«Ich will zu Olympia»
20.11.2025 Sport, Weitere SportartenAnschieber Dominik Hufschmid startet am Wochenende in den Weltcup
Der Weltcup-Auftakt steht bevor – und damit beginnt für den Oltinger Bob-Anschieber Dominik Hufschmid der entscheidende Olympia-Winter. Trotz Verletzungspech im Team blickt er mit Zuversicht auf die kommenden ...
Anschieber Dominik Hufschmid startet am Wochenende in den Weltcup
Der Weltcup-Auftakt steht bevor – und damit beginnt für den Oltinger Bob-Anschieber Dominik Hufschmid der entscheidende Olympia-Winter. Trotz Verletzungspech im Team blickt er mit Zuversicht auf die kommenden Wochen.
Luana Güntert
Am Wochenende startet der Bob-Weltcup in Cortina d’Ampezzo. Ihr Team rund um Pilot Michael Vogt ist bereit – anders als vor einem Jahr, als Ihr Team aufgrund einer Operation von Vogt fehlte. Wie geht es Ihnen heute?
Dominik Hufschmid: Gut. Ich hatte vor Kurzem wegen einer Überlastung einige Probleme mit dem Knie, inzwischen sind die Beschwerden aber fast weg. Auch das Team ist fit – und Michael im Vergleich zum vergangenen Jahr klar stabiler. Den Rücken spürt er zwar noch manchmal, sodass er vorsichtig sein muss.
Wie verlief die Vorbereitung auf die Saison?
Mein eigenes Sommertraining war solide. Im Teamanschub hatten wir hingegen Pech: Immer wieder fiel jemand verletzt aus. Inzwischen sind aber alle zurück, und wir freuen uns, dass es endlich losgeht.
Sie kennen die neue Olympia-Bahn in Cortina erst aus Trainingsfahrten. Wie blicken Sie auf den Weltcup-Auftakt?
Mit einer gewissen Unsicherheit. Die Bahn ist neu, wir haben noch wenig Erfahrung darauf. Und das Anschiebtraining war wie gesagt nicht ideal. Wir müssen schauen, wie schnell wir den Rhythmus finden.
Werden Sie bereits am ersten Wochenende eingesetzt?
Im Zweier am Samstag nicht. Am Sonntag im Vierer bin ich gesetzt – ebenso eine Woche später in Innsbruck und Mitte Dezember in Lillehammer. Dort stehen zwei Vierer-Rennen an; ob ich bei beiden starte, ist noch offen.
Zu Ihrem Team gehört eigentlich auch noch der Fricktaler Anschieber Sandro Michel, der sich Anfang 2024 bei einem Sturz schwer verletzte. Wie geht es ihm mittlerweile?
Den Umständen entsprechend gut, doch die Umstände sind halt auch schlecht. Er war in unserem zweiwöchigen Trainingslager in Lillehammer dabei – nicht im Schlitten, aber als Teil des Teams. Es war schön, ihn wieder in der Gruppe zu haben.
Im Team Vogt sind sieben Athleten. Wie gehen Sie damit um?
Im Vierer starten vier, dazu kommt jeweils ein Ersatzfahrer. Zwei müssen leider jeweils zu Hause bleiben – das ist hart, gehört aber dazu.
Die Olympischen Spiele finden im Februar ebenfalls in Cortina statt. Spürt man das im Schweizer Kader und in seinem Team?
Ja, klar. Im Sommer war der Konkurrenzkampf spürbar stärker als in normalen Jahren. Einige Athleten haben sehr auf sich selbst geschaut – sogar kleine Psychospielchen hat es gegeben. Jetzt, zum Weltcupstart, hat sich die Lage beruhigt. Die Rollen sind verteilt, und das Teamgefühl ist wieder da.
Wann erfahren Sie, ob Sie persönlich an den Olympischen Spielen starten dürfen?
Dieser Prozess ist etwas kompliziert: Zuerst müssen sich die Piloten qualifizieren – dafür benötigen sie zwei Top-6-Plätze im Weltcup. Danach teilt der Verband die Anschieber den qualifizierten Piloten zu. Das heisst: Die Olympiateams entsprechen nicht zwingend den üblichen Weltcup-Formationen. Für uns Anschieber findet am 28. Dezember ein offizieller Anschubtest statt. Dort fällt die Entscheidung.
Wie viele Schweizer Teams könnten es Ihrer Einschätzung nach an die Spiele in Cortina schaffen?
Schwer zu sagen. Die internationale Konkurrenz ist in einem Olympia-Winter deutlich grösser. Hier in Cortina sehen wir es gerade: 26 Teams stehen am Start – in anderen Jahren waren es oft weniger als 20. Ich denke aber, dass wir es mit drei Teams schaffen können, wenn es gut läuft.
Wie gross schätzen Sie Ihre eigenen Chancen ein?
Ich bin fit und eine Teilnahme ist gut möglich. Ich mache mir auch Druck, da ich unbedingt an die Olympischen Spiele will. Ich versuche, mich nun auf den Weltcup zu fokussieren, da ich und die anderen Anschieber es bis am 28. Dezember sowieso nicht in der eigenen Hand haben.
Eine ganz andere Sache: Swiss Sliding musste wegen eines Sponsorenausfalls sein Budget deutlich kürzen und ein Crowdfunding lancieren. Spüren Sie die Auswirkungen?
Jetzt, in der Weltcup-Woche, weniger. Härter trifft es den Nachwuchs und die Europacup-Athleten – sie müssen noch mehr selbst finanzieren. Im Sommer haben wir Weltcup-Athleten normalerweise ein siebentägiges Trainingscamp – dieses dauerte heuer aber nur zwei Tage. Der Verband hat uns mitgeteilt, dass dies nicht an den Finanzen liege. Ob das stimmt, weiss ich allerdings nicht.

