Gut vorbereitet fürs Alter
15.08.2025 PolitikPascal Wiget, Gemeindepräsident Hersberg, GLP
In meiner letzten «Carte blanche» habe ich aufgezeigt, warum die Altersversorgung uns alle angeht. Nun möchte ich einen Schritt weiter gehen und ein konkretes Angebot vorstellen, das besonders für ...
Pascal Wiget, Gemeindepräsident Hersberg, GLP
In meiner letzten «Carte blanche» habe ich aufgezeigt, warum die Altersversorgung uns alle angeht. Nun möchte ich einen Schritt weiter gehen und ein konkretes Angebot vorstellen, das besonders für die bald pensionierte Boomer-Generation entscheidend sein wird: neue Wohn- und Betreuungsformen zwischen Spitex und Pflegeheim.
Die Alters- und Pflegeregion Liestal (APRL) arbeitet daran, genau diese Versorgungslücke zu schliessen. Viele ältere Menschen möchten so lange wie möglich selbstständig wohnen, wünschen sich aber Sicherheit, Gemeinschaft und punktuelle Unterstützung im Alltag. Klassische Pflegeheime oder die Spitex alleine reichen dafür oft nicht aus. Es braucht flexible, wohnortnahe Lösungen.
Ein Beispiel dafür ist das betreute Wohnen mit Alltagsunterstützung: eine Wohnform für Menschen, die nicht rund um die Uhr Pflege benötigen, aber von gewissen Unterstützungsleistungen profitieren – etwa bei der Haushaltsführung, beim Einkaufen oder bei der Begleitung zu Terminen. Ergänzt wird dies durch ge- meinschaftliche Räume, Mahlzeitenangebote und niederschwellige Ansprechpersonen vor Ort. Das Ziel: Eigenständigkeit fördern, Vereinsamung verhindern und die Angehörigen entlasten.
Solche Angebote lassen sich in kleinen Gemeinden kaum alleine umsetzen. Doch im Verbund der APRL können wir Ressourcen bündeln, gemeinsam planen und Projekte realisieren, die auf die Bedürfnisse unserer Bevölkerung abgestimmt sind. Gerade kleinere Gemeinden wie Hersberg können durch die Zusammenarbeit in der Region Verantwortung übernehmen – gemeinsam geht mehr.
Auch gesetzlich besteht ein klarer Auftrag. Das Alters- und Pflegegesetz verpflichtet alle Gemeinden zur Mitwirkung an einer zukunftsfähigen Versorgung. Auch kleine Gemeinden haben die Pflicht, solche Themen aktiv anzugehen. Denn es geht um nichts weniger als um die Frage, wie Menschen in Würde alt werden können.
Jetzt ist der richtige Moment, diese Aufgaben anzupacken. Mit der Boomer-Generation tritt eine aktive, gut informierte Bevölkerungsgruppe ins Rentenalter, die neue Perspektiven auf das Älterwerden mitbringt. Diese Generation wird berechtigte Ansprüche an eine vielseitige, selbstbestimmte Altersversorgung stellen – darauf müssen wir heute reagieren.
Die APRL schafft die Voraussetzungen dafür. Sie denkt nicht in Kategorien von Pflegebetten, sondern in Lebensmodellen. Sie unterstützt die Gemeinden mit Erfahrungswerten und konkreten Umsetzungshilfen – damit Altern nicht zum Risiko, sondern zur gestaltbaren Lebensphase wird.
Würdevolles Altern beginnt nicht im Pflegeheim, sondern bei der Frage, wie wir das Leben davor ermöglichen. Was wir heute aufbauen, entscheidet darüber, wie wir morgen alt werden – und wie wir unseren Eltern und Grosseltern das Altern ermöglichen, das wir uns später auch für uns selbst wünschen.
Investitionen in diese ergänzenden Angebote sind kein Luxus, sondern eine verantwortungsvolle Antwort auf den demografischen Wandel: Sie helfen, Heimeintritte gezielter zu steuern, entlasten die Spitex sowie betreuende Angehörige – und schaffen die Voraussetzungen, um die wachsenden Kosten im Pflegebereich planbarer und effizienter zu managen. Zugleich entsteht echter Mehrwert: Lebensqualität, Selbstständigkeit und ein Gefühl von Zugehörigkeit – für die älteren Menschen in unserer Region.
In der «Carte blanche» äussern sich Oberbaselbieter National- und Landratsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindebehörden zu einem selbst gewählten Thema.