Hoher Besuch im «Cheesmeyer»
03.04.2024 SissachDie frühere Bundesrätin Ruth Dreifuss und Therese Frösch zu Gast
In erster Linie wegen Ruth Dreifuss hat die März-Ausgabe von Ueli Mäders Gesprächsreihe in Sissach ein stattliches Publikum in den «Cheesmeyer» gelockt. Die frühere ...
Die frühere Bundesrätin Ruth Dreifuss und Therese Frösch zu Gast
In erster Linie wegen Ruth Dreifuss hat die März-Ausgabe von Ueli Mäders Gesprächsreihe in Sissach ein stattliches Publikum in den «Cheesmeyer» gelockt. Die frühere Bundesrätin diskutierte gemeinsam mit der Politikerin Therese Frösch über den Generationengraben.
Jürg Gohl
Zuerst Ruth Dreifuss: Die frühere SP-Bundesrätin, neun Jahre lang ein nonkonformes Mitglied der Landesregierung, reiste aus ihrer Heimatstadt Genf eigens nach Sissach, um an der März-Ausgabe von Ueli Mäders Gesprächsreihe im «Cheesmeyer» teilzunehmen. Der Name der inzwischen 84-jährigen Politikerin dürfte wesentlich dazu beigetragen haben, dass dem Gespräch im Sissacher Bistro am Donnerstag gut 170 Gäste beiwohnten.
Neben Ruth Dreifuss und dem Soziologen Ueli Mäder, dem 73-jährigen Veranstalter und Gesprächsleiter, sass noch seine Jahrgangsgenossin Therese Frösch auf dem Podium, die frühere Berner Finanzdirektorin und spätere Nationalrätin und Fraktionspräsidentin der Grünen. Im Publikum waren gleich drei frühere Baselbieter Nationalrätinnen, Kathrin Amacker («Mitte»), Susanne Leutenegger Oberholzer (SP) und die aktuelle Ständerätin Maya Graf (Grüne) auszumachen.
Junge mussten passen
Das Alter der Protagonistinnen und des Moderators ist deshalb von Belang, weil sie zum Thema «Alt und Jung. Was bewegt die politische Schweiz?» diskutierten. Doch ausgerechnet diese Jugend fehlte aus unglücklichen Umständen. Ueli Mäder hatte eigens mit einer Gymnasialklasse Vorgespräche geführt, und zwölf Schülerinnen und Schüler hätten sich um das Podium setzen sollen. Doch ein gravierender Vorfall verhinderte diese aktive Teilnahme. Alte befinden so über die Jungen – die leeren Kissen erlangten Symbolkraft.
So vereinigte das auf drei Personen geschrumpfte Podium, die alle dem linken Lager zuzuordnen sind, gleich 230 Jahre Lebenserfahrung. Doch das Trio erwies sich als starker Anwalt für die Jungen. 18 Tage, nachdem sich der ältere Teil des Stimmvolks eine 13. AHV bewilligte, bezeichnet Therese Frösch einen Generationenkonflikt als «Fake News». Er sei herbeigeschrieben, zumal, früher wie heute, jede Generation ein heterogenes Gebilde sei.
Schwieriger als «wir damals»
Die zurückhaltend auftretende Ruth Dreifuss sagte, sie erlebe die Jungen als eine «aufgestellte Generation», obschon sie es ungleich schwieriger habe als «wir damals». Therese Frösch nannte dazu beipflichtend ein paar Stichworte: Kriege, Klimakrise, Radikalisierung nach rechts. «Es sind das politische System sowie der Respekt vor den diversen Kulturen und vor Minderheiten, die uns zusammenhalten», sagte Ruth Dreifuss, «nicht Blut und Boden und dieses Morgenrot-Lied.» Sie rief dazu auf, dass sich die Generationen nicht auseinanderdividieren lassen dürften.
Die beiden Frauen haben sich in ihrer Laufbahn stark in der Entwicklungshilfe engagiert und richteten deshalb ihren Ruf nach Solidarität nicht nur an die verschiedenen Altersgruppen in der Schweiz, sondern forderten diese für die ganze Welt, indem wir zum Beispiel privat mehr spenden. Und spätestens mit ihren Schlussappellen streiften die beiden Frauen die letzten Ohrsessel-Attitüden ab. «Wir sollten uns radikalisieren», forderte die jüngere der beiden. Die ältere appellierte: «Macht weiter! Verändern wir die Welt!»
Und was tut die Wirtschaft?
jg. Nächster Anlass der Gesprächsreihe: «Was tut die Wirtschaft global und regional?» Zu Gast bei Ueli Mäder sind Ökonom Klaus M. Leisinger und Damaris Buchenhorner, Verwaltungsratspräsidentin der Mineralquellen Eptinger AG. Donnerstag, 25. April, 19 Uhr; Bistro Cheesmeyer, Sissach.