Guido Handschin, Gelterkinden
30.09.2025 GelterkindenGuido Handschin wurde in eine Arztfamilie geboren, studierte seinerseits Medizin und führte 50 Jahre eine eigene Praxis am Gartenweg in Gelterkinden. Vor gut einem Monat verliess er diese Welt, in der er erfolgreich beruflich gewirkt und zusammen mit seiner Frau Ursula drei Kinder ...
Guido Handschin wurde in eine Arztfamilie geboren, studierte seinerseits Medizin und führte 50 Jahre eine eigene Praxis am Gartenweg in Gelterkinden. Vor gut einem Monat verliess er diese Welt, in der er erfolgreich beruflich gewirkt und zusammen mit seiner Frau Ursula drei Kinder grossgezogen hatte.
Zur Welt kam Guido als ältestes von vier Kindern am 28. Dezember 1939 in Wädenswil, wo der Vater eine Hausarztpraxis führte. Der Ort prägte seinen Dialekt, der Zürichsee seine Liebe zur Schifffahrt. Zur Freude seines Vaters studierte er nach dem Besuch der Kantonsschule Medizin. Nach dem Staatsexamen war er in den Spitälern von Zofingen, Langenthal und Basel tätig. In Zofingen lernte er Ursula kennen, die dort als Krankenschwester arbeitete. Das Paar heiratete im Dezember 1969. Drei Kinder, Daniel, Christoph und Barbara, kamen zwischen 1971 und 1977 zur Welt.
Bereits 1973 zog die junge Familie nach Gelterkinden, wo Guido in die Praxis seines Vaters eintrat. Denn: In der Zwischenzeit war Vater Guido seinerseits nach Gelterkinden zurückgekehrt, wo er seine Praxis am Gartenweg aufbaute. Eigentlich war es eine Rückkehr nach einer Art Verbannung. Es war ihm von einem etablierten Arzt – seinem Cousin wohlgemerkt – aus Konkurrenzgründen verwehrt worden, im Rayon Gelterkinden zu praktizieren. Die «Dynastie» Handschin war seit Langem in Gelterkinden ansässig. Hier führte sie die Apotheke Handschin, die später von Guidos Schwester Erika Rüegg-Handschin geleitet wurde.
Guido Handschin war Arzt mit Leib und Seele, immer in Sorge um das Wohl seiner Patienten. Er fühlte sich nie als Gott in Weiss, er wusste sein Wirken realistisch einzuschätzen. Seine ärztliche Devise: «Manchmal heilen, oft lindern, immer trösten.» Das Berufsleben von Guido Handschin fiel in die Zeit einer rasanten Entwicklung: Waren zu Beginn offene Sprechstunden mit vollen Wartezimmern und Hausbesuche im ganzen Oberbaselbiet üblich, veränderte sich mit dem Ausbau der Notfallmedizin und dank moderner kommunikativer und administrativer Hilfsmittel auch die Praxis am Gartenweg. Davor hatte schon Ehefrau Ursula das Labor modernisiert. Ohnehin hielt sie ihrem Mann in vieler Hinsicht den Rücken frei, was Guido ihr zeitlebens dankte.
Guido Handschin engagierte sich neben seiner fordernden Arbeit als Hausarzt in verschiedenen öffentlichen Ämtern. So war er in der Schulpflege der Primarschule Gelterkinden aktiv, einige Jahre auch als deren Präsident. Er wirkte zudem zehn Jahre als Ombudsmann der Ärztegesellschaft Baselland sowie als Mitglied der Krankenpflegekommission.
Guido schätzte diese Aufgaben, waren sie doch ein Ausgleich zu seinem beruflichen Alltag. Seinerseits geschätzt wurde Guido in diesen Gremien wegen seiner ausgleichenden und lösungsorientierten Art.
Die militärische Karriere von Guido glich jener von vielen Ärzten: Sanitäts-RS, Truppenarzt, Bataillonsarzt im Rang eines Hauptmanns.
Guido war ein Familienmensch. Zeitweise lebten drei Generationen Handschin unter einem Dach. Die Kinder eines Hausarztes müssen in der Beziehung zu ihrem Vater wohl mehr mit Qualität als Quantität vorliebnehmen. Guidos Kinder erinnern sich an die gemeinsamen unbeschwerten Ferienerlebnisse in der Schweiz sowie im nahen und fernen Ausland. Papa Guido liess seine kulturellen Interessen, etwa an Literatur, Musik und bildender Kunst, gerne in die Erziehung einfliessen. Seine Goethe-Zitate imponierten bei vielen Anlässen.
Guidos Berufsethos wird in der Praxis am Gartenweg wohl noch lange mitschwingen. Sohn Daniel ist 2005 als junger Arzt bei seinem Vater eingestiegen, wo er zu Beginn von dessen langjähriger Erfahrung zehren durfte. Gleichzeitig ermöglichte dies Guido, dosiert ins Rentnerleben überzutreten. So konnte er beim eigenen Sohn anwenden, was ihm immer ein Anliegen war: die hochstehende Praxis-Ausbildung von angehenden Hausärzten.
Guido verbrachte in den letzten Jahren seines Lebens gerne Zeit mit seinen Enkelinnen und seinem Enkel. Krankheitsbedingt schwanden seine physischen und psychischen Kräfte zusehends, stärker als er sich dies gewünscht hätte. Am 24. August verstarb Guido Handschin-Stocker nach einem erfüllten Leben in seinem 85. Altersjahr.
Urs Kühnis, Gelterkinden

