Künstlerin Lilot Hegi stellt ihre neusten Bilder aus
Schon lange faszinieren die Landschaften von Island die Böckter Malerin Lilot Hegi. Nach ihrem letzten längeren Aufenthalt im östlichen Hochland von Island nahm sie die Lebensgeschichte einer Frau zum Anlass, zu ...
Künstlerin Lilot Hegi stellt ihre neusten Bilder aus
Schon lange faszinieren die Landschaften von Island die Böckter Malerin Lilot Hegi. Nach ihrem letzten längeren Aufenthalt im östlichen Hochland von Island nahm sie die Lebensgeschichte einer Frau zum Anlass, zu Hause die Berge und die Landschaft zu malen und zu zeichnen.
Jürg Gohl
Landschaften verändern sich. Das Wasser arbeitet sich an ihnen ab. «Die Berge aber stehen da, nicht anders als damals, sie stehen da, schwarz, schweigend, und neigen sich abwärts und halten den Atem an.»
Mit diesen vom norwegischen Dichter und Nobelpreisträger Jon Fosse entliehenen Worten beschreibt Lilot Hegi, Bühnenbildnerin und Malerin aus Böckten, die Faszination, die das östliche Hochland von Island auf sie ausgeübt hat. Aus der Erinnerung zeichnete und malte sie zu Hause Landschaften nach und stellt nun die dabei entstandenen Bilder aus. Eine Zeile aus diesem Gedicht von Fosse gab der Ausstellung den Titel: «Der Berg hält den Atem an.»
Alte Technik
Geschaffen wurden die Arbeiten, die im Atelier 24 an der Rössligasse 24 in Gelterkinden ab Freitag zu sehen sind, mit Ölkreiden und Pigmenten sowie Eisengallus-Tinte – einer seit mehr als 3000 Jahren verwendeten Technik, dokumentensichere Tinte herzustellen. Lilot Hegi fand, dass diese alte, heute nicht mehr verwendete Tinte zu den alten Bergen sowie zu den Frauen passe, die bei ihrem Besuch in Island eine wesentliche Rolle spielten. Sie begleitete an der Ostküste eine isländische Kollegin, die dem entbehrungsreichen Leben ihrer Vorfahrinnen nachspürte.
Das Leben einer dieser Frauen namens Hlìf hat die Künstlerin in einem Langgedicht beschrieben. Es diente als Ausgangspunkt für ihre Bergbilder. Denn diese Frau – nicht anders als deren Mutter und Grossmütter, die in diesen östlichen Landschaften gelebt haben – schaute ihr ganzes Leben dieselben Berge an. Auch hier hat die Zeile von Fosse ihre Gültigkeit: «Die Berge stehen da und halten den Atem an.»
Mit dem Dichter teilt die seit bald 40 Jahren im Oberbaselbiet wohnende Künstlerin noch eine weitere Gemeinsamkeit. Die Kargheit der fast baumlosen Landschaft Islands oder der Berge Norwegens spiegelt sich in den Texten des Dichters sowie in den Bildern und Zeichnungen der Malerin wider. Sie sei «eine Meisterin des Raumes und des Weglassens von allem Überflüssigen» – so beschrieb der Sissacher Thomas Lüthy Hegis Arbeiten im Rahmen einer früheren Ausstellung. Das trifft auf alle ihre Arbeiten zu, auch wenn die Techniken variieren und sich jeweils an der Thematik orientieren.
Symbolische Bedeutung
In der Ausstellung sind auch Keramiken von Lilot Hegi zu sehen. Sie entstanden nach dem Tod einer Freundin und waren für die Künstlerin Bestandteil ihrer Trauerarbeit. Nun stehen diese Frauenfiguren für die Urgrossmütter in Island, deren Leben hart und entbehrungsreich war und deren Männer und Kinder viel zu früh starben. Sie stehen für die Künstlerin, aber auch für all die Frauen, die aktuell in den von Krieg heimgesuchten Ländern dieser Welt, den «Orten des Unglücks», Verlust und Tod ihrer Liebsten erleiden.
Am 16. Mai um 19.30 Uhr wird Schauspieler Charles Brauer im Rahmen der Ausstellung in der Gelterkinder Galerie Texte von Jon Fosse vorlesen. Damit wird er eine Gelegenheit bieten, in die sprachmächtige Welt des Dichters und Literatur-Nobelpreisträgers von 2023 sowie in die Bilder Lilot Hegis einzutauchen.
«Der Berg hält den Atem an».
Ausstellung von Bildern und Zeichnungen von Lilot Hegi, entstanden im Hochland von Island. 9. Mai bis 15. Juni im Atelier 24 an der Rössligasse 24, Gelterkinden.
Geöffnet jeweils freitags, 19 bis 21 Uhr, sowie samstags und sonntags, 11 bis 17 Uhr.
Freitag, 16. Mai, 19.30 Uhr: Charles Brauer liest Texte von Jon Fosse.