«In den Play-offs ist alles möglich»
28.02.2025 Eishockey, SportSeit acht Jahren gibt es in Sissach Frauen-Eishockey. Teamchef Walter Winteler und Trainer Roger Rensch sind vor den Play-offs, die heute beginnen, optimistisch – und loben die Zusammenarbeit von Zunzgen-Sissach und Fribourg-Gottéron.
Daniel Monnin
...Seit acht Jahren gibt es in Sissach Frauen-Eishockey. Teamchef Walter Winteler und Trainer Roger Rensch sind vor den Play-offs, die heute beginnen, optimistisch – und loben die Zusammenarbeit von Zunzgen-Sissach und Fribourg-Gottéron.
Daniel Monnin
Herr Winteler, wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigen Saisonverlauf?
Winteler: Das Team hat sich nach anfänglichen Schwierigkeiten gefangen und nun geliefert. Leider fehlen uns Punkte, die wir bei Teams, die weit hinter uns klassiert sind, liegen gelassen haben. Zum Beispiel bei Thurgau, Lyss oder wie gegen Sursee, wo wir erst im Penaltyschiessen gewonnen haben. Dies hat uns einen bis zwei Ränge gekostet.
Gleiche Frage an Sie, Roger Rensch. Sie haben ja erst im November das Traineramt bei den Ladies übernommen.
Rensch: Ich bin ein sehr kritischer Mensch. Das heisst, ich finde immer wieder etwas, das es zu verbessern gilt. Aber grundsätzlich kann ich sagen, dass wir einiges erreicht haben und an einigen Dingen weiter hart arbeiten müssen. Wir waren in allen Spielen resultatmässig dabei. Mit der Einstellung und der Arbeitsethik der Spielerinnen bin ich sehr zufrieden.
Die ZS-Ladies spielen seit Jahren mit zwei bis vier Ausländerinnen. Es ist hinlänglich bekannt, dass diese Spielerinnen eine Stange Geld kosten. Wie werden diese Spielerinnen finanziert?
Winteler: Zwei unserer Spielerinnen, Kristina Fáberová und Patrycja Woijcik, werden privat finanziert, das heisst, sie belasten das normale Budget nicht. Einige dem Klub nahestehende Personen haben dies in den vergangenen Jahren möglich gemacht. Die beiden weiteren Ausländerinnen, die 18-jährige Französin Jana Poirrier und die 27-jährige finnische Torhüterin Kati Asikainen werden uns von unserem Partnerteam Fribourg-Gottéron zur Verfügung gestellt. Beide trainieren in Freiburg, kommen einmal pro Woche ins Abschlusstraining zu uns und spielen jeweils am Wochenende für ZS. Leider hat uns Kati aus familiären Gründen und wegen ihres Studiums bereits Ende November wieder verlassen und ist nach Finnland zurückgekehrt.
Sie haben eine Partnerschaft mit dem A-Team Fribourg-Gottéron, die sehr harmonisch und zielorientiert sein soll.
Winteler: In der Tat. Fribourg hat einige junge, talentierte Spielerinnen, die es fördern möchte, die in Fribourg trainieren und neben der SWHLA bei uns in der SWHLB zusätzliche Spielpraxis sammeln können. Das funktioniert perfekt.
Rensch: Auch ich sehe diese Partnerschaft positiv. Wir sind von Gottéron aus vor der Saison auf Zunzgen-Sissach zugegangen und haben die Zusammenarbeit gemeinsam zu Papier gebracht. Was wir uns vorgenommen haben, leben wir nun Woche für Woche, nämlich dass Gottéron den ZS-Ladies einige Spielerinnen zur Verfügung stellt.
Wie kam es eigentlich dazu, dass Sie als Gottéron-«Frauen-Sportchef» das Amt des ZS-Trainers übernommen haben?
Rensch: Als Nathalie Haudenschild im November von ihrem Amt zurückgetreten ist, habe ich in den Gesprächen mit den ZS-Verantwortlichen angedeutet, dass ich einspringen würde, falls sie niemanden finden. Das Coaching hat mir zu diesem Zeitpunkt ein wenig gefehlt, deshalb habe ich dann ohne Zögern zugesagt. Ich war von der Reaktion des Teams positiv überrascht, vom Willen und von der Art und Weise, wie sie zu arbeiten bereit waren.
Sie beide beurteilen die Partnerschaft Gottéron/ZS als wertvoll. Wird Sie deshalb verlängert werden?
Winteler: Ich finde, solche Partnerschaften sind heutzutage unerlässlich. Es gibt ja einige andere positive Beispiele. Etwa Davos und Rapperswil oder Zug und Sursee – beide B-Teams haben sich dank aktiver Hilfe der A-Teams für die Play-offs qualifiziert. Deshalb hoffe ich, dass unsere Partnerschaft verlängert wird.
Rensch: Die mündliche Zusage steht, der weiteren Zusammenarbeit der beiden Klubs sollte nichts im Wege stehen.
Schauen wir in die unmittelbare Zukunft: Was liegt für Zunzgenin den heute beginnenden Play-offs drin?
Winteler: Wir geniessen in der «Best of Three»-Viertelfinalserie gegen Bassersdorf Heimrecht. Ich hoffe auf einen Halbfinal-Einzug, weil wir die beiden Qualifikationsspiele zu unseren Gunsten entscheiden konnten.
Rensch: Ich will immer gewinnen, das muss auch unser gemeinsames Ziel sein. Nehmen wir die vergangenen 10 Spiele, sind wir in den Top 3 klassiert, hinter Brandis und Lausanne, aber vor Bassersdorf. Wir haben das beste Boxplay der Liga, am Powerplay müssen wir noch feilen. Ich denke, wir können sehr weit kommen. Alles ist möglich in den Playoffs, die Liga ist sehr ausgeglichen.
Steht Ihnen das ganze Team zur Verfügung oder gibt es Verletzte?
Rensch: Zurzeit ist Melanie Lambert noch verletzt, doch ich hoffe auf ihre Rückkehr auf den Play-off-Start hin.
Und mit welcher Strategie gehen Sie über die Saison hinaus in die Zukunft?
Winteler: Ich gehe davon aus, dass wir das Team grossmehrheitlich zusammenhalten können. Das ist unser erklärtes Ziel. Ich denke auch, dass die eine oder andere ZS-Spielerin, die aktuell in Langenthal spielt, zu uns zurückkehren wird. Offen ist die Frage der Ausländerinnen; es ist noch nicht sicher, dass die privaten Geldgeber ihre finanzielle Unterstützung weiter leisten können und wollen. Das könnte eventuell dazu führen, dass wir bei der Besetzung der Ausländerinnen-Posten auf unseren Partner angewiesen sein werden. Grundsätzlich mache ich mir aber keine Sorgen: Wir werden auch in der kommenden Saison ein Wort in der SWHLB mitreden wollen.
Rensch: Ich kann und will mir zurzeit keine Gedanken zur Zukunft machen. Mein Fokus liegt auf dem nächsten Spiel, das heisst auf dem Viertelfinal gegen Bassersdorf.
Play-off-Viertelfinal SWHLB: EHC Zunzgen-Sissach – EHC Bassersdorf Ladies: Freitag, 28. Februar, 20.30 Uhr, Sissach, Sonntag, 2. März, 20.15 Uhr, Wallisellen. Falls nötig: Mittwoch, 5. März, 20 Uhr, Sissach.
Zu den Personen
dm. Walter Winteler (70) «dient seinem Ladies-Team» seit der Gründung der Frauen-Equipe beim EHC Laufen 2011. Er orchestrierte den Wechsel unter das Dach des EHC Zunzgen-Sissach. Er sieht sich nicht als «Alleinunterhalter» und erwähnt speziell Flavio Costeggioli, mit dem er seit Jahren das Ladies-Team führt. «Flavio ist als Scout unersetzlich, mit seiner Überzeugungskraft kann er immer wieder neue Spielerinnen motivieren, bei uns zu spielen.» Winteler sieht sich als «Manager für die übrige Hintergrundarbeit», also Transfers, Lizenzierungen und Trainingslager. Gemeinsam ist es den beiden immer wieder gelungen, ein schlagkräftiges Team zusammenzustellen.
Roger Rensch (56) ist seit mehr als 10 Jahren in verschiedenen Funktionen – Assistenztrainer, Headcoach, Sportchef – im Freiburger Nachwuchs (Fribourg-Gottéron, Jean Tinguely, Sen-See) und im Frauenhockey (Bomo Thun, Fribourg-Gottéron, Zunzgen-Sissach) tätig. Seit dem 29. November führt er die ZS-Ladies als Headcoach.
Der Gegner: Bassersdorf
dm. Die EHC Bassersdorf Ladies sind seit ihrer Gründung auf die Saison 2008/09 hin Dauergast in der zweithöchsten Liga. Entstanden im Frühling 2008 aus dem Walliseller Frauen-Team, erreichte Bassersdorf in den mittlerweile 17 Jahren in der SWHLB viermal den Final. Zum Meistertitel reichte es allerdings nie. Dreimal stand das Team im Halbfinal, dreimal im Viertelfinal. Zweimal sicherte sich Bassersdorf den Ligaerhalt via Relegationsspiele. In den frühen SWHLB-Jahren gab es noch keine Play-offs. Die ZS-Ladies haben beide Spiele gegen Bassersdorf in dieser Saison gewonnen, in der Bilanz aller Partien seit neun Jahren und dem Wechsel des Laufner Frauenteams zu Zunzgen-Sissach steht es allerdings 10:6 für die Zürcherinnen. Die letzte Play-off-Serie ging im Halbfinal der vergangenen Saison ebenfalls an Bassersdorf.