diese Texte müssen präzise gesungen werden, damit der Text verständlich ist. An dieser Präzision arbeiten wir auch noch.
Hat das schlechte Wetter der vergangenen Wochen Verzögerungen verursacht?
Es gibt immer Dinge, die bremsend wirken, andererseits auch solche, wo man bereits weiter ist als geplant. Nach den Proben ist es wichtig, sobald wie möglich auf die Bühne mit den unterschiedlichen Ebenen wechseln zu können. Sich an all die Höhenunterschiede und deren Überwindung zu gewöhnen, ist nicht einfach. Da spielte das schlechte Wetter natürlich nicht in die Karten. Jetzt hoffen wir auf gutes Wetter und damit auf viele Stunden auf der Bühne, damit die Darstellerinnen und Darsteller volles Vertrauen in das Bühnengebilde und ihre eigene Geschicklichkeit gewinnen können.
Worauf dürfen sich die Besucherinnen und Besucher besonders freuen?
Auf ganz vieles! Es wird streckenweise sehr, sehr lustig und der Mix aus gesprochenen Texten und Liedern ist sehr abwechslungsreich. Dann natürlich die Wahnsinnsoptik des Bühnenraums und die Kostüme, die genäht wurden. Die verschiedenen Ebenen, die immer wieder anders genutzt werden, und das Licht sowie die spezielle Beleuchtung, die den Raum unglaublich schön einfasst. Das alles in diesem einzigartigen Ambiente des Steinbruchs machen den Abend komplett.