Im Sägemehl zu Hause
16.05.2024 Sport, LäufelfingenRonja Bieneck aus Läufelfingen ist aktive Jungschwingerin
Die zwölfjährige Ronja Bieneck schwingt aus Leidenschaft und liebt es, ins Sägemehl zu steigen. Im vergangenen Jahr gewann sie am Eidgenössischen Frauen- und Meitlischwingfest einen Zweig.
...Ronja Bieneck aus Läufelfingen ist aktive Jungschwingerin
Die zwölfjährige Ronja Bieneck schwingt aus Leidenschaft und liebt es, ins Sägemehl zu steigen. Im vergangenen Jahr gewann sie am Eidgenössischen Frauen- und Meitlischwingfest einen Zweig.
Michael Herrmann
Mit gerade einmal fünf Jahren stieg Ronja Bieneck das erste Mal ins Sägemehl und seitdem ist sie vom Schwingervirus infiziert. Schon der ältere Bruder Andrin schwingt – da wollte sie es auch einmal probieren. «Wir dachten, das sei eine einmalige Sache; einmal ins Sägemehl und dann wird sie das wieder aufgeben», führt die Mutter aus. Doch Ronja kam mit strahlenden Augen aus dem Ring und sagte: «Mami, das ist genau mein Ding, das will ich machen.»
So kam der Schwingklub Solothurn zu einem neuen Aktivmitglied.
Die Solothurner Schwinghalle ist auch der Trainingsort, wo die Läufelfingerin Ronja zweimal pro Woche trainiert und an ihrer Technik feilt. Nicht, weil es im Kanton Baselland keine Schwingklubs gibt, sondern weil in Solothurn gerade für Jungschwingerinnen optimale Bedingungen herrschen. Sie ist nicht das einzige Mädchen in ihrem Alter und kann sich in der Trainingsgruppe mit anderen Mädchen und auch Knaben messen und so viele Fortschritte erzielen. Die heute Zwölfjährige fing bei den «Zwergli» an und startet nun in der Kategorie Mädchen 2, wo drei Jahrgänge zusammengenommen werden.
Respekt in der Schule
Generell prosperiert der Schwingsport bei den Frauen, die Anzahl Teilnehmerinnen an Frauen-Schwingfesten stieg in den vergangenen Jahren stetig. Dazu beigetragen hat wohl auch die Popularität bei den Männern, wo natürlich das «Eidgenössische» in Pratteln viele Zuschauer begeistern konnte und als eines der grössten Schwingfeste in die Geschichte einging.
Nicht wie bei den Männern, wo es nur alle drei Jahre ein Eidgenössisches Schwingfest gibt, wird das «Eidgenössische» der Frauen und Mädchen jährlich durchgeführt, wo die besten der Saison aufeinandertreffen. Mittlerweile schwingen rund 200 Mädchen und Frauen in der ganzen Schweiz. In den bergnahen Gebieten ist das Frauenschwingen deutlich populärer als in der Stadt. In diesem Jahr werden insgesamt zehn Kranzschwingfeste im ganzen Land ausgetragen und das Eidgenössische Frauen- und Meitlischwingfest wird dann Ende August in Sitten stattfinden. Ronja wird an all diesen Kranzschwingfesten teilnehmen und versuchen, möglichst viele Zweige zu gewinnen. Der Saisonauftakt in diesem Jahr ist ihr denn auch geglückt, in Amden gab es einen 4. Rang.
Dass ein Mädchen schwingt, sei dennoch eher aussergewöhnlich. Vielmals komme die Bemerkung, «ah, du schwimmst», erzählt Ronja. «Nein, ich schwinge», antworte sie dann jeweils. «Dann ist erst einmal kurz Stille. Danach kommen das Interesse und viele Fragen.» Den Respekt in der Schule habe es jedoch gratis gegeben, da wolle sich niemand so schnell mit Ronja anlegen. Bei Andrin, dem älteren Bruder, der bereits in die Sekundarschule in Sissach geht, stichelten Mitschüler immer wieder einmal. Der Turnlehrer habe es dann in einer Stunde einmal genau wissen wollen und habe ihn gegen den grössten und stärksten Schüler schwingen lassen, der doch ziemlich schnell auf dem Hosenboden gelegen sei und die Rangordnung sei so geklärt worden.
Technik, Taktik und Training
Für Ronja sei es wichtig, ein breites Repertoire an Schwüngen zu lernen und umzusetzen. Je nach Gegnerin müsse sie ihre Taktik anpassen und instinktiv handeln. Da es gerade in diesem jugendlichen Alter auch starke Unterschiede in der körperlichen Entwicklung gebe, sei die richtige Technik entscheidend. «Es ist ein Zusammenspiel von Technik, Kraft und dem richtigen Timing», führt Sven Bieneck, Ronjas Vater, aus. Er leitet als J+S-Trainer Trainings in der Schwinghalle in Solothurn, obwohl er selbst früher nie aktiv geschwungen hat. Aber das Schwingfieber hat ihn durch seine schwingenden Kinder ebenfalls gepackt und nun ist er jede Woche mindestens zwei Abende in der Schwinghalle.
Für diese Saison will Ronja sich weiter auf das Schwingen konzentrieren, rein ins Sägemehl und einfach Spass haben. Als langfristiges Ziel will sie wie ihr Idol, Joel Wicki, einmal als Schwingerkönigin gekrönt werden.