Heidi Tschopp, Hölstein
15.04.2025 ItingenIM GEDENKEN
Die frühere Landratspräsidentin und Hölsteiner Gemeinderätin Heidi Tschopp ist am 27. Januar im Alter von 83 Jahren verstorben.
Bereits als Kind hat sich Heidi Tschopp für unternehmerische Zusammenhänge interessiert. Ihr ...
IM GEDENKEN
Die frühere Landratspräsidentin und Hölsteiner Gemeinderätin Heidi Tschopp ist am 27. Januar im Alter von 83 Jahren verstorben.
Bereits als Kind hat sich Heidi Tschopp für unternehmerische Zusammenhänge interessiert. Ihr Vater hat im Jahr 1941 mit seinem Partner die Martin und Tschopp AG in Hölstein gegründet. Ein Unternehmen für feinmechanische Produkte von höchster Qualität und Präzision. Eine Produktepalette, die eher von «Männerwelten» dominiert wurde. Heidi Tschopp trat 1962 in die Firma ein und konnte diese nach verschiedenen Aus- und Weiterbildungen ab 1985 bis 2002 als selbstständige Firmenchefin übernehmen und sich als eine Art Pionierin in diesem Produktsegment über mehrere Konjunkturphasen erfolgreich behaupten.
Ein grosses Anliegen waren für Heidi immer die sozialen Aspekte, nämlich der Fortbestand des Betriebs und die Sicherung der Arbeitsplätze. Heidi Tschopp hat sich aber wie früher für Unternehmerinnen und Unternehmer üblich, auch für das Leben ausserhalb der Firma in der Gemeinde, dem Kanton oder Vereinen und Verbänden sehr interessiert und engagiert. Sie wirkte als Gemeinderätin in Hölstein, als Landrätin und in den Jahren 1997/98 als Höhepunkt ihrer politischen Karriere als «höchste Baselbieterin» im Amt der Landratspräsidentin.
Dass ein Unternehmen für den Erfolg von der Öffentlichkeit möglichst gute Rahmenbedingungen benötigt, war Heidi Tschopp ein grosses Anliegen. Deshalb hat sie ihre «politische Heimat» in der FDP gefunden und sich während vieler Jahre auf allen Ebenen sehr stark engagiert.
Ich habe Heidi Tschopp erst bei unseren gemeinsamen Jahren im Landrat kennengelernt. Sie ist mir als unermüdliche und fleissige Schafferin mit vielseitigen Interessen aufgefallen. Auf der politischen Ebene waren ihr die Schulen über die Berufsausbildung bis zu gesicherten Arbeitsplätzen in den Gewerbe- und Industriebetrieben ein grosses Anliegen. Aber auch die Betreuung der älteren Generationen und die dafür notwendigen Seniorenzentren lagen ihr sehr am Herzen.
Heidi Tschopp war eine «Powerfrau» mit klaren Linien und Zielsetzungen. Sie konnte frei und unabhängig mit einer eigenen Meinung politisieren. Dabei hat sie sich nicht immer nur beliebt gemacht. Wenn ihr etwas nicht passte, traute sie sich, es zu sagen und konnte dabei auch mit ganz bösen Blicken um sich werfen. Nach einem gefällten Entscheid wurde dieser von ihr aber akzeptiert.
Heidi war keine Feministin, die Quoten forderte. Mit ihrem unermüdlichen Einsatz hat sie jedoch aufgezeigt, was Frauen (auch) können und dabei manche «Männer» in den Schatten gestellt. Eine Aufzählung ihres vielseitigen Engagements sprengt diesen Rahmen. Zwei grosse «Kisten» müssen aber erwähnt werden: Als Stiftungsratspräsidentin setzte sie sich für den Ausbau des regionalen Seniorenzentrums Gritt in Niederdorf während vielen Jahren mit Herzblut ein. Dabei handelt es sich um ein Projekt von einer beachtlichen Dimension betreffend Gebäudevolumen wie auch Kosten, das heute als Vorzeigeprojekt bezeichnet werden darf.
Eine Art Denkmal hat sich Heidi Tschopp als unermüdliche Promotorin für den Neubau der Wasserfallenbahn gesetzt. Anfang der 1990er-Jahre als Präsidentin des «Bähnliklub», wo praktisch aus dem Nichts rund 2 Millionen Franken für die Erneuerung der Konzession gesucht werden mussten. Später – ab dem Jahr 1995 als erste Präsidentin des Stiftungsrats der Wasserfallenbahn – mussten weitere 8,5 Millionen als Grundlage für die Verlängerung der Betriebsbewilligung und für den Neubau der Bahn aufgetrieben werden. Heidi hat mit ihrem aggressiven Charme sämtliche potenziellen Stellen «abgeklopft», bis die notwendigen Gelder beisammen waren.
In ihrer Rolle als Präsidentin der Stiftung Wasserfallenbahn und aus tiefer innerer Überzeugung für eine gute Sache hat sie sich für die Realisierung des Projekts Neubau Wasserfallenbahn eingesetzt. Als Dank und Erinnerung wurde das Beizli bei der Bergstation nach ihr benannt: als «Heidi-Stübli». Es kommt sehr selten vor, dass ein Politiker oder eine Politikerin etwas bewirken kann, das man sieht, funktioniert, jungen bis alten Menschen Freude macht, eine Region aufwertet und erst noch «nachhaltig» ist. Danke Heidi …!
Privat musste Heidi immer wieder grosse Herausforderungen meistern. Dabei wurde sie von der eher im Hintergrund wirkenden Tochter Marlies stets unterstützt und sie waren zusammen ein gutes Team. Für welche der zahlreichen Organisationen sie sich auch immer in der Öffentlichkeit eingesetzt hat, bei ihren Auftritten war sie stets gut vorbereitet und präsentierte sich in einem eleganten Outfit.
Heidis Blicke gingen über die Grenzen hinaus, ihre «Swiss-made»- Produkte wurden ja in der ganzen Welt nachgefragt. Sie fühlte sich jedoch als Schweizerin, Baselbieterin, Oberbaselbieterin und insbesondere für das Waldenburger- und Frenkental speziell zuständig. Auf ihren Wunsch hin wurden am Ende des Trauergottesdienstes mit Orgelbegleitung und stehend alle vier Strophen des Baselbieterlieds gesungen. Die dritte Strophe beginnt mit: «Die Baselbieter Lütli si gar e fliss’ge Schlag»: Das war Heidi Tschopp. Danke!
Hansruedi Bieri, alt Landrat, Itingen