Hoffnung im Schatten des Krieges
25.11.2025 Tenniken«Teilete-Abend» über Projekte in Ostkongo
Die «Mission am Nil International» verbessert mit Projekten die Lebensbedingungen benachteiligter Menschen entlang des Nils. Beim «Teilete-Abend» der Reformierten Kirchgemeinde Tenniken-Zunzgen berichtete ...
«Teilete-Abend» über Projekte in Ostkongo
Die «Mission am Nil International» verbessert mit Projekten die Lebensbedingungen benachteiligter Menschen entlang des Nils. Beim «Teilete-Abend» der Reformierten Kirchgemeinde Tenniken-Zunzgen berichtete Katharina von Bergen darüber.
Sander van Riemsdijk
Im Osten der Demokratischen Republik Kongo ist die politische Situation sehr instabil. Seit 30 Jahren tobt dort ein schrecklicher Bürgerkrieg, und es herrscht extreme Armut. Junge Erwachsene haben kaum Perspektiven und laufen Gefahr, in die Kriminalität abzurutschen. Mit einem Ausbildungszentrum in Bukavu, in dem verschiedene handwerkliche Berufe erlernt werden können, hilft das Panzi-Zentrum des Hilfswerks Mission am Nil International seit 2002 als Zeichen der Hoffnung jungen Menschen, tragfähige Perspektiven auf ihrem Lebensweg aufzubauen. Zum Projekt gehört ebenso eine Trauma-Rehabilitation für von Rebellen missbrauchte Frauen, damit sie den Weg zurück ins Leben finden können.
Seit vielen Jahren unterstützt die Kirchgemeinde Tenniken-Zunzgen das Hilfswerk Mission am Nil International mit ihren Kollekten. Auf ihre Einladung und mit Pfarrer Ulrich Dällenbach als Moderator referierte am vergangenen Freitagabend im Gemeindesaal in Tenniken die pensionierte langjährige Mitarbeiterin der Organisation, Katharina von Bergen, über die verschiedenen Projekte und deren Ziele.
Sie gab als ehemalige Feldverantwortliche eindrückliche Einblicke in das Leben von Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Die «Mission am Nil International» ist in sechs Ländern mit Hilfsprojekten vertreten, seit den 1990er-Jahren auch in Kongo und Tansania. Dabei stehen die biblischen Prinzipien im Vordergrund: «Gib Gott das Erste und Beste zurück.»
Einstieg ins Berufsleben gelingt
Das Ausbildungszentrum Panzi in Bukavu bildet mittellose junge Frauen und Männer im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe zu Schneiderinnen und Schneidern sowie zu Schreinerinnen und Schreinern aus. Jedes Jahr erhalten rund 30 von ihnen die Chance, diese dreijährige Ausbildung zu absolvieren. «Mit dieser Unterstützung können die jungen Menschen nach ihrer Ausbildung ein eigenes Geschäft und damit eine Existenz im kriegsversehrten Land aufbauen», erläutert Katharina von Bergen. Den allermeisten Absolventinnen und Absolventen gelingt der Einstieg ins Berufsleben, und nicht wenige wirtschaften so erfolgreich, dass sie selbst Lehrlinge einstellen und ausbilden können. «So vervielfältigt sich die Wirkung des Ausbildungszentrums, denn sie geben weiter, was sie gelernt haben», führt sie aus. Im Jahr 2025 konnten 24 Absolventinnen und Absolventen die Ausbildung abschliessen.
Viele Menschen leben in Kongo in Armut, obwohl das Land reich an Bodenschätzen ist. «Der Reichtum wird nicht gut verteilt. Das Geld geht an ausländische Organisationen und an Regierungsvertreter», so Katharina von Bergen. Wegen des grossen Bedarfs an Ausbildungsplätzen in Handwerksberufen wurden vor drei Jahren zusätzliche Ausbildungsplätze in den Berufen Automechaniker/-in und Maurer/-in geschaffen. Wie stark der Krieg das alltägliche Leben beeinflusst und wie schwierig die Arbeit der Mitglieder der «Mission am Nil International» ist, zeigt sich daran, dass von anfänglich zwölf Lernenden in der Maurer-Ausbildung nur noch acht dabei sind. Vier mussten wegen der Kriegswirren flüchten.
Seit jeher kämpfen Rebellengruppen um die Macht. Unter diesen kriegerischen Auseinandersetzungen leiden besonders Frauen. «Sexuelle Gewalt wird systematisch als Kriegswaffe eingesetzt», sagt Katharina von Bergen. «Viele Familien sind auseinandergebrochen, die Frauen haben ihre Ehre und Gesundheit verloren und wurden nicht selten von ihren Ehemännern verstossen.» In einer neun bis elf Monate dauernden Therapie wird diesen Frauen medizinisch und seelsorgerisch geholfen, ihre Traumata zu verarbeiten, und sie erhalten für die Wiedereingliederung in die Gesellschaft finanzielle Unterstützung. «Der Kontakt mit dem Panzi-Rehazentrum wird dabei aufrechterhalten», so Katharina von Bergen. Finanziert wird das Hilfswerk durch private und kirchliche Spenden, gemeinnützige Fonds, Stiftungen, Zuschüsse des Bundes und Sammelaktionen aus der Wirtschaft. Abgerundet wurde der Abend im Sinne der «Teilete» mit einem gemeinsamen Essen der mitgebrachten Lebensmittel.

