Hausarbeit ist oft nicht bezahlt, aber unbezahlbar

  20.03.2025

Zum internationalen Tag der Hauswirtschaft.

«Keinem fällt auf, wenn du sie machst, aber jeder sieht, wenn du sie liegen lässt.» Der Urheber oder die Urheberin dieses Zitats ist mir unbekannt, aber die Worte beschreiben das Dilemma von mindestens einer Viertelmillion Menschen in den beiden Basel. So viele Haushalte gibt es nämlich ungefähr in unseren beiden Kantonen, ergo verrichten mindestens so viele Menschen in diesen Wohnungen und Häusern die Haushaltsarbeit. Morgen Freitag ist der Tag, an dem sich all diese Menschen auf die Schulter klopfen dürfen: Es ist der internationale Tag der Hauswirtschaft. Hätten Sie es gewusst?

Arbeit im Haushalt ist oft nicht bezahlt, aber unbezahlbar. Diese wertvolle Arbeit bleibt zu oft ohne Wertschätzung. So wird der Haushalt zur Last anstatt zur befriedigenden Tätigkeit. Dabei dürften wir durchaus die Wichtigkeit einer Hausfrau oder eines Hausmanns anerkennen. Denn ohne Hauswirtschaft geht nichts – nirgendwo auf der Welt.

Einer der wichtigen Teilbereiche dieser hauswirtschaftlichen Arbeit ist die Ernährung. Wir von den Bäuerinnen und Landfrauen beider Basel verfolgen mit Skepsis die Entwicklung in diesem Bereich. Die Bevölkerung entfernt sich von einer gesunden, regionalen, saisonalen Ernährung. Der Bezug zur regionalen Lebensmittelproduktion und die Wertschätzung für Lebensmittel sind in weiten Bevölkerungskreisen verloren gegangen.

Ich erinnere mich gut daran, wie ich einmal fassungslos vor dem Fernseher sass, als ein Grossteil der Teilnehmenden einer Quizshow Kohlrabi und Zucchetti statt Lauch als winterhartes Gemüse bezeichnete. Auch hauswirtschaftliche Lehrpersonen berichten uns, dass Grundwissen über die Ernährung und insbesondere über das Kochen kleiner wird. Über die Gründe lässt sich nur spekulieren. Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass viele Eltern heute mit einem grösseren Pensum berufstätig sind und als Folge davon ihre Kinder weniger Wissenswertes aus dem Bereich Hauswirtschaft mit auf den Weg bekommen. Die Folge: Das Wissen über die Verarbeitung und Konservierung von Lebensmitteln geht verloren.

Auch die Esskultur hat sich geändert: Gesunde Alltagsküche wird durch Fertigmenüs, Fastfood und exotischen Superfood ersetzt. Alle Lebensmittel sind während des ganzen Jahrs verfügbar. Saisonalität und Regionalität spielen kaum mehr eine Rolle. Auf etwas zu verzichten, bis es wieder Saison hat, ist nicht mehr zeitgemäss. Dem wollen wir entgegenwirken.

Schon seit Längerem haben wir im Vorstand des Bäuerinnen- und Landfrauenvereins beider Basel die Vision, am Tag der Hauswirtschaft in die Schulen zu gehen. In Zusammenarbeit mit den Hauswirtschafts- und Klassenlehrpersonen sollen Bäuerinnen und Landfrauen ihr Wissen über die saisonale und regionale Ernährung an Schülerinnen und Schüler der Primar- und Oberstufe weitergeben. Wir möchten dabei auch praxisnah den Dialog zwischen Bevölkerung und Landwirtschaft herstellen. Unser Ziel: Die Kinder und Jugendlichen erkennen das Potenzial der saisonalen und regionalen Ernährung und lernen, sie wertzuschätzen. Dabei möchten wir mit der Klasse zusammen kochen. Integriert werden soll auch der Einkauf und das Beleuchten der Herkunft und der Produktion der Lebensmittel.

Nach viel Vorarbeit ist es so weit: Im Pilotprojekt, das wir in diesen Tagen ehrenamtlich mit je einer Primar- und einer Sekundarschulklasse in Sissach absolvieren, sammeln wir Erfahrungen. Und wir hoffen, dass unsere Idee funktioniert. Noch offen ist, ob es beim Pilotprojekt bleibt oder ob künftig noch mehr Baselbieter und Basler Kinder und Jugendliche vom Landfrauen-Wissen profitieren. Wir sind gespannt.

Stefanie Spycher-Gass, Vorstandsmitglied Bäuerinnen- und Landfrauenverein beider Basel


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