«Im Team zu laufen, macht mir am meisten Spass»
08.07.2025 Sport, Weitere SportartenCarla Castelli (16) startet an Jugend-EM
Carla Castelli aus Ziefen steht bald an den Jugend-Europameisterschaften in Tschechien im Einsatz. Die 16-jährige Gymnasiastin, die an nationalen Meisterschaften bereits mehrere Male auf dem Podest stand, reist ergebnisoffen nach Brno.
...Carla Castelli (16) startet an Jugend-EM
Carla Castelli aus Ziefen steht bald an den Jugend-Europameisterschaften in Tschechien im Einsatz. Die 16-jährige Gymnasiastin, die an nationalen Meisterschaften bereits mehrere Male auf dem Podest stand, reist ergebnisoffen nach Brno.
Timo Wüthrich
«Natürlich habe ich mich sehr über die E-Mail gefreut, in der mir mitgeteilt wurde, dass ich definitiv für die Europameisterschaften aufgeboten bin», schildert Carla Castelli im Gespräch mit der «Volksstimme» ihre Gefühlslage nach der Bekanntgabe ihrer Nomination.
Um sich im tschechischen Brno mit den talentiertesten Nachwuchs-Orientierungsläuferinnen des Kontinents zu messen, galt es, bei drei Qualifikationsrennen möglichst gut abzuschneiden. Die besten vier Athletinnen pro Alterskategorie durften sich berechtigte Hoffnungen machen
– das letzte Wort hatte jedoch eine Kommission, die über die Selektion befand. «Nach diesen drei Rennen war ich mir schon ziemlich sicher, dass es reicht. Die grosse Erleichterung folgte aber erst mit dem definitiven Bescheid via E-Mail», erklärt Castelli.
Die Freude war nicht nur über die eigene Nominierung gross, sondern auch über das restliche Aufgebot: «Zwei weiteren Athleten des Nordwestschweizer Nachwuchskaders gelang die Qualifikation», so die 16-Jährige. «Es ist grossartig, wenn man gemeinsam mit Trainingskollegen an ein internationales Rennen reisen kann.»
Abwechslungsreiches Training
Wenn die Ziefnerin nicht gerade mit dem Orientierungslauf beschäftigt ist, trifft man sie am Liestaler Gymnasium an. Anders als viele andere jugendliche Leistungssportlerinnen und -sportler besucht sie dort eine reguläre Klasse – dank einer Sonderregelung ist sie jedoch vom obligatorischen Sportunterricht dispensiert. «Das ist eine grosse Hilfe», sagt die Oberbaselbieterin. Diese Stunden lägen oft am Rand des Stundenplans, sodass sie früher nach Hause gehen könne, um zu lernen. An Wochenenden bleibt dafür meist wenig Zeit: «Oft finden samstags und sonntags Wettkämpfe oder Trainingslager statt. Es ist gut möglich, dass mehrere Stunden Fahrt zu einem Rennen anstehen – da müssen die Zeiträume für die Schule gut eingeplant werden.»
Etwas mehr Zeit bleibt unter der Woche vor oder nach den Trainingseinheiten. Castelli arbeitet in zwei Bereichen: Einerseits trainiert sie die spezifischen Fähigkeiten des Orientierungslaufs mit einer Karte im Gelände. Andererseits arbeitet sie an ihrer läuferischen Form – etwa mit Intervallen auf der Leichtathletikanlage.
Einige nationale Erfolge
Das Training scheint sich für die Gymnasiastin auszuzahlen. Bei vergangenen nationalen Meisterschaften stand sie mehrfach auf dem Podest – auch in der Staffel, gemeinsam mit Trainingspartnern aus dem Nachwuchskader. Diese Disziplin gefällt Castelli am besten: «Im Team zu laufen, macht mir am meisten Spass», sagt sie. Bei Einzelwettkämpfen bevorzugt die Ziefnerin die Mittel- oder Langdistanz. Die Sprints finden in urbanem Gelände statt – das könne zwar auch spannend sein, doch sie laufe lieber in der Natur.
Dass die 16-Jährige überhaupt zum Orientierungslauf gefunden hat, verdankt sie ihrer Mutter. Vor rund dreieinhalb Jahren entschied sich Castelli, die Sportart auszuprobieren – und war sofort begeistert. Zuvor war die Oberbaselbieterin als Pfadfinderin unterwegs und ging regelmässig bouldern – zwei Hobbys, die ihr heute durchaus zugutekommen, wie sie lachend anmerkt.
Auf den bisherigen Höhepunkt ihrer Karriere angesprochen, hat die Nachwuchsläuferin eine klare Antwort: «Das ist die Selektion für die EM. Die Podestplätze bei den Schweizermeisterschaften waren toll, aber es ist nochmal etwas anderes, bei einer internationalen Meisterschaft starten zu dürfen.» In diesen Tagen schlägt der Puls der Gymnasiastin etwas höher als sonst – im Vorfeld von Wettkämpfen verspürt sie eine gewisse Nervosität.
Um das Stresslevel möglichst niedrig zu halten, bereitet sich Castelli akribisch vor. Beispielsweise studiert sie mithilfe öffentlicher Karten das Relief des Waldes, in dem das Rennen stattfindet. Dies wird sie auch vor den bevorstehenden Europameisterschaften tun. Ihren ersten Einsatz hat die 16-Jährige am Freitag in einer Woche, wenn in Brno der Startschuss zur Langdistanz fällt. Am Samstag darauf folgt der Sprint, den krönenden Abschluss bildet die Staffel.
Die Oberbaselbieterin versucht, so entspannt wie möglich an den Start zu gehen und verzichtet bewusst auf ein konkretes Ziel: «Es ist schwierig zu sagen, wo ich im Vergleich zu den Athletinnen aus anderen Nationen stehe. Ich nehme mir keine bestimmte Platzierung vor – das würde mich vermutlich nur nervöser machen, und das ist beim OL nie hilfreich», erklärt Castelli. Stattdessen setzt sie auf langfristige Konstanz: In den kommenden Jahren möchte sie verletzungsfrei bleiben und weiterhin gute Leistungen zeigen.