Junge Frauenpower im Jodlerklub
20.02.2024 LangenbruckZwei junge Frauen wollen das Jodeln populärer machen
Der Jodlerklub Oberer Hauenstein aus Langenbruck hat mit Überalterung der Mitglieder kein Problem. Dies nicht zuletzt dank der beiden Jodlerinnen Sarah Schmutz und Linda Probst, die sich für die Nachwuchsförderung in ...
Zwei junge Frauen wollen das Jodeln populärer machen
Der Jodlerklub Oberer Hauenstein aus Langenbruck hat mit Überalterung der Mitglieder kein Problem. Dies nicht zuletzt dank der beiden Jodlerinnen Sarah Schmutz und Linda Probst, die sich für die Nachwuchsförderung in der Jodelszene der Region engagieren.
Lisa Zumbrunn
Sie besuchten denselben Kindergarten, verbrachten gemeinsam die Schulzeit und sind nun die beiden weiblichen Vertreterinnen des Jodlerklubs Oberer Hauenstein. Sarah Schmutz und Linda Probst, beides junge Frauen aus Langenbruck, verbindet vieles. Jeweils am Donnerstagabend treffen sie sich mit den 16 weiteren Mitgliedern des Jodlerklubs in der Mehrzweckhalle, um gemeinsam zu proben. Ihre Leidenschaft zu dieser Volkstradition ist in der Region Nordwestschweiz und für ihr Alter ungewöhnlich.
«Es macht mich stolz, dieses fürs Baselbiet eher unbekannte Hobby auszuüben», sagt Sarah Schmutz. Sie ist zudem Präsidentin des Jodlerklubs und kennt die Szene in der Region bestens. Jodeln verbinde, sei grenzenlos und alle könnten mitmachen. «So kannst du an ein Fest gehen, einen Jutz oder auch ein Jodellied beginnen und weitere unbekannte Jodlerinnen und Jodler können einfach mitsingen», führt sie aus.
Auch ihre Kollegin Linda Probst ist überzeugt von ihrer Leidenschaft. Es gäbe nichts Schöneres, als wenn beim Üben eines neuen Stücks die Harmonien stimmen: «Das gibt mir Hühnerhaut.»
Schon in jungem Alter wurden die beiden Langenbruckerinnen ans Jodeln herangeführt. Schmutz und Probst sind beide Gründungsmitglieder des «Chinderchörli Bölchenfluh», das 2003 gegründet wurde. Das «Chinderchörli» existiert heute noch in Muttenz, hat aber nur noch wenige Sängerinnen und Sänger. «Damals durften wir schon viel erleben», erinnern sie sich.
Rückkehr geglückt
Linda Probst wurde die Volksmusik in die Wiege gelegt. So jodelten mütterlicherseits alle in der Familie. Ihre Mutter war selbst Teil des Jodlerklubs in Langenbruck, und Probst kam durch das «Chinderchörli» früh in Berührung mit diesem Genre. Dass das Jodeln heute immer noch ihre Leidenschaft ist, hätte sie nicht gedacht. Lange Zeit legte die junge Frau ihr Hobby aufs Eis. Vor sieben Jahren wagte sie den Wiedereintritt im «Schäfer-Chörli Nord-West». 2022 kam dann die Anfrage des Jodlerklubs Oberer Hauenstein, ob sie die Stimme ihrer zurücktretenden Mutter im Verein übernehmen wolle.
Ein wenig anders verlief die Karriere von Präsidentin Sarah Schmutz. Sie selbst hat keinen familiären Hintergrund im Jodeln, kam jedoch durch den Kinderchor zu ihrer musikalischen Leidenschaft. Mit 16 Jahren sammelte sie erste Erfahrungen mit Erwachsenen im Jodlerklub Mayenfels. Nachdem Schmutz vom Jodlerklub Oberer Hauenstein angefragt worden war, sang sie ein halbes Jahr in beiden Vereinen und wechselte darauf endgültig nach Langenbruck. Für ihre Leidenschaft investierte die junge Frau viel: So pendelt Sarah Schmutz während ihres Agronomiestudiums in Bern jeweils donnerstagabends in ihr Heimatdorf, um gemeinsam proben zu können.
Dass nur ältere Leute jodeln, lässt sich am Beispiel des Jodlerklubs aus Langenbruck wahrlich nicht bestätigen. Nicht zuletzt dank Schmutz und Probst sind auch junge Sängerinnen und Sänger in Langenbruck bestens vertreten. «Wir haben hier echt Glück», wissen die beiden Frauen dies zu schätzen. Der Nachwuchs werde hauptsächlich durch Bekanntschaften gesichert. Oft nähme jemand eine Kollegin mit in die Probe und führe so neue Leute dem Jodeln zu. «Dass wir so viele junge Leute haben, motiviert natürlich», freut sich Präsidentin Schmutz.
In der Region Nordwestschweiz ist die Volksmusik weniger verbreitet. Gerade in Stadtnähe wird das Brauchtum weniger gelebt, und die volkstümliche Musik hat es schwieriger. «Unser Verband ist, verglichen mit dem Berner-, Ost- und Zentralschweizerischen Jodlerverband, untervertreten», erklären die beiden Frauen. Darum liegt ihnen die Nachwuchsförderung besonders am Herzen. Man müsse die Jungen mitmachen lassen und sie in die Vereine holen. So singt Linda Probst im Jugendjodelchor des Nordwestschweizer Verbandes mit. Dieser trifft sich einmal monatlich in verschiedenen Lokalen von Jodlerklubs, um zu proben. «Die Chöre, bei denen wir jeweils gastieren, sind total begeistert!»
Eine Hürde gilt es zukünftig zu überwinden. So finden sich im Nachwuchs mehrheitlich Mädchen – junge Männer sind rar. Traditionsgemäss braucht es pro Jodlerchor maximal eine bis drei Frauenstimmen, wie dies auch in Langenbruck gegeben ist. «Da muss vielleicht ein Umdenken stattfinden», zeigt sich Probst offen. Es gibt auch reine Frauenjodelchöre. Musikalisch ist eine Anpassung möglich, da ist sie sich sicher.
Und eine muss es bestimmt wissen: Linda Probst befindet sich mitten in der Ausbildung zur Chorleiterin. Nach einem Jahr Theorie sammelt sie nun praktische Erfahrung, indem sie bei zwei Jodlerklubs ein Praktikum absolviert. Da der Dirigent ihres Lokalvereins gerade auf Reisen ist, übernahm sie für drei Monate dessen musikalische Leitung.
Und so zeigt sich: Jodeln ist keinesfalls veraltet, und durch die Vernetzung und vielseitigen Möglichkeiten besonders für junge Leute ein attraktives Hobby. Und wie Sarah Schmutz und Linda Probst vorleben: «Einfach reinschauen kommen, mitmachen und die Freude am Singen teilen.»