Kartoffeljahr erfreulich – Zukunft unsicher
03.10.2025 Schweiz, Bezirk LiestalErtrag und Qualität der Ernte sind dieses Jahr überdurchschnittlich gut
Der Liestaler Kartoffelproduzent Werner Weber spricht von einer überdurchschnittlich guten Kartoffelernte 2025. Die Anbaubedingungen dürften aufgrund des Klimawandels künftig allerdings ...
Ertrag und Qualität der Ernte sind dieses Jahr überdurchschnittlich gut
Der Liestaler Kartoffelproduzent Werner Weber spricht von einer überdurchschnittlich guten Kartoffelernte 2025. Die Anbaubedingungen dürften aufgrund des Klimawandels künftig allerdings schwieriger werden.
Elmar Gächter
Die Schweizer Kartoffelproduzenten sprechen von einer erfreulichen Ernte 2025. «Sowohl der Ertrag als auch die äussere Qualität der Knollen sind überdurchschnittlich gut im Vergleich zu den Vorjahren», hält «Swisspatat», die Branchenorganisation der Schweizer Kartoffeln, in einer Medienmitteilung fest. Diese Einschätzung teilen das Ebenrain-Zentrum in Sissach und Werner Weber vom «Neuhof» in Liestal.
Allerdings gibt es Einschränkungen, denn Hagel hat Weber je nach Sorte bis zu 40 Prozent seines Ertrags gekostet. Er zählt mit seiner Anbaufläche von rund 5 Hektar zu den grösseren Kartoffelproduzenten im Baselbiet. Die gesamte Anbaufläche beläuft sich laut Benno Niederberger vom «Ebenrain» auf rund 80 Hektar, verteilt auf rund 60 Betriebe. Er schätzt den diesjährigen Bruttoertrag auf rund 3750 Tonnen, davon etwa 500 Tonnen in Bio-Qualität.
Der Branchenverband geht in seiner Erhebung bei den Bruttoerträgen von durchschnittlich 463 Kilogramm pro Are und bei einem überdurchschnittlichen Speiseanteil von 85 Prozent über alle Sorten auf 393 Kilogramm pro Are aus. Gegenüber dem Mittel der Jahre 2019 bis 2024 liegt der Ertrag um rund 17 Prozent höher. Grundsätzlich habe das Kartoffeljahr 2025 den Produzenten überwiegend gute Anbaubedingungen beschert. Im Vergleich zu 2024 mit Nässe, Hitze und Trockenheit war das Wetter – abgesehen von einer Trockenphase in der zweiten Junihälfte – nahezu ideal.
Wetterglück mit einer Ausnahme
«Wir hatten fast keine faulen Kartoffeln und wenig grüne Knollen, weil der geringe Starkregen die Kartoffeldämme nicht heruntergeschwemmt hat», hält Werner Weber fest. Auch die Saat profitierte von ausreichend abgetrocknetem Boden. Erst in den letzten Tagen der Ernte war Feuchtigkeit ein Problem. Ein Hagelzug am 1. Juni führte jedoch zu Blattabschlägen bei bis zur Hälfte der Kartoffeln – und, je nach Sorte, Ertragsverlusten von bis zu 40 Prozent.
Zu den «klassischen» Schädlingen zählt nach wie vor der Kartoffelkäfer. Weber nimmt an einem Bundesprogramm teil, das auf chemische Insektizide verzichtet. Stattdessen wird der Käfer mit dem biologischen Mittel «Novodor» bekämpft. Entscheidender Faktor ist der richtige Zeitpunkt, es sollte warm sein und es darf 24 Stunden nach dem Austragen nicht regnen.
«Damit alle Parameter stimmen, braucht es einen grossen Aufwand an Feldkontrollen. Auf zwei Dritteln der Fläche haben wir gute Ergebnisse erzielt, auf einem Drittel mussten wir nochmals spritzen», so Weber. Er erwähnt zudem den Drahtwurm, der im Gegensatz zu früheren Jahren nur noch indirekt bekämpft werden darf, zum Beispiel über die Fruchtfolge. Aus diesem Grund hat er die Kunstwiese aus der Fruchtfolge gestrichen, da sich der Drahtwurm dort stark vermehren kann.
Nachfrage ist da
Der Liestaler Landwirt hat fünf Kartoffelsorten angebaut, wobei «Erika» und «Concordia» am meisten nachgefragt sind. Zudem pflanzte er dieses Jahr zusammen mit seinem Nachbarn Adrian Tobler aus der «Unteren Wanne» erstmals Bio-Kartoffeln und zieht eine positive Bilanz – dank des guten Wetters.
Die Familie Weber verkauft ihre Kartoffeln sortiert und abgepackt, sowohl im eigenen Hofladen als auch in anderen Läden, liefert jedoch nicht an Grossverteiler. Während die Schweizer Kundschaft vor allem festkochende Sorten bevorzuge, setze die ausländische auf mehligkochende. Aus der Sicht von Werner Weber hat dies vor allem mit der Kochzeit zu tun. Die Nachfrage, auch nach Chips, sei sehr erfreulich. Nach dem schlechten Vorjahr haben Webers die Anbaufläche leicht erhöht, sodass die Kartoffeln trotz Regen bis zur neuen Ernte reichen sollten. Die Produzentenpreise bezeichnet Werner Weber als etwas tiefer als im Vorjahr. «Wir versuchen, die Preise stabil zu halten – sowohl in guten als auch in schlechten Jahren.»
So ergiebig die diesjährige Ernte auch ist, dürften die Anbaubedingungen schwieriger werden. Eine aktuelle Studie von «Agroscope» prognostiziert im Zug des Klimawandels in den kommenden Jahren erheblich tiefere Erntemengen. Die vergangenen vier Jahre hätten deutlich gezeigt, wie stark die Erträge schwanken können. Der grösste negative Effekt gehe von heissen und trockenen Saisons aus.
Um Ertragseinbussen entgegenzuwirken, empfiehlt die Studie, auf klimaund ertragsstabile Sorten zu setzen, die Hitze und Trockenheit gut überstehen. Das Problem sei, dass diese heute zum Teil noch fehlen. Die richtige Sortenwahl und angepasste agronomische Massnahmen für den jeweiligen Standort würden immer wichtiger.