Grosse Vorfreude auf die WM
23.07.2024 Sport, TurnenRhönrad | Drei Turnerinnen des TV Liestal reisen in die Niederlande
Die Athletinnen der Rhönrad-Riege des Turnvereins Liestal zählen zu den erfolgreichsten im Land. Sie fahren mit guten Chancen auf Edelmetall an die Weltmeisterschaft nach Almere in den ...
Rhönrad | Drei Turnerinnen des TV Liestal reisen in die Niederlande
Die Athletinnen der Rhönrad-Riege des Turnvereins Liestal zählen zu den erfolgreichsten im Land. Sie fahren mit guten Chancen auf Edelmetall an die Weltmeisterschaft nach Almere in den Niederlanden.
Elmar Gächter
Mit der Weltmeisterschaft im niederländischen Almere steht den Rhönrad-Turnenden vom 28. Juli bis 4. August das Highlight des Jahres bevor. Das Schweizer Nationalteam wird mit der beeindruckenden Zahl von 13 Athletinnen und Athleten vertreten sein.
Sabine Krumm, welche die Schweizerinnen und Schweizer als Headcoach begleitet, spricht von einer der grössten Delegationen der vergangenen Jahre. Sie, die als Mitglied der Satusgemeinschaft STG Rondo Hölstein selber eine der weltweit besten Rhönradturnerinnen mit verschiedenen Medaillen an Weltmeisterschaften war, schätzt die Schweizer Delegation als sehr stark ein. «Wir gehören neben Deutschland, Japan und Israel zu den dominierenden Rhönrad-Nationen.» Diese Aussage wird durch das Ergebnis an der WM 2022 – sie findet alternierend mit der Team-WM alle zwei Jahre statt – untermauert, als die Schweizer Teilnehmenden zweimal Gold, dreimal Silber und zweimal Bronze holen konnten. An der letztjährigen Team-WM in Chicago glänzten sie mit Silber mit dem Senior-Team und Bronze mit dem Junior-Team.
Comeback nach sechs Jahren
Als Titelverteidiger in zwei Disziplinen ist in Holland auch der Baselbieter Simon Rufener vertreten, der für Satus Züri 12 startet. Speziell erfreulich ist, dass an der diesjährigen WM auch drei Turnerinnen des TV Liestal teilnehmen. Sie haben sich das Ticket für die Teilnahme an der WM unter anderem an den diesjährigen Schweizermeisterschaften gesichert, wo sie sich neben mehreren Titeln in den Disziplinen Mehrkampf, Geradeturnen, Spiraleturnen und Sprung zahlreiche weitere Medaillen erturnen konnten. Dabei sticht Cheyenne Rechsteiner ganz besonders heraus. Sie war im Jahr 2015 Weltmeisterin im Geradeturnen und 2018 im Spiraleturnen und gewann insgesamt 15 Medaillen an Weltmeisterschaften. Sie gibt nach sechs Jahren Unterbruch, unter anderem wegen ihres laufenden Doktorats in Molekularbiologie in den USA, ein Comeback. Die 30-jährige Ausnahmeathletin spricht von schwierigen Trainingsbedingungen in Übersee. «Ich denke aber, dass ich gute Chancen habe, um wieder dort einzusteigen, wo ich 2018 aufgehört habe. Turnübungen von hoher Schwierigkeit waren schon immer meine Stärke, und da bin auch nach sechs Jahren Wettkampfpause immer noch konkurrenzfähig.» Ihr Ziel sei es auch, die jüngeren Teamkolleginnen möglichst gut vor und während den Wettkämpfen zu unterstützen.
Zu den ambitionierten jüngeren WM-Teilnehmerinnen der Rhönrad-Riege Liestal zählen Meret Stark und Olivia Suter. Stark wird ihre dritte Weltmeisterschaft bestreiten, wobei sie als ihre bisher erfolgreichste Teilnahme jene an der Team-WM 2023 in den USA nennt, wo sie mit dem Junior-Team die Bronzemedaille gewann. Zudem konnte sie sich 2022 an der Weltmeisterschaft in Dänemark für den Final im Spiraleturnen qualifizieren. «Ich sehe meine Chancen an der kommenden WM auf eine oder mehrere Finalqualifikationen als sehr realistisch. Es spielen jedoch viele Faktoren mit, die ausserhalb meiner Kontrolle liegen», hält sie als Teilnehmerin an den Juniorinnen-Wettkämpfen fest.
Olivia Suter aus Reigoldswil nimmt erstmals an einer Weltmeisterschaft teil. «Dies bedeutet mir sehr viel, da es mein grösstes Ziel für diese Saison war und ich sehr hart dafür trainiert habe.» Sie möchte in Holland in erster Linie einen guten und fehlerfreien Wettkampf absolvieren und weitere Erfahrungen sammeln. Sie freut sich vor allem auch darauf, mit dem Schweizer Nationalteam zusammen zu sein und Athletinnen und Athleten aus anderen Ländern kennenzulernen. «Ich bin schon etwas nervös. Dies gehört bei einem solchen Wettkampf dazu. Die Vorfreude ist jedoch grösser als die Nervosität», so Suter.
Sabine Krumm möchte die Frage, welche Chancen sich der Verband für seine Teilnehmenden an der Weltmeisterschaft ausrechne, nicht konkret beantworten. «Es würde genannte Turnende nur unter Druck setzen und Nichtgenannte demotivieren», meint sie. Sie freut sich vor allem, dass die Entwicklung des Rhönrad-Turnens in der Schweiz qualitativ und quantitativ nach oben zeige, vor allem auch beim Nachwuchs. Dieses Jahr werde im Juniorenbereich wieder das maximale Kontingent von fünf Turnerinnen ausgeschöpft. Sie selber hat sich während der vergangenen Saison eine Babypause genommen, nachdem im Januar ihre Tochter Linnea zur Welt gekommen ist. Nun sei sie jedoch auch schon wieder aufs Rad gestiegen und in der kommenden Saison werde sie wieder im Paarturnen antreten.
NACHGEFRAGT | DENISE RECHSTEINER, TRAINERIN DER RHÖNRAD-RIEGE LIESAL
Mit welchen Chancen reisen Ihre drei Turnerinnen an die WM?
Denise Rechsteiner: Sie sind alle optimal für die WM vorbereitet. Olivia Suter hat mit der Qualifikation für ihre erste WM ihr grosses Saisonziel bereits erreicht. Für sie gilt es, Erfahrungen zu sammeln und sich inspirieren zu lassen; eine Top-15-Platzierung im Mehrkampf ist realistisch. Meine Tochter Cheyenne und Meret Stark sind erfahrene WM-Turnerinnen und haben in allen Disziplinen gute Chancen für eine Finalteilnahme. Cheyenne hat im Mehrkampf, Gerade- und Spiraleturnen die besten Medaillenchancen, Meret überzeugt in allen Disziplinen gleichermassen.
Wie stolz macht es Sie, dass Liestal solch starke Turnerinnen hat?
Ich investiere zusammen mit meinem Trainerteam sehr viel Zeit in das Rhönradturnen. Deshalb bereitet es mir grosse Freude, wenn ich die Früchte meiner Arbeit sehe. Mein Ziel ist es, dass sich die Turnerinnen stetig weiterentwickeln können.
Worauf führen Sie den Erfolg vorwiegend zurück?
Erfolg besteht aus vielen Komponenten. Es braucht sowohl engagierte Trainerinnen als auch motivierte Turnerinnen. Athletinnen, die mehr erreichen wollen, sind auf die Unterstützung der Eltern und des Umfelds angewiesen. Zudem muss das Trainingsangebot den Vorstellungen und Zielen der Turnerinnen entsprechen. In Liestal haben wir eine gute Mischung dieser Komponenten. Neue Turnerinnen bekommen früh mit, was in unserer Riege möglich ist, und streben den älteren Turnerinnen nach.
Werden Sie Ihre Turnerinnen als Trainerin nach Holland begleiten?
Ich werde als Fan nach Holland reisen. Die Turnerinnen werden während der WM von den Coaches des Nationalteams betreut.