Charles Brauer liest Jon Fosse
Eine Woche nach der Vernissage der Ausstellung von Lilot Hegis jüngsten Bildern im «Atelier 24» in Gelterkinden hat ihr Ehemann Charles Brauer aus Jon Fosses «Morgen und Abend» vorgelesen – ein Abend ganz im Zeichen des rauen ...
Charles Brauer liest Jon Fosse
Eine Woche nach der Vernissage der Ausstellung von Lilot Hegis jüngsten Bildern im «Atelier 24» in Gelterkinden hat ihr Ehemann Charles Brauer aus Jon Fosses «Morgen und Abend» vorgelesen – ein Abend ganz im Zeichen des rauen Nordens.
Jürg Gohl
«Auf meine Frau!», sagte Charles Brauer. Der Schauspieler aus Böckten hob sein Glas, prostete der Künstlerin Lilot Hegi, seiner Ehefrau, zu und leitete damit quasi zum zweiten Teil des Abends über. Nach seiner Lesung rückten ihre Bilder, Fotografien und Statuen in den Vordergrund.
Lilot Hegi hat nach einer Reise ins östliche Hochgebirge von Island ihre dort gewonnenen Eindrücke daheim in Böckten auf Bildern festgehalten und stellt die Werke aktuell in Cornelius Busers «Atelier 24» in Gelterkinden aus (siehe auch «Volksstimme» vom 9. Mai). Eine Woche nach der Vernissage las Charles Brauer, umgeben von ihren Werken, am vergangenen Freitag aus Jon Fosses «Morgen und Abend» vor.
Seine Frau habe diesen Autor, der 2023 den Literatur-Nobelpreis erhalten hatte, für die Lesung ausgesucht, verriet Brauer. Sie hätte nicht besser wählen können. Der vorgetragene Text des Norwegers passt bestens zu den ausgestellten Bildern: Sie geben das raue Leben im hohen Norden wider, wo die Menschen auf Inseln leben und wo die Söhne wie der Vater Fischer werden und den Vornamen des Grossvaters erhalten. Sie sind schmallippig und setzen sich höchstens in ihren Selbstgesprächen mit den grösseren Fragen des Lebens auseinander.
Fosses Wetter ist dauertrüb. Im Zentrum der beiden Textpassagen, die Brauer vorlas, steht Johannes. Seine Geburt, den Morgen, erlebt der Leser durch die Gedankenwelt seines Vaters; seinen Tod, den Abend, schildert Johannes selber.
Szenenwechsel
Nach seiner Lesung lenkte Charles Brauer mit seinem Prosit die Aufmerksamkeit auf die Bilder. Die Klappstühle, auf denen eben noch das Publikum gesessen hatte, wurden weggeräumt, und man befand sich plötzlich wieder in der vertrauten Galerie. Lilot Hegi, bekannt für karge Bilder, stellt die Berge Islands nicht nur in ganz unterschiedlichen Formaten dar, sondern variiert dabei auch im Stil.
Mal sind ihre Berge nur schwarze Silhouetten auf weissem Hintergrund und einem Hauch von Blau, der den Himmel andeutet. Andere Werke wiederum sind auf drei, vier, fünf Grundfarben reduziert oder wirken ungewohnt filigran. Neben den Bildern stellt die Künstlerin Lilot Hegi auch Skulpturen von Frauen aus, die sie weit vor ihrer Reise nach Island geschaffen hat.
«Der Berg hält den Atem an.» Ausstellung von Bildern und Zeichnungen von Lilot Hegi, entstanden im Hochland von Island.
Bis 15. Juni im «Atelier 24» an der Rössligasse 24, Gelterkinden.
Geöffnet jeweils freitags, 19 bis 21 Uhr, sowie samstags und sonntags, 11 bis 17 Uhr.