Kanaltechnikfirma Arpe macht dicht
16.11.2023 BucktenRund 40 Stellen gehen im Oberbaselbiet verloren
Die auf Kanalunterhalt und Kanalsanierung spezialisierte Firma Arpe AG schliesst. Am Hauptsitz in Buckten sind rund 40 Arbeitsplätze betroffen. Für wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Anschlusslösung gefunden ...
Rund 40 Stellen gehen im Oberbaselbiet verloren
Die auf Kanalunterhalt und Kanalsanierung spezialisierte Firma Arpe AG schliesst. Am Hauptsitz in Buckten sind rund 40 Arbeitsplätze betroffen. Für wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Anschlusslösung gefunden werden kann, ist noch unklar.
David Thommen
Die Mitarbeiterorientierung am Standort Buckten erfolgte am Dienstag kurz vor Feierabend: Die Arpe AG wird ihr Geschäft per 31. Dezember aufgeben. 67 Angestellte hat die Firma derzeit insgesamt, wobei 25 davon am Standort Belp arbeiten. Dort traf die Nachricht die Belegschaft nicht ganz so hart wie am Hauptsitz in Buckten, denn für die Berner Niederlassung ist bereits eine Anschlusslösung gefunden worden: Der Standort wird mitsamt Angestellten und Maschinenpark von der Ostschweizer Firma Mökah AG übernommen. Die Mökah zählt in der Schweiz zu den ganz Grossen, wenn es um den Kanalisationserhalt geht. Auch Angestellte aus Buckten hätten voraussichtlich die Möglichkeit, dort unterzukommen. Daher seien letztlich «maximal die Hälfte» aller 67 Mitarbeitenden der Arpe AG von einer tatsächlichen Entlassung betroffen, wie es in einer Mitteilung der Firma heisst. Für sie werde ein Mitwirkungsverfahren gestartet, es bestehe ein Sozialplan.
Arpe-Verwaltungsratspräsident Stefan Iseli bedauerte gegenüber der «Volksstimme» den Schliessungsentscheid, der allerdings unumgänglich geworden sei. Für die Firma habe «kein nachhaltig erfolgreiches Geschäftsmodell gefunden» werden können. Im Abwasser- und Kanalgeschäft herrsche ein starker Wettbewerb und daher ein «riesiger Preisdruck». Dabei habe die Arpe als mittelgrosses Unternehmen «langfristig nicht bestehen können». Bessere Karten hätten in diesem Geschäftsbereich entweder ganz kleine oder ganz grosse Unternehmen, so Iseli.
1986 gegründet
Die Buckter Arpe AG ist 1986 gegründet worden und war laut der Firmenwebsite im Besitz der ersten farbigen Kanalfernsehkamera in der Schweiz, setzte früh Robotik-Anwendungen ein und war «Schweizer Pionier im Bereich der grabenlosen Kanalsanierung». Mitgründer war der Sissacher Alex Rösli. Die Firma wurde 2016 an die Berner Arnold-Gruppe verkauft, die in den Bereichen Energie, Telecom, Verkehr und Wasser tätig ist. Die Arnold AG mit ihren rund 1000 Angestellten wiederum gehört zur BKW-Gruppe (Bernische Kraftwerke). Wie die «Berner Zeitung» gestern online schrieb, verfolge die BKW eine Expansionsstrategie und habe «seit 2013 mehr als 100 Firmen gekauft». Sie müsse sich nun im Falle der Arpe AG «einen Fehlkauf eingestehen».
Das Arpe-Firmengebäude im Buckter Gewerbepark Widenmatt ist 2016 nach dem Verkauf des Unternehmens im Besitz des Mitbegründers Alex Rösli verblieben. Für den 10 500 Quadratmeter umfassenden Gewerbepark mit drei grösseren Gebäuden ist zuletzt während längerer Zeit ein neuer Besitzer gesucht worden – mittlerweile offenbar mit Erfolg: Eine Liestaler Immobilienfirma, die das Areal angeboten hatte, meldet auf ihrer Website «Verkauft!». Für die Arpe bestehe ein Mietvertrag, der noch für einige Zeit laufen werde, sagte Verwaltungsratspräsident Iseli gegenüber der «Volksstimme». Und weiter: «Selbstverständlich werden wir unsere Verpflichtungen trotz Geschäftsaufgabe erfüllen.»
Die Arpe AG beschäftigte in ihren besten Zeiten mehr als 100 Mitarbeitende und machte einen Umsatz von rund 20 Millionen Franken. Im Einsatz ist die Firma nicht zuletzt für die öffentliche Hand. In der Gemeinde Buckten zählt das Unternehmen zu den grossen Arbeitgebern. Gemeindepräsident Daniel Meier erfuhr gestern vom Schliessungsentscheid. Er bedaure diesen und hoffe, dass die entlassenen Angestellten rasch wieder Arbeit finden und sich im Arpe-Firmengebäude in der «Widenmatt» bald wieder neue Unternehmen ansiedeln, sagte er auf Anfrage. Für die Gemeinde sei der Schaden wohl nicht allzu gross, so Meier weiter. Vermutlich seien – wenn überhaupt – nur sehr wenige Buckter Einwohnerinnen und Einwohner von einer Entlassung betroffen und namhafte Einbussen für die Gemeinde bei den Unternehmenssteuern seien nicht zu erwarten. Arpe-Verwaltungsratspräsident Stefan Iseli äusserte gegenüber der «Volksstimme» die Hoffnung, dass sämtliche betroffenen Angestellten bald wieder einen Arbeitsplatz finden werden. Auch wenn der Schock im Moment bestimmt gross sei, seien die Vorzeichen nicht schlecht: Überall herrsche Fachkräftemangel. So auch bei der Arpe-Besitzerin Arnold AG. Zum Sozialplan gehöre, dass den entlassenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Zweitlehre als Netzelektriker angeboten werde – und zwar ohne Lohneinbusse im Vergleich zum jetzigen Job.