Das Besondere an der Anwiler Bundesfeier vom Mittwochabend auf dem Schulhausplatz war ohne Zweifel der Umstand, dass es den «Ammelern» mit ihrem neuen Gemeindepräsidenten Michael Schaffner gelungen ist, den Volkswirtschaftsund Gesundheitsdirektor, Regierungsrat Thomi Jourdan (EVP), ...
Das Besondere an der Anwiler Bundesfeier vom Mittwochabend auf dem Schulhausplatz war ohne Zweifel der Umstand, dass es den «Ammelern» mit ihrem neuen Gemeindepräsidenten Michael Schaffner gelungen ist, den Volkswirtschaftsund Gesundheitsdirektor, Regierungsrat Thomi Jourdan (EVP), als Festredner zu gewinnen. Ein kleines Kunststück, wenn man bedenkt, dass Jourdan, mittlerweile ein gutes Jahr im Amt, dieses Jahr der einzige Baselbieter Regierungsrat war, der als 1.-August-Redner auftrat.
Und Jourdan tat dies in seiner bekannt eigenwilligen Art. Er ging dabei einerseits vom berühmten Satz der eidgenössischen Gründerväter von 1291 («Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern; in keiner Not uns trennen und Gefahr») und anderseits von seiner persönlichen Biografie aus. So wie sich die Eidgenossen von Uri, Schwyz und Unterwalden für das Zusammengehen entschieden, hätten seine Pflegeeltern damals in seiner Kindheit beschlossen, ihn zu adoptieren und in die Familiengemeinschaft der Jourdans aufzunehmen.
Die Kraft für etwas Grossartiges
Auf Dauer angelegte Gemeinschaften, so der Regierungsrat weiter, beruhten nicht nur auf Emotionen, sondern auf klaren Entscheiden. «Und in Entscheidungen für die Gemeinschaft liegt die Kraft für etwas Grossartiges.» Auch wenn klar sei, dass der Treueschwur vom Rütli ein Mythos sei, so entfalte dieser eben gleichwohl seine Wirkung.
Zweifellos könne man sich in Zeiten, da Politik offenbar schrill und laut sein müsse, Kompromissbereitschaft mitunter gering geschätzt werde und die Debattenkultur im Schwinden begriffen sei, die Frage stellen, «ob so eine Gemeinschaft noch möglich ist».
Regierungsrat Jourdan zeigte sich überzeugt, dass der damalige Entschluss der Eidgenossen zur Gemeinschaft nach wie vor aktuell sei. Zwar erfordere dies manchmal den Mut, seinem Gegenüber zuzuhören, auch wenn dieses eine andere Meinung vertrete. Die Eidgenossen aus den verschiedenen Talschaften seien mit Sicherheit auch nicht immer nur «best friends» gewesen. Und wenn man dann noch den Mut aufbringe, auf die schrillen Töne zu verzichten, werde auch die Einigkeit über ein Thema wieder besser sichtbar; denn diese sei nicht selten «vom Lärm verschüttet».
Thomas Gubler