Im Einsatz für 220 Tiere
28.03.2025 SportManuel Wüthrich aus Zunzgen ist wie sein Vater Hansruedi seit den Anfängen in den Diensten des «Longines CHI Classics Basel». Nun auch bei den «FEI World Cup Finals 2025», die Anfang April ausgetragen werden. Der 28-Jährige überwacht unter anderem rund um ...
Manuel Wüthrich aus Zunzgen ist wie sein Vater Hansruedi seit den Anfängen in den Diensten des «Longines CHI Classics Basel». Nun auch bei den «FEI World Cup Finals 2025», die Anfang April ausgetragen werden. Der 28-Jährige überwacht unter anderem rund um die Uhr die Ställe mit ungefähr 220 Pferden.
André Frauchiger
Manuel Wüthrich ist ausgebildeter Obstfachmann. Zusammen mit seiner Familie betreibt er in Zunzgen nebst einem Obstbaubetrieb auch eine Pferdezucht. Mit einem Lächeln merkt er an, dass er sich in der Nordwestschweiz einen Namen als Parcours-Bauer bei Reitanlässen gemacht hat. Der 28-Jährige ist zudem Präsident des Reiterclubs Sissach. Auch ist er im Springreiten aktiv, jedoch nur hobbymässig, wie er betont. Seit seiner Kindheit gehören Pferde zum Leben des Zunzgers, da er auf dem elterlichen Hof mit den Tieren aufgewachsen ist.
Manuel Wüthrichs Engagement im Pferdesport kommt nicht von jeher: Sein Vater, der Zunzger Gemeindepräsident Hansruedi Wüthrich, arbeitet seit der Erstaustragung des «Longines CHI Classic Basel» 2010 am grossen Reitturnier mit. Heute ist er dort für die ganze Outdoor-Infrastruktur verantwortlich.
Rund um die Uhr vor Ort
Seit Beginn ist auch Manuel Wüthrich am Basler Grossanlass engagiert. Wie damals als Jugendlicher, war der Pferdestall auch im vergangenen Januar das Haupteinsatzgebiet des Zunzgers. Er sorgte dafür, dass den Tieren eine bestmögliche Unterkunft geboten wurde.
Jetzt – zwei Monate später – ist Manuel Wüthrich bereits wieder auf dem St.-Jakobs-Areal im Einsatz: Erstmals werden in Basel nämlich die «FEI World Cup Finals» ausgetragen. Dies in den beiden olympischen Disziplinen Springen und Dressur sowie im Voltigieren. «FEI» steht für «Fédération Équestre Internationale», also die internationale Dachorganisation für den Pferdesport. Die Finals des «FEI World Cup» vom 2. bis 6. April können als das bedeutendste Pferdesport-Event, das je in der Schweiz stattfand, betrachtet werden.
Noch ist es auf der Anlage und in den Ställen ruhig. Am Sonntag werden die ersten Pferde, Reiterinnen, Reiter und Stallangestellte kommen, ebenso der National-Circus Knie. In den folgenden drei Tagen werden weitere Tiere eintreffen. Bis Mittwoch werden rund 220 hoch dotierte Pferde aus aller Welt für vier Tage in den Stallungen untergebracht sein.
Für Manuel Wüthrich bedeutet dies, dass er während der Veranstaltung Tag und Nacht vor Ort ist, um die Betreuung und Sicherheit der Pferde gewährleisten zu können. Dafür übernachtet der Oberbaselbieter während des Anlasses in einem Wohnwagen in der Nähe der Ställe. Auch Tierärzte werden sich rund um die Uhr um die Pferde kümmern.
Fällt den Veterinärmedizinern etwas Ungewöhnliches auf – zum Beispiel dass die Wasserzufuhr für eine Tränke nicht mehr funktioniert – wird sofort Manuel Wüthrich «aufgeboten». Er behebt das Problem dann schnellstmöglich.
Das «Mädchen für alles»
Seit rund drei Wochen ist Manuel Wüthrich mit den Vorbereitungen für die «FEI World Cup Finals 2025» beschäftigt. Er kümmerte sich zusammen mit einer Zeltbaufirma um den Aufbau der zehn Stallungen mit Bodenmatten und der grossen Boxen, die zum Teil eine Fläche von drei auf vier Metern aufweisen. Er ist zudem zuständig für die Wasserversorgung bei den Stallzelten, die auf einer Fläche von ungefähr zwei Fussballfeldern platziert sind.
Zu Manuel Wüthrichs Aufgaben gehört auch die Organisation des korrekten Stallbezugs für die Pferde nach deren Ankunft – bei 220 Tieren keine einfache Aufgabe. Während sich die Pferde im Stall aufhalten, hat er die Aufgabe, Abfall und Pferdemist wegzuschaffen und den Stallboden bei Bedarf einzustreuen.
Drei grosse Zeltlaufställe für das Bewegen der Pferde runden das Stallangebot ab. Wüthrich bilanziert: «Eigentlich bin ich das Mädchen für alles.» Doch die Arbeit mache ihm nach wie vor grossen Spass, auch nach 15 Jahren. Er sei am Morgen jeweils der Erste auf dem Platz – und am Abend der Letzte.
Beheizte Ställe
Die verschiedenen Ställe werden bei Bedarf mit einer Holzpelletsheizung aufgewärmt. «Die Pferde sollen nicht frieren, aber die Zeltwärme darf auch nicht zu hoch sein, rund 15 Grad Celsius sind optimal, um eine Schockwirkung bei den Pferden, die ins Freie treten, zu vermeiden», erklärt Manuel Wüthrich.
Das Futter für die Pferde wird von den einzelnen Ställen aus der ganzen Welt nach Basel gebracht, ebenso das Kraftfutter. Heu, Stroh und Späne können vom Veranstalter des Turniers auf dem St.-Jakob-Areal bezogen werden.
Jeder der rund 150 Reiter führt Gepäck mit einem Gesamtgewicht von rund 500 Kilogramm mit – vom Sattel über Zaumzeug bis zum Kraftfutter. Zusammengerechnet ergibt dies eine Ladung von rund 70 Tonnen, die abgeladen und an die Bestimmungsorte bei den Stallzelten gebracht werden muss. Vor Ort benötigt werden je 6 Tonnen Stroh und Heu sowie 1400 Bahnen Späne. Zweifellos ein sehr grosser Materialaufwand.
Die Welt-Elite zu Gast in Basel
fra. Erstmals werden in Basel die «FEI World Cup Finals» ausgetragen. Dies in den beiden olympischen Disziplinen Springen und Dressur sowie im Voltigieren. Die Welt-Elite wird im Springreiten um den begehrten Siegertitel kämpfen, so zum Beispiel der Schwede Henrik von Eckermann, der Ehemann der Bubendörfer Springreiterin Janika Sprunger. Auch Schweizer Reitstars wie Martin Fuchs und Steve Guerdat werden dabei sein. In der Dressur stehen Patrik Kittel aus Schweden und die Niederländerin Anky van Grunsven als Favoriten im Vordergrund. Doch auch mit Isabell Werth aus Deutschland ist zu rechnen. Beim Voltigieren ist Deutschland in allen drei Kategorien (Damen, Herren und Pas-de-Deux) Rekordsieger. Andere stehen in den Startlöchern. Ilona Hannich wird versuchen, zum Abschluss ihrer Karriere einen Heimsieg zu erringen.
Der National-Circus Knie wird sich mit Ivan Frédéric Knie und seinem Karussell mit bis zu 28 Hengsten präsentieren. Man darf gespannt sein. Stand gestern sind auf www.ticketmaster.chnoch Tickets für den Anlass vom 2. bis 6 April zu kaufen. Auf gut Glück kann auch noch bei der Abendkasse angeklopft werden.